Verdienstkreuz des Landes Tirol
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Chronik

Aufregung um inseriertes Verdienstkreuz

Ein verliehenes Verdienstkreuz des Landes Tirol ist im Internet zum Verkauf angeboten worden. Das schlug hohe Wellen beim Südtiroler Heimatbund. Inzwischen kaufte das Land das Kreuz zurück. Dass Erben solche Stücke veräußern, passiert immer wieder und ist legal.

Auf das vor wenigen Tagen online inserierte Verdienstkreuz wurde ein Schütze aus dem Trentino aufmerksam, der die Anzeige daraufhin dem Südtiroler Heimatbund weiterleitete. Dieser wiederum informierte die Landeshauptleute von Nord- und Südtirol.

Für den Südtiroler Heimatbund stelle der Verkauf einer so hohen Auszeichnung eine „Entehrung“ dar, wie Obmann Roland Lang erklärte: „Für uns Tiroler sollte so etwas einen noch höheren Wert haben. Ein Orden, den man quasi wie im Supermarkt kaufen kann, ist nicht der gleiche, der im Schloss Tirol oder in Innsbruck feierlich von den Landeshauptmännern überreicht wurde.“

Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes
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Roland Lang ist Obmann des Südtiroler Heimatbundes

Ideeller vs. materieller Wert

Rechtlich stellt ein Verkauf allerdings kein Vergehen dar, wie Thomas Saurer gegenüber dem ORF Tirol erklärte. Er ist der Leiter der Abteilung Repräsentationswesen beim Land: „Zu Lebzeiten darf es nicht übertragen werden, aber es passiert immer wieder, dass jemand so eine Auszeichnung erbt. Mit dem Tod ist keine Rückgabeverpflichtung verbunden. Die Erben dürfen so ein Verdienstkreuz veräußern, es allerdings nicht tragen. Das darf nur der Ausgezeichnete, der im Rahmen der Überreichung dieser Insignie auch eine Urkunde erhält.“

Zudem stelle sich die Frage nach der Moral: „Die Erben verkaufen mit den Gegenständen ja immer auch ein Stück Erinnerung an den Geehrten. Das schmerzt, denn der ideelle Wert muss im Mittelpunkt stehen, nicht der materielle“, zeigte sich Saurer überzeugt.

Im Internet inseriertes Verdienstkreuz
Screenshot/Privat
Dieses Verdienstkreuz war im Internet zum Verkauf angeboten worden

Zurückgekaufte Ehrenzeichen werden „recycelt“

Das schnelle Geld lockt dann aber wohl doch einige, denn die Auszeichnungen des Landes sind bei Sammlerinnen und Sammlern wegen ihres großen kunsthandwerklichen Wertes beliebt und werden immer wieder in Geschäften oder online angeboten. Erfahre man von so einer geplanten Veräußerung, versuche man zuerst, die Eigentümer noch vom Verkauf abzubringen, erklärte Thomas Saurer. Gelinge das nicht, kaufe das Land die Gegenstände unter Umständen auch selbst an, sofern der Preis stimme.

Thomas Saurer, Leiter Protokollabteilung und Repräsentationswesen, Land Tirol
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Thomas Saurer leitet die Abteilung Repräsentationswesen des Landes Tirol

Auch im aktuellen Fall hat das Land Tirol das angebotene Kreuz zum inserierten Preis von 375 Euro zurückgekauft: „Wir geben das dann der Goldschmiede zurück und Bestandteile daraus und eben die Materialien werden dann für die nächsten Auszeichnungen wiederverwertet“, schilderte Saurer. Der Südtiroler Heimatbund zeigte sich mit der Lösung des Rückkaufs zufrieden.

Hunderte Auszeichnungen pro Jahr

Das Verdienstkreuz des Landes wurde 1964 eingeführt. Es ist sechs mal fünf Zentimeter groß, besteht aus vergoldetem Silber und hat auf seiner Rückseite eine fortlaufende Nummer eingraviert, die eine Zuordnung ermöglicht. Jährlich werden bis zu 36 Verdienstkreuze für Personen aus Nordtirol und bis zu zwölf aus Südtirol vergeben.

In den vergangenen zehn Jahren hat das Land Tirol gemeinsam mit dem Land Südtirol 102 Ehrenzeichen, 407 Verdienstkreuze und 1.329 Verdienstmedaillen an Tirolerinnen und Tiroler für ihr „vorbildhaftes Wirken zum Wohle des Landes“ verliehen. Es dürfte nicht das letzte Mal passiert sein, dass eine dieser Auszeichnungen auf einem Verkaufsportal endet.