Apres Ski in St. Anton am Arlberg
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Chronik

Abkehr vom Apres-Ski bereits vergessen

Vor einem Jahr hat die Tiroler Landesregierung einen neuen Weg im Tourismus versprochen: „Mehr Klasse statt Masse“, kein exzessives Apres-Ski mehr. Ein Jahr später sind die Partys zurück, allerdings unter heftiger Kritik: In St. Anton häufen sich die Beschwerden, der Tourismusverband startet eine Imagekampagne.

Bis zu 20.000 Skibegeisterte sind derzeit an den Wochenenden in St. Anton am Arlberg. Viele von ihnen wollen seit den Öffnungen am 5. März offenbar zwei Jahre Pandemie „nachholen“. Dass das Partyleben so massiv zurückkomme, habe man nicht erwartet, so der St. Antoner Bürgermeister Helmut Mall, die Intensität sei erschreckend.

St Anton im November von oben
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Von friedlicher Winterruhe ist derzeit in St. Anton wenig zu spüren

Ein namhafter Hotelier appellierte bereits an den Tourismusverband in St. Anton, man möge etwas tun. „Es kann ja nicht sein, dass eines der besten Skigebiete im Vollrausch untergeht.“ Maßnahmen dagegen hatte die Landesregierung bereits vor knapp einem Jahr angekündigt.

Leere Worte für neue Tourismuswege

Noch im Sommer hatte das Land einen „neuen Tiroler Weg“ im Tourismus versprochen. Man wollte Lehren aus der Pandemie ziehen, „ein überbordender Partytourismus soll vermieden werden“, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) damals – mehr dazu in Platter für Grenzziehungen im Tourismus.

Der Tiroler Weg
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Der „Tiroler Weg“ blieb bisher eine Fortsetzung der Zeit vor der Pandemie

Zehn Monate später kommen massenhaft Beschwerden aus den Tourismushochburgen. Der Tourismusvertreter der Tiroler Wirtschaftskammer, Mario Gerber, relativiert das Ganze im Interview mit ORF Tirol. Der Partytourismus betreffe nicht ganz Tirol, auch St. Anton sei nicht zur Gänze so. Es gebe aber viele Menschen, die Apres-Ski gerne nutzen wollen. Bilder, wie sie an den vergangenen Wochenenden in St. Anton entstanden, gebe es in vielen Orten und in ganz Österreich, so Gerber.

St. Anton unglücklich mit Situation

Der Bürgermeister von St. Anton sieht es kritischer: „Wenn man sich die Videos der letzten Wochenenden so anschaut, fehlen mir die Worte. Manche Leute wissen scheinbar nicht mehr, wie sie sich verhalten sollen.“ Das könne es für St. Anton nicht sei, es hagle Beschwerden, so Helmut Mall.

Der Obmann des St. Antoner Tourismusverbandes, Josef Chodakowsky, spricht von unschönen, aber einzelnen Auswüchsen. Der Eindruck, dass ein „Vollrauschthema“ im Ort herrsche, sei nicht wahr, es sei ein kleiner Teil der Touristen, der diese exzessiven Auswüchse hervorrufe, das wolle man in Zukunft in den Griff bekommen, so die Hoffnung.

Neue Arbeitsgruppe, neues Image?

Eine Arbeitsgruppe aus Gemeinden, Tourismusverband und Bergbahnen suche jetzt nach Wegen, um die Partyextreme abzustellen. Es gehe dabei nicht darum, einzelne Betriebe oder Personen an den Pranger zu stellen, es gehe um ein gemeinsames Signal nach außen, heißt es vom Tourismusverband.

Helmut Mall, Bürgermeister St. Anton am Arlberg
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Bürgermeister Helmut Mall erhält derzeit viele Beschwerden zu den Partynächten in St. Anton

Man habe auf den Ansatz des Landes für einen neuen Weg gehofft, damit hätte man sich leichter getan, so der Bürgermeister von St. Anton. Strengere Verordnungen, etwa über die Gewerbeordnung, könnten nur vom Land kommen. Jetzt brauche man als Gemeinde Securitys und Polizei, damit tue man sich hart, gegen übertriebenes Apres-Ski vorzugehen, so der Bürgermeister. Alles beim Alten also, nach zwei Jahren Pandemie.