Werksgelände Wattens
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Politik

Wattens: Umstrittene Regionalentwicklung

Eine privat-öffentliche Partnerschaft zwischen der Firma Swarovski und der Gemeinde Wattens sorgt für Kritik. Die Destination Wattens Regionalentwicklung GmbH soll Unternehmen anlocken und kostet viel Geld, doch die Gemeinde kann nicht in die Bücher schauen.

Das Forcieren von Betriebsansiedelungen und der Ausbau der Lebens- und Arbeitsqualität in der Region waren die Ziele, die bei der Gründung der Destination Wattens Regionalentwicklung GmbH 2011 formuliert wurden. An der Gesellschaft ist die Firma Swarovski mit 60 Prozent, die Marktgemeinde Wattens mit 40 Prozent beteiligt.

Als Zentrum dient die Werkstätte Wattens auf dem alten Swarovski Betriebsgelände, wo derzeit 65 Betriebe angesiedelt und 330 Menschen beschäftigt sind.

Diverse Firmengebäude aus der Luft betrachtet
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Hier winken der Gemeinde circa 200.000 Euro jährlich an Kommunalsteuereinnahmen.

Drei Millionen bezahlt ohne Einblick in die Buchhaltung

Die Destination Wattens GmbH ist aber seit Anbeginn ein Verlustbetrieb. Die Gemeinde Wattens musste gemäß ihrem Anteil bisher rund drei Millionen Euro zuschießen. Das erregt das Gemüt von NEOS-Gemeinderätin Maria Schaffenrath. Man durfte zwar zahlen, Einblick in die Bücher hatte man demnach nie, auch jetzt nicht: „Inwieweit diese Mittel überhaupt zweckorientiert im Sinne des Leitbildes der Destination verwendet werden, entzieht sich jeglicher Kenntnis, weil wir null Einblick haben in das Finanzgebaren. Weniger Transparenz geht eigentlich gar nicht.“

Bürgermeister hofft auf Recht auf Einblick

Das hat auch Lukas Schmied von der Bürgerliste NEU vor der Gemeinderatswahl vehement kritisiert und von „Hinterzimmerpolitik“ gesprochen. Nun ist Lukas Schmied neuer Bürgermeister. Auch sein Betrieb ist in der Werkstätte Wattens angesiedelt. Aus seiner Sicht habe die Destination Wattens viel Positives bewegt, dennoch sieht er viele offene Fragen. „Natürlich muss man sich das jetzt neu anschauen. Es gibt da einige Regeln, die das Gesellschaftsrecht vorgibt, aber ich glaube schon, dass mir als Bürgermeister mehr Möglichkeiten gegeben sind, hier Transparenz herzustellen.“

Darstellung Firmengeflecht
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Die Verflechtungen von Firmen und Gemeinde für die Regionalentwicklung GmbH.

Geschäftsführer weist Kritik zurück

Der Geschäftsführer der Destination Wattens GmbH, Matthias Neeff – derzeit wegen der Coronavirus-Pandemie in Quarantäne – weist den Vorwurf der Intransparenz zurück. Man sei der Informationspflicht stets nachgekommen. Zum einen über die Generalversammlung, „zum anderen haben wir in regelmäßigen Abständen auch immer wieder den gesamten Gemeinderat zu uns eingeladen, um über neue Entwicklungen zu berichten.“

Kritisch bewertet der neue Bürgermeister, dass noch kurz vor der Wahl zwei Firmen mit in die Gesellschaft hineingenommen wurden, die Unternehmen Blitzblank und Gaumenglück – eine Putz- und eine Cateringfirma. Sie sollen mit ihren Einnahmen die Destination Wattens bis 2023 auf finanziell gesunde Beine stellen. So zumindest sieht es das Geschäftsmodell vor.

Privatstiftung als Profiteur hinter Unternehmen

Das Unternehmenskonstrukt hinter Blitzblank und Gaumenglück sieht Bürgermeister Schmied nicht ungewöhnlich, das hätten viele Firmen. Maria Schaffenrath hingegen schon. Denn am Ende münden beide Unternehmen in einer Privatstiftung in Wien. „Es geht nicht, dass sich eine Gemeinde mit öffentlichen Mitteln an einer Firmenkonstruktion beteiligt, die einer Privatstiftung zugutekommen“, argumentiert Schaffenrath.

Zudem hätten beide Unternehmen einen Startvorteil und würden wettbewerbsverzerrend in die regionale Wirtschaft eingreifen. Gaumenglück hat bereits die Swarovski Kantine übernommen, Blitzblank putzt für die Gemeinde. All das will sich der neue Bürgermeister noch genauer ansehen. Schaffenrath hingegen plädiert zumindest für den Ausstieg aus dem Vertrag mit Gaumenglück und Blitzblank.