Ungültiges Impfzertifikat im Grünen Pass
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Coronavirus

CoV: Viele Grüne Pässe werden bald rot

Seit einiger Zeit ist die Impfquote in Tirol stark gesunken. Die Drittimpfung fehlt vielen – und einige haben bereits ihren aufrechten Impfstatus verloren und damit keinen gültigen Grünen Pass. Damit das nicht im Urlaub zu Problemen führt, ist eine Verlängerung geplant.

Die Impfbereitschaft in Tirol hat sehr abgenommen. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Gut 8.000 Tirolerinnen und Tiroler haben bis dato lediglich eine Impfung erhalten und die zweite Dosis zur Vervollständigung der Immunisierung noch nicht, meldet das Land. Bei rund 76.000 steht die dritte Impfung noch aus. Erfolgt sechs Monate nach dem zweiten Stich kein dritter, gilt der Impfschutz als erloschen. Bis Anfang April haben so rund 40.000 Tirolerinnen und Tiroler ihren aufrechten Impfstatus und damit ihren „Grünen Pass“ bereits verloren. Eine Booster-Impfung würde den Schutz wieder aktivieren.

Andere Länder, andere Regeln

Allerdings: In Tirol selbst braucht man für die meisten Dinge derzeit keine Impfung mehr, außer, 2G ist für den Besuch in bestimmten Spitälern und Pflegeeinrichtungen gefordert oder der Arbeitgeber besteht darauf. Selbst für die Nachtgastro oder Veranstaltungen reicht es momentan, getestet zu sein – alternativ ist vielerorts auch schon das Tragen einer FFP2-Maske genug. Lediglich in Wien gilt teilweise 2G.

Bei Urlaubsreisen ins Ausland gelten allerdings oft komplett andere Regeln. Während die Schweiz seit April alle Corona-Maßnahmen aufgehoben hat und auch in Deutschland viele Regeln weggefallen sind, ist Italien noch deutlich strenger, erklärte der Tourismus-Sprecher in der Tiroler Wirtschaftskammer, Andreas Kröll, gegenüber ORF Tirol: „Wir empfehlen daher allen, die ins Ausland reisen wollen, 2G zu haben, weil sie damit auf der sicheren Seite sind.“

Illustration zum Thema „Corona-Impfung/EU/Reisen/Grüner Pass/Tourismus“ (21.5.2021)
BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
Für Auslandsreisen gelten teils andere Spielregeln

Italien: Ein- und Ausreise mit 3-G

Wen es zum Urlaub über den Brenner zieht, der braucht bereits bei der Einreise ein ausgefülltes „Passagier-Lokalisierungs-Formular“ und einen 3-G-Nachweis. Wer keine gültige Impfung hat oder genesen ist, muss sich also testen lassen, um über die Grenze zu kommen. Wohnzimmertests auch mit QR-Code sind nicht zulässig. Ein PCR-Test darf maximal 72 Stunden alt sein, ein Antigentest maximal 48 Stunden. Kinder unter sechs Jahren sind von der Testpflicht befreit.

Andreas Kröll, Obmann Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Tiroler Wirtschaftskammer
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Andreas Kröll, Obmann der Sparte Tourismus in der Tiroler Wirtschaftskammer

Nicht vergessen sollte man auch, dass es auch für die Wiedereinreise nach Österreich einen 3-G-Nachweis braucht. Ungeimpfte und Nicht-Genesene müssen sich also noch am Urlaubsort rechtzeitig einen CoV-Test besorgen und diesen auch komplett selbst bezahlen – ein unter Umständen sehr teures Vergnügen: Ein Antigentest in einer italienischen Apotheke kostet 15 Euro, PCR-Tests sogar bis zu 120 Euro. „Es ist alles sehr sehr umständlich. Ohne einen Impfnachweis muss man quasi alle zwei Tage am Urlaubsort testen gehen und das kostet Zeit und viel Geld“, warnte Kröll.

Geboosterte klar im Vorteil

Im Land selbst unterscheidet Italien dann zwischen dem simplen „Basic Green Pass“ (geimpft, genesen oder getestet) und dem strengeren „Super Green Pass“ (geimpft oder genesen). Als „genesen“ gilt man dabei bis zu sechs Monate nach der Coronavirus-Infektion. Kinder unter 12 Jahren benötigen keinen Green Pass.

Österreichische Urlauber in Grado Strandbar
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In der Strandbar etwas trinken: Das geht in Italien ohne 3-G-Nachweis und am Sitzplatz auch ohne Maske

Als „geimpft“ gilt man in Italien sechs Monate lang nach der Zweitimpfung, beim „Janssen“-Impfstoff reicht eine Impfdosis. Hat man auch eine dritte Booster-Impfung erhalten oder ist zusätzlich genesen, ist diese zeitliche Beschränkung aufgehoben. Dreifach-Geimpfte oder Zweifach-Geimpfte mit Genesenen-Nachweis haben damit in Italien also automatisch den „Super Green Pass“ ohne Ablaufdatum.

Wellness oder Disco nur mit 2G

Für manche Aktivitäten reicht in Italien eine FFP2-Maske ohne Grünen Pass – etwa, um ins Hotel einzuchecken, mit den regionalen Öffis zu fahren, in ein Taxi zu steigen, einzukaufen oder ein Museum zu besuchen. Ganz ohne Maske geht es beim Sport und Schwimmen im Freien oder um im Outdoor-Bereich etwas zu essen oder trinken.

Ein simpler Grüner Pass, also 3G, reicht in Italien dann aus, um in ein Flugzeug oder einen Intercity-Zug zu steigen, ebenso für Schiffe und Fähren, Busreisen oder Outdoor-Events. Für ausländische Urlaubsgäste ist 3G auch Voraussetzung, um im Innenbereich von Restaurants und Lokalen etwas zu essen oder zu trinken. Für Italienerinnen und Italiener gelten hier noch strengere Regeln, also 2G, was dem „Super Green Pass“ entspricht.

Der ist generell auch für Wellnessbereiche von Hotels, Hallenbäder, Indoor-Events, für den Besuch von Diskotheken, Fitnessstudios sowie Spielhallen und Casinos vorgeschrieben. Wer also nicht gültig geimpft oder genesen ist, muss darauf im Italien-Urlaub verzichten.

Wellnessbereich im Hotel
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Italienische Spa-Hotels darf nur nutzen, wer geimpft oder genesen ist

Grüner Pass soll verlängert werden

All diese Regelungen könnten sich noch ändern – sowohl in den Urlaubsdestinationen, als auch in Österreich: Wer dreifach geimpft ist, hat im Inland damit momentan neun Monate lang einen gültigen Grünen Pass. Viele Tirolerinnen und Tiroler, die die Booster-Impfung im Herbst vergangenen Jahres erhalten haben, würden also mitten im Sommer ihren Impfschutz verlieren – unter Umständen sogar während des Urlaubs im Ausland.

Um das zu verhindern, soll die Gültigkeitsdauer verlängert werden. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bestätigte am Dienstag in der ORF-Sendung Report, dass man „Regelungen“ für Betroffene finden werde: „Niemand wird vor der Situation stehen, nicht in Urlaub fahren zu können, weil sein Pass rot ist“, kündigte Rauch an.

Gesundheitsdirektorin Theresa Geley
Land Tirol/Knabl
Tirols Gesundheitsdirektorin Theresa Geley

Diese Pläne bestätigte auch Tirols Gesundheitsdirektorin, Theresa Geley gegenüber ORF Tirol: „Wir haben das natürlich am Schirm. Eine Verlängerung der Gültigkeitsdauer steht schon im Raum, speziell für die Menschen, die die dritte Impfung schon haben“, so Geley. Bereits Anfang April trafen sich die österreichischen Gesundheitsreferentinnen und -referenten zu einer Tagung in Vorarlberg, wo konkret angedacht wurde, die Gültigkeit der Dreifachimpfung von neun auf zwölf Monate auszudehnen.

Land Tirol: Vierte Impfdosis im Herbst

Eine Impf-Auffrischung würde für viele Tirolerinnen und Tiroler dann erst im Herbst nötig. Das Land rechnet fix mit diesem vierten Stich: „Aus medizinischer Sicht erwarte ich mir diesen schon“, bestätigte Geley: „Auf alle Fälle für Risikogruppen und die ältere Population.“

Bis es soweit ist, dass diese erneute Booster-Impfung angeboten wird, stehen aber noch viele Oster- und Sommerurlaube bevor. Kommende Woche werden detaillierte Informationen vom Bund erwartet, ob und bei welchen Grünen Pässen die Gültigkeitsdauer verlängert wird. Die derzeitig geltende Verordnung läuft Mitte April aus.