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„Hannibal“: Veranstalter hält an Event fest

Die „Hannibal“-Inszenierung auf dem Rettenbachferner in Sölden soll wie geplant am Freitag über die Pisten gehen, so die Veranstalter am Mittwoch gegenüber ORF Tirol – und das trotz spürbaren Gegenwinds. Nur der Landesumweltanwalt könnte „Hannibal“ noch stoppen.

So hätte etwa der Hubschrauber des Bundesheeres den Feldherren Hannibal am Freitag über den Rettenbachferner fliegen sollen. Der Einsatz des Fluggeräts wurde von den Behörden aber am Mittwoch nicht wie geplant genehmigt. Die Anträge dazu seien nicht ausreichend gewesen, hieß es vonseiten des Landes.

Kritik an Inszenierung eines Krieges

Die Kritik an dem Spektakel in 3.000 Meter Seehöhe nahm in den letzten Tagen von vielen Seiten stark zu – mehr dazu in Kritik an Kriegsinszenierung in Sölden. Der Söldener Bürgermeister Ernst Schöpf riet den Veranstaltern von dem Event ab, Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zeigte sich äußerst skeptisch, ebenso seine Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne).

Doch der Veranstalter, die Bergbahnen Sölden und der Ötztal Tourismus, will von einer Absage nichts wissen. Hauptkritikpunkt ist, dass in Zeiten des Ukraine-Kriegs ein Krieg für Tausende Zuschauer auf einem Gletscher als Schauspiel inszeniert wird – auch wenn Hannibals Schlachten und Alpenüberquerung 218 vor Christus stattfanden. Über den Rettenbachferner im Ötztal sind übrigens weder Hannibal noch Elefanten jemals unterwegs gewesen.

Pistenbully und Elefant
ORF

Umweltanwaltschaft will den Schwarzen Peter nicht

Heftige Kritik kam am Mittwoch auch vom Landesumweltanwalt Walter Tschon. Er stellte klar, dass die Entscheidung nicht alleine von der Landesumweltanwaltschaft abhänge, wie derzeit kolportiert wird. Es gehe nicht nur um die naturschutzrechtliche Bewilligung. Generell sieht Tschon die Veranstaltung seit Beginn vor 21 Jahren kritisch, das zeige schon die reine Anzahl der Bewilligungen, die für das Event auf 3.000 Meter Höhe benötigt werden. „Für Außenlandungen, aber auch die naturschutzrechtliche Bewilligung für die Pistenfahrzeuge, für die Motorräder, und es ist auch ein Feuerwerk dort oben geplant“, so der Landesumweltanwalt.

Tschon hat bereits eine fix vorbereitete Beschwerde in der Schublade liegen, wie er sagte. Ob er sie einreichen wird, wollte er am Mittwoch nicht sagen. Dafür habe er noch bis 4. Mai Zeit. Bis dahin hat die Veranstaltung aber schon längst stattgefunden. Das zeige, so Tschon, dass das ganze Verfahren rund um das Event nicht ordentlich abgewickelt wurde, kritisierte der Landesumweltanwalt auch die Politik und Behörden – mehr dazu in Weiter Tauziehen um „Hannibal“.

Eine „sehr heiße Kartoffel“

„Der Fristenlauf ist nicht gewahrt“, stellte Tschon klar: „Und ich glaube, sofern das nicht der Unternehmer zu verantworten hat, dass der Fristenlauf nicht eingehalten werden konnte, müssen sich die Verantwortlichen schon die Frage stellen, wie gehen wir jetzt mit dieser sehr heißen Kartoffel um.“ Nun werde der Landesumweltanwaltschaft die Verantwortung zugeschoben, denn diese könnte mit der Beschwerde die Veranstaltung noch stoppen, mutmaßt Tschon.

„Tiroler Weg“ muss verbindlich werden

Dabei hätte die Politik selbst viele Möglichkeiten dazu gehabt. Sie habe in den letzten Jahren viele Papiere vorgelegt und sich spätestens seit Beginn der Pandemie gegen Veranstaltungen dieser Art ausgesprochen – etwa im Grundsatzpapier „Neuer Tiroler Weg“ bis hin zum novellierten Tourismusgesetz. „Der Inhalt dieser Papiere ist sehr zukunftsfähig. Aber all diese sehr wertvollen Dokumente haben im Vollzug, in der Praxis nur dann Bedeutung, wenn sie verbindlich sind. Und hier fehlt es weit“, meinte Tschon.

Das Beispiel „Hannibal“ würde nun deutlich zeigen, dass diese Grundsatzpapiere in der Praxis nicht umgesetzt werden. Es gebe aber die Möglichkeit, die Papiere und die Ziele dahinter verbindlich zu machen, sieht Tschon die Politik in der Pflicht.