Bis zu 20.000 Skibegeisterte sind derzeit an den Wochenenden in St. Anton am Arlberg. Viele von ihnen wollen seit den Öffnungen am 5. März offenbar zwei Jahre Pandemie „nachholen“. Dass das Partyleben so massiv zurückkomme, habe man nicht erwartet, so der St. Antoner Bürgermeister Helmut Mall, die Intensität sei erschreckend.
Ein namhafter Hotelier appellierte bereits an den Tourismusverband in St. Anton, man möge etwas tun. „Es kann ja nicht sein, dass eines der besten Skigebiete im Vollrausch untergeht.“ Maßnahmen dagegen hatte die Landesregierung bereits vor knapp einem Jahr angekündigt.
Leere Worte für neue Tourismuswege
Noch im Sommer hatte das Land einen „neuen Tiroler Weg“ im Tourismus versprochen. Man wollte Lehren aus der Pandemie ziehen, „ein überbordender Partytourismus soll vermieden werden“, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) damals – mehr dazu in Platter für Grenzziehungen im Tourismus.
Zehn Monate später kommen massenhaft Beschwerden aus den Tourismushochburgen. Der Tourismusvertreter der Tiroler Wirtschaftskammer, Mario Gerber, relativiert das Ganze im Interview mit ORF Tirol. Der Partytourismus betreffe nicht ganz Tirol, auch St. Anton sei nicht zur Gänze so. Es gebe aber viele Menschen, die Apres-Ski gerne nutzen wollen. Bilder, wie sie an den vergangenen Wochenenden in St. Anton entstanden, gebe es in vielen Orten und in ganz Österreich, so Gerber.
St. Anton unglücklich mit Situation
Der Bürgermeister von St. Anton sieht es kritischer: „Wenn man sich die Videos der letzten Wochenenden so anschaut, fehlen mir die Worte. Manche Leute wissen scheinbar nicht mehr, wie sie sich verhalten sollen.“ Das könne es für St. Anton nicht sei, es hagle Beschwerden, so Helmut Mall.
Der Obmann des St. Antoner Tourismusverbandes, Josef Chodakowsky, spricht von unschönen, aber einzelnen Auswüchsen. Der Eindruck, dass ein „Vollrauschthema“ im Ort herrsche, sei nicht wahr, es sei ein kleiner Teil der Touristen, der diese exzessiven Auswüchse hervorrufe, das wolle man in Zukunft in den Griff bekommen, so die Hoffnung.
Neue Arbeitsgruppe, neues Image?
Eine Arbeitsgruppe aus Gemeinden, Tourismusverband und Bergbahnen suche jetzt nach Wegen, um die Partyextreme abzustellen. Es gehe dabei nicht darum, einzelne Betriebe oder Personen an den Pranger zu stellen, es gehe um ein gemeinsames Signal nach außen, heißt es vom Tourismusverband.
Man habe auf den Ansatz des Landes für einen neuen Weg gehofft, damit hätte man sich leichter getan, so der Bürgermeister von St. Anton. Strengere Verordnungen, etwa über die Gewerbeordnung, könnten nur vom Land kommen. Jetzt brauche man als Gemeinde Securitys und Polizei, damit tue man sich hart, gegen übertriebenes Apres-Ski vorzugehen, so der Bürgermeister. Alles beim Alten also, nach zwei Jahren Pandemie.