Wolf bei Fütterung
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Chronik

Angst vor dem Wolf im Brixental

In ein paar Wochen beginnt der Almsommer. Wie der heuer in Hopfgarten und Westendorf ausschaut, ist derzeit völlig unklar. Derzeit ist die Rede davon, dass kein Bauer seine Schafe auf die Alm bringen will. In den letzten Wochen wurden – teilweise im Siedlungsgebiet – zahlreiche Rehe gerissen.

Bauernvertreter, Förster, Jäger und Bürgermeister sagen, man habe ein Wolfs-Problem und schlagen Alarm. Rund 80 Tiere kommen zur Wildtierfütterung der Gemeinde Hopfgarten am Rosskar um zu fressen und um ihre Ruhe zu haben. So will man dafür sorgen, dass es im Schutzwald zu weniger   Wildverbiss kommt und sich Tourengeher und Wild nicht in die Quere kommen. Das funktioniere gut, jetzt wurde dort aber mit einer  Wildtierkamera ein Wolf fotografiert.

Wildtierfütterung
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Im Bereich dieser Fütterung fotografierte die Kamera den Wolf

Wolf wird Weg des geringsten Widerstands gehen

Ein Hirschkalb wurde gerissen und ein Hirsch verletzt, sagt Förster und Jagdleiter Manuel Pichler. Es starte bald die Almsaison und man sei von produktiven, landwirtschaftlichen Almflächen umgeben. „Ich gehe davon aus, dass der Wolf wieder den Weg des geringsten Widerstandes nimmt und da wieder auf die Nutztiere losgeht“, so Pichler. Die Folgewirkungen wie Schäden am Wald würden jetzt erst im Frühjahr spürbar sein, „da wissen wir noch nicht, was auf uns zukommt“.

Möglicherweise kommt kein Schaf mehr auf die Alm

Westendorfs Ortsbauernobmann Peter Pirchl erinnert sich an den letzten Almsommer. Acht seiner Schwarznasenschafe wurden von einem Wolf gerissen, drei hatten schwer verletzt überlebt. Für Pirchls Schafe wird es heuer keinen Almsommer geben. Im Brixental, Kelchsau und Westendorf seien etwa 2.000 Schafe auf der Alm, „wie es jetzt ausschaut, wird keines mehr aufgetrieben“.

Frage nach möglichen Wolfsangriffen

Ganz in der Nähe, in der Umgebung des Zeilach-Hofs, wurden in den letzten Wochen drei Rehkadaver gefunden. Eines bei der Schaukel gleich neben dem Haus, schildert die Mutter von drei Kindern im Alter von vier bis zwölf Jahren. Wenn es dämmert dürfen die drei nicht mehr allein hinaus, weiß Ortsbauernobmann Peter Pirchl. Es habe schon voriges Jahr geheißen, der Wolf komme ohnehin nicht in Siedlungsnähe, jetzt habe man das Gegenteil, „wir haben ihn im Siedlungsgebiet“.

Auf Anfrage des ORF Tirol sagt Martin Janovsky, der Tierbeauftragte des Landes für große Beutegreifer, daß die Sicherheit der Bevölkerung bei allen behördlichen Entscheidungen immer an erster Stelle stehe. Es gebe keinerlei Hinweise, daß die Sicherheit der Bevölkerung – auch die der Kinder – nicht gewährleistet sei. Im Brixental bleibt man trotzdem skeptisch. „Was ist, wenn doch was passiert?“, so die Frage in der Region. In Hopfgarten und Westendorf weiß man derzeit nicht, wie es weitergehen soll.

Landeshauptmann-Vize will Wölfe zurückdrängen

Der für die Jagd und Tierschutz zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) bekräftige im ORF-Interview, dass Wölfe nicht nur „neue Mitbewohner“, sondern eben Raubtiere seien. Gebe es keine Jagd auf Wölfe, dann würden sie sich an die Menschen gewöhnen und auch nicht davor zurückscheuen, immer öfters in Wohngebiete zu kommen.

Sorgen wegen Wolf

In Hopfgarten und Westendorf in Tirol sind in den letzten Wochen zahlreiche Rehe von einem Wolf gerissen worden. Derzeit will kein Bauer seine Schafe auf die Alm bringen. Der zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) nimmt dazu im Tirol-Heute-Studiogespräch Stellung.

Geisler bekräftigte, dass es Möglichkeiten brauche, um Großraubtiere zurückzudrängen. Im Alpenraum gebe es mittlerweile mehr als 1.000 Wölfe. Im Landesrecht habe man seit dem Vorjahr die Voraussetzungen geschaffen, bei Problemtieren nach entsprechenden Erhebungen auch einen Abschuss anzuordnen. Ein erster Bescheid nach dieser Rechtsgrundlage wurde nach Einsprüchen aber vom Verwaltungsgericht aufgehoben. Tirol versuche auch, gemeinsam mit anderen Alpenländern hier eine einheitliche Vorgangsweise durchzusetzen.