Gut 7.500 Tirolerinnen und Tiroler leiden an Gicht, meist sind es Männer, da die Krankheit sehr durch eine ungesunde Ernährungsweise beeinflusst wird. Die schmerzhafte Erkrankung betrifft in erster Linie die Gelenke. Ein Team der Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen (HSS) und der Universitätsklinik für Rheumatologie in Innsbruck untersucht jetzt allerdings, inwieweit sie sich auch auf das Hören auswirkt.
Kristalle lagern sich auch im Ohr ab
Bisherige Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang, wie Physiker Philipp Zelger erklärte, der gemeinsam mit dem Arzt und Ideengeber Michael Schirmer die Studie leitet: „Man weiß, dass sich die Langzeitfolgen einer Gicht-Erkrankung auf das Hören auswirken, speziell auf die Gelenke in den Mittelohrknochen, da sich dort Harnsäure-Kristalle anlagern. Uns interessiert, ob sich das Hören auch während eines akuten Gicht-Anfalls verändert.“

Auf der Suche nach Antworten
Die Forscher vermuten, dass die Ablagerungen der Harnsäurekristalle auch im Innenohr passieren, wo Haarzellen sind, deren Bewegung dadurch eingeschränkt wird. „Eine andere Theorie ist, dass sich die Beweglichkeit der Gehörknöchelchen einschränkt“, so Zelger.
Andere Studien wiederum legen nahe, dass der Harnstoff auch eine Schutzwirkung auf das Gehör haben könnte. Zudem könnte es sein, dass durch die Ablagerungen tiefe Töne zwar schlechter gehört werden, hohe Frequenzen jedoch besser, so die Forscher. All diese Unsicherheiten und Widersprüche gelte es, zu klären.
Fokus auf das Hören richten
Meist erleben Patientinnen und Patienten einen Gicht-Anfall als so schmerzhaft, dass sie sich gar nicht auf das Hören konzentrieren können. Zudem leiden oft ältere Menschen unter der Krankheit, bei denen das Hörvermögen ohnehin bereits eingeschränkt ist. Dennoch berichten viele von einer veränderten Hör-Erfahrung während eines akuten Anfalls. Die aktuelle Studie soll jetzt Beweise dafür sammeln.

Studien-Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht
Die meisten Gicht-Patientinnen und Patienten werden von ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt behandelt und landen eher selten an der Klinik. Deshalb suchen die Forscher derzeit noch etwa 30 Freiwillige, die an der Studie teilnehmen möchten und sich dafür über eine eigene Website anmelden können. Einzige Voraussetzung ist, dass man unter einem akuten Gicht-Anfall leidet.
Die Betroffenen werden dann vom Team der Rheumatologie der Klinik Innsbruck betreut und mit Bluttests, Medikamenten und Therapien behandelt. Das Team der HSS führt parallel dazu eine Ohruntersuchung und einen Hörtest durch. Nach zwei bis drei Monaten, wenn der Gicht-Anfall abgeklungen ist, erfolgt eine Kontrolle, ob sich das Hören verbessert oder verschlechtert hat. Insgesamt dauert die Pilotstudie eineinhalb Jahre und soll Antworten und ein klareres Bild liefern. Mittel- und langfristig hoffen die Forscher jedoch auch, Ideen für mögliche Therapien erarbeiten zu können.