Symbolbild Homeoffice
ORF/Iris Hofmeister
ORF/Iris Hofmeister
Gesundheit

Freud und Leid des Homeoffice

Das Homeoffice wird bleiben – das ist die Erkenntnis einer Studie, die das Arbeitsmedizinische Zentrum in Hall präsentiert durchgeführt hat. Mehr als 500 Tirolerinnen und Tiroler sind zu Zufriedenheit im Homeoffice, zu Problemen und Arbeitsbedingungen befragt worden.

Arbeiten am Esstisch zuhause, am Minischreibtisch im Schlafzimmer oder im Heimbüro im Keller: Das und anderes haben viele Tirolerinnen und Tiroler in den vergangenen zwei Jahren kennengelernt. Für viele ist Arbeit von daheim fast schon normal geworden. Wo vorher das sogenannte Homeoffice noch Zukunftsmusik in den Studien einiger Arbeitsforscher war, ist es jetzt längst Realität geworden – und das in rasanter Geschwindigkeit.

Homeoffice ist nicht unbeliebt

Von den Befragten der aktuellen Studie haben mehr als 60 Prozent bereits im Homeoffice gearbeitet – im Innsbrucker Raum und im Unterland deutlich mehr als im Oberland. Mehr Tiroler Männer als Frauen haben demnach Erfahrungen mit der Homeoffice-Arbeit gemach. Eine Mehrheit möchte damit weitermachen, zumindest teilweise, wie die Leiterin der Arbeitspsychologie am Arbeitsmedizinischen Zentrum in Hall, Veronika Steinkress erklärte: „Ein Großteil ist sehr flexibel, viele äußern in Gesprächen aber den Wunsch, auch weiterhin am liebsten ein, zwei Tage pro Woche im Homeoffice zu arbeiten.“

v.l.n.r. Imma Baumgartner, Präsidentin Arbeitsmedizinisches Zentrum AMZ Hall, Bernadette Trenkwalder, stv. Ärztliche Leiterin AMZ Hall, Barbara Traweger Ravanelli, Geschäftsführerin IMAD Marktforschung, Veronika Steinkreß, Leiterin Arbeitspsychologie, AMZ Hall
Christina Gaio Photography
v.l.n.r. Imma Baumgartner, Präsidentin Arbeitsmedizinisches Zentrum AMZ Hall, Bernadette Trenkwalder, stv. Ärztliche Leiterin AMZ Hall, Barbara Traweger Ravanelli, Geschäftsführerin IMAD Marktforschung, Veronika Steinkreß, Leiterin Arbeitspsychologie, AMZ Hall

Tagesablauf weiterhin klar gliedern

Nur mehr Zuhause arbeiten komme für die Tiroler Arbeitnehmerinnen und -nehmer allerdings nicht in Frage. Die gemeinsame Zeit mit den Kolleginnen und Kollegen, der Austausch von Information oder auch die gegenseitige Anteilnahme seien auch arbeitsmedizinisch wichtig, betonte das AMZ.

Wichtig sei im Homeoffice zum einen ein gesunder Arbeitsplatz mit ergonomischen Sitzmöglichkeiten. Andererseits sei es auch nicht gut, den ganzen Tag im Pyjama zu bleiben und die Arbeit über 20 Stunden zu verteilen, wie Steinkreß anmerkte. Struktur sei sehr wichtig: „Ich sollte mich benehmen, als würde ich auf die Arbeit gehen, also aufstehen, mich zurechtmachen, einen Tagesplan erstellen, der sich am Wochenplan orientiert. Es hat sich gezeigt, dass die Befragten umso zufriedener waren, je strukturierter der Ablauf und die Routinen sind.“

Das Arbeitsmedizinische Zentrum in Hall in Tirol
Harry Voglhuber
Das Arbeitsmedizinische Zentrum in Hall in Tirol

Kommunikation, Abgrenzung, Struktur

Damit Homeoffice gelingt und keine neuen Belastungen entstehen, müssten die berufliche Kommunikation klar sein und Aufgaben gut definiert sein und es brauche einen adäquaten Arbeitsplatz daheim, so die Expertinnen des AMZ. Arbeitszeit und andere Verpflichtungen müssen strikt voneinander abgegrenzt sein. Arbeit und Freizeit sollten auch im Homeoffice klar getrennt sein. Nur elf Prozent der Befragten der Studie sahen übrigens Schwierigkeiten, das Homeoffice mit der Familie zu vereinen.