Hannibal Gletscher
Ötztal Tourismus
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Kritik an Kriegsinszenierung in Sölden

Am 22. April soll in Sölden das Event „Hannibal“ stattfinden. Das sorgt in Tirol für Unmut, im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine sei die Inszenierung unpassend und werfe ein schlechtes Bild auf Tirol, heißt es auch aus der Landesregierung.

Mit viel Aufwand wird seit 2001 die Alpenquerung des Feldherren Hannibal auf dem Rettenbachferner in Sölden nachgestellt, inklusive der Gefechte und Schlachten. Diese Inszenierung lassen sich die Veranstalter mit Tourismusverband, Bergbahnen und Red Bull einiges kosten: Pistenbullys, Basejumper, Paraglider und Hubschrauber sind dafür im Einsatz. Das Event im hochalpinen Gelände war bei Naturschützern von Beginn an umstritten, jetzt sorgt eine weitere Komponente für Unmut.

Hubschrauber
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Auch die Gefechte Hannibals werden auf dem Gletscher dargestellt

Eine Invasion darzustellen sei in Zeiten des Angriffs Russlands auf die Ukraine und der vielen schutzsuchenden Menschen nicht zeitgemäß, sagte Ernst Schöpf, der Bürgermeister von Sölden. Er habe bereits vor drei Wochen dazu geraten, die Veranstaltung abzusagen, erklärte er auf Anfrage. Auch aus dem Landhaus kommen kritische Stimmen. Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe (Die Grünen) sieht die Veranstaltung im heurigen Jahr als besonders geschmacklos an. Nur wenige 100 Kilometer entfernt seien Menschen auf der Flucht vor einer Invasion, während in den Tiroler Bergen eine historische Invasion nachgespielt werde. Rechtlich seien ihr aber die Hände gebunden, erklärte sie, die Veranstaltung müsse nach dem üblichen Behördenverfahren abgewickelt werden.

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Pistenbully und Elefant
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Mit Elefanten und Bullys findet die Inszenierung auf dem Rettenbachferner statt
Hubschrauber und Feuerwerk
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Auch Feuer spielt bei dem Schauspiel eine große Rolle
Hubschrauber und Feuerwerk
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Das Event im hochalpinen Gelände ist bei Naturschützern schon länger umstritten
Hubschrauber
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Der Einsatz von Hubschraubern wird aktuell kritisch gesehen

Kritik auch aus ÖVP

Innerhalb der ÖVP gab es ebenfalls Kritik an dem Event, war aus internen Kreisen zu hören. Auch Tourismusreferent und Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zeigte sich heute auf Anfrage skeptisch. Er könne die Kritik nachvollziehen und habe diese Skepsis auch den Veranstaltern mitgeteilt. Er halte es für wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, ob die Veranstaltung in dieser Form noch zeitgemäßg sei, sagte Platter. In den letzten Wochen hätten viele Menschen versucht, die Veranstalter zum Einlenken zu bewegen und von einer Absage zu überzeugen, sagte auch Felipe.

Das lehnt Jack Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, entschieden ab. Die Veranstaltung mit der Situation in der Ukraine in Verbindung zu bringen sei für ihn „weit hergeholt“. Von internationalen Medien gebe es gutes Feedback. Im Tourismusverband habe es sehr wohl kritische Debatten dazu gegeben, gab Falkner zu, schlussendlich stehe man aber hinter der Veranstaltung.

Bescheid für Veranstaltung noch ausständig

Oliver Schwarz, der Geschäftsführer von Ötztal Tourismus, bestätigte das. Man sei zu dem Schluss gekommen, es handle sich um ein kulturelles Event, keine Verherrlichung des Krieges, sagte Schwarz. Derzeit wird die Veranstaltung bereits intensiv beworben, der luftfahrtrechtliche Bescheid ist allerdings noch ausständig, die Verhandlung der Behörden dazu findet am Donnerstag statt.