Sessellifte im Gletscherschigebiet Pitztal-Ötztal
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Tourismus

Initiative fordert Aus von Gletscherehe

Die Bürgerinitiative Feldring übergibt der Landesregierung am Freitag fast 170.000 Unterschriften gegen den Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Ötztal-Pitztal. Die Naturschützer fordern das Aus für Skigebietserweiterungen und -zusammenschlüssen.

Nach Ansicht der Bürgerinitiative Feldring braucht es beim Thema „Weitere Entwicklung von Skigebieten“ in Zeiten von Klimawandel und fortschreitendem Bodenverbrauch eine Auszeit statt einem weiteren Ausbau, sagt Obmann Gert Estermann: „Wir wollen erreichen, dass man überhaupt erst einmal die Stopp-Taste drückt.“

Die Bürgerinitiative wurde zunächst gegründet, um den Zusammenschluss der Skigebiete Hochötz und Kühtai zu verhindern. Nun will sie sich die mit ihren Unterstützern für ein generelles Umdenken, das Naturschutz Vorrang gibt, stark machen. In den vergangenen drei Jahren sammelte die Bürgerinitiative rund um Gert Estermann 168.000 Unterschriften gegen einen Zusammenschluss der Gletscher-Skigebiete Ötztal und Pitztal.

Karte zeigt Ski-Projekt in Tirol
APA

Neue Lifte und neue Pisten im Gletscherraum sind für Estermann ein Tabu. Auch auf Gletscher-Skigebieten müsse Schnee erzeugt werden, so Estermann. Wegen des schwindenden Permafrosts seien Sicherungsarbeiten notwendig. Wenn der Zusammenschluss realisiert werde, rechne er damit, dass dadurch eine Dauerbaustelle entstehe, so der Sprecher der Bürgerinitiative. „Deswegen sind wir der Meinung, dass eine Erweiterung, eine Ausdehnung dieser Gebiete absolut abzulehnen ist.“

Der Chef der Bergbahnen Sölden, Jakob Falkner, bekräftigt öffentlich weiterhin, von Ötztaler Seite an den Plänen festhalten zu wollen. Ein solches aktuelles Bekenntnis fehlt allerdings von den Pitztaler Gletscherbahnen. Der Söldener Bürgermeister Ernst Schöpf verwies am Montag im Zuge einer Pressekonferenz darauf, dass sich die Projektbetreiber noch finden müssten. Er selbst würde das Projekt aber begrüßen. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sprach in diesem Zuammenhang davon, dass die Rahmenbedingungen klar seien. Sollte ein Projekt zur Genehmigung vorgelegt werden, dann müsse im UVP-Verfahren entschieden werden.

Landtag diskutiert über fünfjähriges Moratorium

Im Mai wird im Landtag diskutiert, ob es in Tirol ein fünfjähriges Moratorium – also einen vorläufigen Stopp aller Skigebietserweiterungen und -zusammenschlüsse – geben soll. Die Bürgerinitiative Feldring erwartet sich dabei vor allem von den Grünen ein klares Bekenntnis. Wie Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) – sie ist in der Landesregierung für Naturschutz zuständig – am Montag darauf angesprochen betonte, sei ein solches Moratorium rechtlich nicht möglich. Man könne Projektbetreibern nicht vorschreiben, welche Pläne sie bei den Behörden einreichen.

Ihr Anliegen sei es, die Naturflächen bestmöglich zu schützen, so Felipe. Das sei auch Anliegen aller Grünen. In den vergangenen Jahren habe es in der Praxis aber ohnehin eine Art Moratorium gegeben, es seien mehr Skiprojekte zurückgezogen als genehmigt worden.

Im Jänner 2020 wurde die mündliche Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zum geplanten Zusammenschluss der Pitztaler und Ötztaler Gletscherskigebiete vertagt – mehr dazu in Vertagte Gletscher-UVP: Politik gespalten.