Fahrräder von der Seite
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Wirtschaft

Radboom: Liefertermine schwanken massiv

Der Fahrradboom in Tirol und ganz Österreich hält weiter an. Im Vorjahr wurde mit Fahrrädern erstmals eine Milliarde Euro erwirtschaftet. Radhändler stehen aber weiterhin massiv unter Druck, weil Produktions- und Liefertermine von Produzenten oft nicht eingehalten werden können.

Nach wie vor übersteigt die Nachfrage nach Rädern deutlich das Angebot. Österreichweit gab es im Jahr 2021 einen Umsatz-Boom, allerdings keinen Verkaufs-Boom. Denn mit rund 490.000 Rädern wurden weniger Räder als im Jahr 2020 verkauft. Das liege vor allem an der mangelnden Verfügbarkeit bei einigen Anbietern, heißt es beim Tiroler Fahrradhandel. Generell steigende Preise und ein hoher Anteil an verkauften E-Bikes führten trotz aller Schwierigkeiten zu einem neuen Rekordwert beim Umsatz.

Höchster E-Bike-Anteil in Österreich

Egal ob E-Bike, Mountainbike oder Rennrad – die Nachfrage nach Zweirädern ist in Österreich ungebrochen. Mit 1,03 Milliarden Euro Umsatz gab es im Vorjahr einen neuen Rekord. Seit 2015 hat sich der Umsatz durch den Fahrradverkauf in Österreich verdreifacht. Das lässt sich vor allem durch die steigende Nachfrage im E-Bike-Sektor erklären. Im Vergleich mit Deutschland und der Schweiz gibt es in Österreich den größten E-Bike-Markt.

Radfahrer vor einer Waschstraße für Räder in Innsbruck
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Viele Bikerinnen und Biker müssen derzeit von Händlern immer wieder vertröstet werden

73 Prozent des Gesamtumsatzes gingen laut dem Verband der Sportartikelerzeuger (VSSÖ) im vergangenen Jahr auf E-Bike-Verkäufe zurück. Ein großer Anteil davon wurde wiederum in Tirol verkauft. „Wir haben österreichweit in Tirol die höchste Dichte an Sportartikelhändlern. Auf 100 Tiroler kommen rund 15 Quadratmeter Sportartikelhandelsfläche“, so Katrin Brugger, die Sprecherin des Tiroler Sportartikelhandels. Das sei beispielsweise dreimal so viel wie in Wien. Der Tourismus spielt hier eine wichtige Rolle.

Verzögerungen und Preisanpassungen bei Händlern

Durch die hohe Inflation und steigenden Treibstoffpreise wollen viele Menschen auf das Rad als nachhaltige und günstige Alternative zurückgreifen. Händler in Tirol könnten aktuell deutlich mehr verkaufen, würde es nicht immer wieder zu Lieferverzögerungen kommen. „Es gibt Probleme bei der Materialbeschaffung und bei den Produktionskapazitäten in den Werken. Außerdem gehen bestimmte Länder unterschiedlich mit dem Thema Covid um. Manche Werke stehen dann tage- und wochenlang still“, so der Radhändler Michael Krug aus Mieming.

Fahrradhändler im Gespräch
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Oft können einzelne Komponenten nicht geliefert werden – bei Händlern kommt es darum immer wieder zu Verzögerungen

Massive Verzögerungen gab es beispielsweise zuletzt bei Kinder- und Jugendrädern, die teilweise ein Jahr zu spät geliefert wurden. Teure Einzelteile führen nicht nur immer wieder zu Lieferschwierigkeiten, sondern auch zu einem deutlichen Preisanstieg. „Im Schnitt haben wir Preisanpassungen von rund zehn Prozent, die wir jetzt in einem Jahr durchlebt haben. Ein Rad um 5.000 Euro kostet jetzt um 500 Euro mehr“, sagt Michael Krug.

Händler müssen „blind“ bestellen

Massiv waren auch die Preisanpassungen bei E-Bikes. Von 2019 bis 2021 stieg der durchschnittliche E-Bike Preis um rund 600 Euro. Das entsprach einem Plus von mehr als 20 Prozent. Laut Produzenten und Lieferanten werde sich die angespannte Marktsituation erst ab 2024 wieder beruhigen. Bestellungen bleiben für Händler bis dahin kompliziert. Für heuer und kommendes Jahr bekamen viele nur ein gewisses Kontingent an Rädern zugewiesen. Wunschmodelle in einer bestimmten Größenordnung konnten nicht bestellt werden.

Gravelbike
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Vor allem bei Gravel-Bikes und Lastenfahrrädern gab es einen hohen Anstieg bei den Verkaufszahlen

Michael Krug musste die Modelle für 2024 bereits vergangene Woche ordern – teilweise ohne genau zu wissen, wie die Räder aussehen werden. „Für den dreitägigen Bestellprozess haben wir nur fünf Minuten gebraucht, weil es nur eine Unterschrift war“, so der Fahrradhändler. Lieferengpässe würden aber nicht bedeuten, dass die Lager derzeit leer sind. Auch die Wirtschaftskammer verwies darauf, dass mit etwas Geduld jeder und jede das gewünschte Fahrrad bekommen sollte.