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Coronavirus

Viele Antikörper wirksamer Schutz vor Delta

Wissenschafter der Medizin-Uni Innsbruck haben nachgewiesen, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Antikörper und dem Schutz vor einer CoV-Infektion gibt. Die Erkenntnisse beziehen sich dabei auf die Delta-Variante, für Omikron gebe es andere Voraussetzungen.

Die Forschungen wurden nach der CoV-Sonderimpfaktion im Bezirk Schwaz durchgeführt, bei der die Bevölkerung mit dem BioNTech/Pfizer-Vakzin geimpft wurde. Auslöser für das Sonderkontingent an Impfstoff war die Verbreitung der Südafrika-Variante des Coronavirus im Bezirk Schwaz im Frühjahr 2021. Hintergrund für die Untersuchung war die Frage, wie hoch der Antikörperspiegel sein muss, um vor einer CoV-Infektion geschützt zu sein.

Dr. Peter Willeit, Professor für Klinische Epidemiologie an der Medizin-Universität Innsbruck
MUI/Andreas Friedle
Der Epidemiologe Peter Willeit von der Medizin-Uni Innsbruck hat die Studie geleitet

Forschende des Instituts für Virologie und des Teams für Klinische Epidemiologie der Medizinischen Universität Innsbruck analysierten in der Studie, wie viele Menschen nach der zweiten Impfung trotzdem eine Infektion erlitten. Im Fokus stand, wie die Immunantwort – in Form von Antikörpern sowie der zellulären Immunität – vor einer Infektion schützen kann, erklärte der Epidemiologe Peter Willeit.

„Menschen, die höhere Antikörperspiegel nach der Impfung entwickelten, hatten einen höheren Schutz“, resümierten Willeit und seine Co-Autorin, die Virologin Wegene Borena. Der Wissenschafter erklärte dies anhand eines Beispiels: „Wenn man zwischen 2.000 und 3.000 (BAU/ml, Binding Antibody Units, Anm.) lag, war die Inzidenz halbiert, wenn man über 3.000 lag, betrug die Inzidenz nur noch ein Fünftel“. Diese Erkenntnisse können für Prognosen und die Erstellung von Modellen wesentlich sein, sagte Willeit.

Bei Omikron höherer Antikörperspiegel notwendig

Studienleiterin Wegene Borena
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Die Innsbrucker Virologin Wegene Borena war bereits an mehreren Studien zum Coronavirus beteiligt

„Bei Alter und Geschlecht haben wir keinen signifikanten Unterschied gesehen, wer eine Infektion trotz Impfung durchmachte“, stellte die Virologin Borena fest. Sie gab zu Bedenken, dass sich diese Erkenntnisse lediglich auf die Delta-Variante beziehen. Denn um eine Infektion trotz Impfung bei der Omikron-Variante zu verhindern, seien wesentlich höhere Antikörperspiegel vonnöten. „Wenn die Studie von November bis März gegangen wäre, hätten wir einen anderen Bericht“, räumte sie ein.

Willeit erinnerte daran, dass das Nationale Impfgremium (NIG) klar sage, dass „eine Antikörperbestimmung zur Erkennung einer unbemerkten Immunität nicht als Entscheidungsgrundlage dienen soll, ob man sich impfen lässt“. Anders verhalte sich dies bei immunsupprimierten Menschen oder bei Menschen mit Immunschwäche nach der Impfung. Hier mache es durchaus Sinn zu schauen, „wo steht diese Person“. Aber die drei Impfungen seien „unabhängig davon empfohlen“.

Forscher: Impfung als Schutz vor schweren Veräufen

Für die Forscherin und den Forscher zeigte sich durch ihre Studie einmal mehr, dass die Impfung vor einer Infektion bzw. vor schweren Verläufen schützt. Von 2.760 Menschen, die teilgenommen hatten, hatten 68 trotz Impfung eine Infektion. Drei Viertel von ihnen hatten Symptome, aber einen leichten Verlauf. Eine Person benötigte eine Versorgung im Krankenhaus, niemand verstarb mit oder an einer Infektion, führten sie aus.

Impfzentrum im Bezirk Schwaz
APA/EXPA/Johann Groder
Im Zuge der Sonderaktion im Frühjahr 2021 wurden weite Teile der Bevölkerung im Bezirk Schwaz geimpft

Studie in drei Phasen durchgeführt

Die Studie war in drei Teile gegliedert worden: Zu Beginn – etwa fünf Wochen nach der zweiten Impfung – wurde über einen Fragebogen etwa erhoben, ob man Impfreaktionen hatte oder bereits eine Infektion durchgemacht hatte. Dann folgte eine Blutabnahme, um zu testen, ob jemand bereits Antikörper aufweise. Im dritten Teil machten die Menschen, die durchschnittlich 47 Jahre alt waren, wöchentlich sechs Monate lang einen Antigen- oder nach Möglichkeit einen PCR-Test, um auch asymptomatische Infektionen zu entdecken. Zu guter Letzt wurden noch einmal Antikörpertests gemacht.

Für Willeit und Borena war die Bereitschaft der Bevölkerung, bei einer solchen Studie teilzunehmen, überraschend hoch. Es sei auch die Stärke dieser Untersuchung, dass es sich um keine Zulassungsstudie handle, sondern „sozusagen aus dem richtigen Leben“ in der Bevölkerung durchgeführt wurde, meinten sie.