Schaukel im Kindergarten
APA/Harald Schneider
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Bildung

Kindergärten ringen um mehr Personal

Mehrfach haben heuer Kindergartenpädagoginnen für mehr Personal, mehr Geld und mehr Wertschätzung demonstriert. Ein neues berufsbegleitendes Bachelorstudium soll den Beruf aufwerten. Die personelle und finanzielle Lage in der Elementarpädagogik bleibt aber angespannt.

An den Rahmenbedingungen in Kindergärten müsse sich einiges ändern, damit wieder mehr Qualität in der Kinderbetreuung einkehrt, kritisieren viele aus der Berufssparte. Mit 20 Kindern pro Gruppe liege die maximale Kinderanzahl in Tirol niedriger als in anderen Bundesländern, Pädagoginnen und Pädagogen gebe es aber viel zu wenig.

„Werden intensiv weiter ausbauen müssen“

„Die wichtigste Arbeit bei uns in der Elementarpädagogik ist die Beziehungsarbeit. Um diese Beziehungsarbeit optimal erreichen zu können, ist ausreichendes Personal natürlich ganz wichtig“, so Gabi Hartwig-Richle, Kindergartenleiterin in Sistrans. Beim Personal fehle es aber aktuell an allen Ecken und Enden, wie auch schon bei einigen Demonstrationen der Berufsgruppe kritisiert wurde.

Beim Land Tirol hat man diesen Engpass erkannt und will vor allem mit Kollegklassen gegensteuern. Eine neue Klasse für Elementarpädagogik gibt es beispielsweise ab Herbst in Wörgl. „Wir werden hier aber intensiv weiter ausbauen müssen“, so die zuständige Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP). Damit wolle man das bestehende Personal bei seiner „wichtigen und herausfordernden Arbeit“ unterstützen.

Kindergartenkinder und Kindergärtnerinnen im Turnsaal
ORF
In den kommenden Jahren könnte noch einmal deutlich mehr Personal benötigt werden

Vorwurf: Quantität vor Qualität

Kritisiert wird von den Elementarpädagoginnen und -pädagogen auch, dass in der jüngeren Vergangenheit viel in die Quantität aber wenig in die Qualität der Kindergärten investiert wurde. Es gebe zu wenig Anreize, um die Arbeit attraktiver zu machen. Auf die Löhne habe man beim Land keinen Einfluss, so die Bildungslandesrätin. Als Erhalter sind die Gemeinden für die Lohngestaltung zuständig.

„Kinderbildung und -betreuung ist aus gemeindepolitischer Sicht etwas ganz Wichtiges. Junge Familien werden sich dort ansiedeln, wo es diese wichtige Infrastruktur gibt. Das muss den Gemeinden als Erhaltern und auch den privaten Erhaltern etwas Wert sein“, so die Bildungslandesrätin Palfrader.

Hoffnung in Akademisierung

In der Elementarpädagogik wird schon seit Jahren über eine Akademisierung diskutiert. Kindergärtnerinnen und Kindergärtner werden in der Regel in Bildungsanstalten für Elementarpädagogik ausgebildet. Die Elementarpädagogik auf eine tertiäre Ebene zu heben, könnte aber helfen, das Ansehen der Berufsgruppe zu verbessern, glauben viele. An der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT) wird unter anderem deshalb seit vergangenem Wintersemester zusammen mit der PH Vorarlberg und der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Edith Stein ein berufsbegleitendes Studium für Kindergartenpädagoginnen angeboten.

pädagogische hochschule tirol von außen
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Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen können an der PHT eine Bachelor of Education erwerben

„Wir sind das letzte Land in Europa, das kein grundständiges elementarpädagogisches Studium anbietet. Es wird schon lange Zeit, damit wir im europäischen Kontext mithalten können“, so die Studienleiterin Barbara Benoist-Kosler. 25 Kindergärtnerinnen, die Hälfte davon Leiterinnen einer Einrichtung, absolvieren derzeit das Studium, welches mit einem Bachelor of Education abgeschlossen wird. „Es ist extrem wichtig, um Qualität für unsere Kleinsten gewährleisten zu können“, sagt die Kindergartenleiterin Gabi Hartwig-Richle, die derzeit das Studium absolviert.

Gesetzesnovelle soll Rahmenbedingungen verbessern

Das Land Tirol will künftig vor allem in die ganzjährige und ganztägige Kinderbetreuung investieren. Noch im Mai-Landtag soll die Novelle des Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetzes beschlossen werden. Vor allem für Öffnungszeiten in den Ferien würde man tief in die Tasche greifen, heißt es von Seiten des Landes. „Und wir haben auch die Leiterinnentätigkeit mit einer besseren Förderung vorgesehen“, so Beate Palfrader.

Ausbauszenarien wären personal- und kostenintensiv

Mit Ende August läuft in Österreich die 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern über die Förderungen für Kindergärten aus. Laut dieser Vereinbarung wurde bisher geregelt, welche Zweckzuschüsse der Bund den Ländern zur Verfügung stellt. Das Institut EcoAustria hat in einer Kurzanalyse errechnet, welche Kosten entstehen, wenn künftig mehr Kleinkinder betreut und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch längere Öffnungszeiten erreicht werden sollen.

Demnach wären die Kosten mit 270 Millionen Euro überschaubar, allerdings würde man österreichweit mehr als 5.000 zusätzliche Betreuungspersonen benötigen. Diese Zahlen ergeben sich durch das von der EU vorgegeben Barcelona-Ziel. Demnach sollen 75 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen in einer entsprechenden Einrichtung betreut werden. In Österreich sind das aktuell 52 Prozent der Kinder.