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Chronik

Streit über Hubschrauber-Landungen in Fiss

Die Landungen des Hubschraubers neben dem Ärztezentrum mitten in Fiss (Bez. Landeck) sorgen für Diskussionen. Anrainer fühlen sich belästigt, bei der zuständigen Ärztin kann man die Debatte nicht nachvollziehen. Die Gemeinde will jetzt einen Kompromiss suchen.

Die Belastung der Hubschrauberlandungen sei über die Jahre immer mehr geworden, erklärt Anrainerin Christine Achenrainer. Die Zahl der Hubschrauberflüge steige immer weiter, das sei für die Anrainerinnen und Anrainer in Fiss mühsam, der Hubschrauber verursache sehr viel Lärm und Staub. Seit Jahresbeginn zählte Achenrainer 14 Landungen. Ihr Grundstück ist nur wenige Meter vom Parkplatz des Ärztezentrums in Fiss entfernt. Dort gibt es keinen offiziellen Hubschrauberlandeplatz, aber einen Übergabeplatz, an dem Patientinnen und Patienten des Ärztezentrums abgeholt werden.

Hubschrauber-Landeplatz
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In der Wintersaison wird der Hubschrauber in Fiss häufig gebraucht

Sie sei nicht gegen die Landungen und wisse um die Wichtigkeit des Hubschraubers, betonte Achenrainer. „Wenn man ihn selber einmal braucht, ist man ja auch froh darum.“ Aber sie würde sich eine bessere Lösung für die Landungen wünschen. Sie sei seit Jahren immer wieder an die Gemeinde herangetreten und habe auf das Problem hingewiesen. Früher sei wenigstens im Sommer Ruhe gewesen, seit es den Bikepark gebe, sei auch das vorbei.

Ärztin sieht keine Wahl bei Hubschrauberlandungen

Hubschrauberlandungen

Durchschnittlich landen pro Jahr etwa 10.000 Hubschrauber in Tirol, heißt es von der Leitstelle. 2021 waren es pandemiebedingt nur 6.300. Heuer im ersten Quartal waren dafür bereits 4.000 Hubschrauberflüge zu verzeichnen.

Ärztin Klaudia Stengg vom Ärztezentrum Fissmed kann die Diskussion nicht nachvollziehen. Der Hubschrauber werde nur im Notfall gerufen, wenn es um das Leben von Patientinnen und Patienten gehe, so Stengg. Bei einem Notfall dürfe ein Hubschrauber überall landen, auch auf der Skipiste oder der Autobahn, so Stengg.

Hubschrauber Fiss
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Lärm und Staub sind für die Anrainerinnen und Anrainer ein Problem

Viele Notfälle könne man im Ärztezentrum gut behandeln, in manchen Fällen sei der Hubschrauber aber dringend notwendig, und dann werde er eben auch angefordert. Die Debatte im Ort sei damit für sie eine Wertediskussion – im Endeffekt gehe es darum, ob Staubentwicklung wichtiger sei oder Leib und Leben.

Verkehrsabteilung hat Bedenken

Rund um die Diskussion wurde auch die Abteilung Verkehrsrecht des Landes Tirol eingeschaltet. Sachbearbeiter Klaus Hohenauer führte eine Besichtigung vor Ort durch, dabei zeigte sich für ihn, dass der bisherige Landeplatz nicht sehr sicher sei. Er sei eine klassische „gewachsene Struktur“, die sich über Jahre hinweg so eingebürgert habe. Bei der Landung seien die Rotorblätter des Hubschraubers sehr nahe bei der Landesstraße, das müsse sich das Land anschauen. Hohenauer schlug bei der Besichtigung ein Grundstück etwa 100 Meter entfernt vor, das besser geeignet sei.

Für Ärztin Klaudia Stengg ist das keine Lösung. Die Patientinnen und Patienten könnten zu diesem Platz nicht einfach hingetragen werden, es brauche also ein Ambulanzfahrzeug für die Fahrt zum Hubschrauber. Dieses Fahrzeug müsse von Prutz nach Fiss fahren, damit verzögere sich der Transport um etwa 15 Minuten, erklärte die Ärztin. Es gehe im Notfall um wertvolle Zeit. Die Medizinerin kann sich als Lösung vorstellen, dass der Hubschrauber direkt auf der Landesstraße vor dem Ärztezentrum landet. Dafür wäre dann aber eine Ampelregelung notwendig, damit die Straße schnell gesperrt werden kann.

Suche nach Kompromiss

Das würde die Anrainerinnen und Anrainer aber wohl wenig freuen. Das Land hat jetzt den Fisser Bürgermeister damit beauftragt, einen Kompromiss zu suchen, der auch für die Anrainerinnen und Anrainer tragbar ist. Er wolle sich jetzt vor allem auch die medizinischen Erfordernisse anschauen und über mögliche Alternativen beratschlagen, erklärte Bürgermeister Simon Schwendinger. Demnächst endet die Wintersaison in Serfaus, Fiss und Ladis, damit dürften zumindest vorläufig auch weniger Hubschrauberlandungen notwendig sein.