Die Bürgermeisterstichwahlen in Tirol endeten mit zwei bitteren Verlusten für die Volkspartei. Sowohl in Hall als auch in Schwaz verlor die ÖVP den Bürgermeistersessel. In Schwaz konnte sich die bisherige SPÖ-Vizebürgermeisterin Victoria Weber in der Stichwahl mit mehr als 58 Prozent der Stimmen klar gegen den langjährigen Amtsinhaber Hans Lintner von der ÖVP durchsetzen.
Lintner sieht Wunsch nach Veränderung
Details und Live-Ticker
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Lintner analysierte seine Abwahl nüchtern: „Es ist für mich natürlich ein Abschied, auf der anderen Seite muss man aber zur Kenntnis nehmen, dass das Bedürfnis nach Veränderung sehr stark ist“, so Lintner, der der neuen Bürgermeisterin zu ihrem Erfolg gratulierte. Er muss nach 25 Jahren seinen Bürgermeistersessel räumen.

In Hall in Tirol stellt künftig die „Bürgerliste Für Hall“ mit dem Anwalt Christian Margreiter den Bürgermeister. Er gewann mit 57,5 Prozent der Stimmen vor seinem Kontrahenten Werner Hackl (ÖVP).
Imst blieb in ÖVP-Hand
In anderen stark umkämpften Gemeinden konnte sich die Volkspartei dagegen behaupten, so etwa auch in der Oberländer Bezirkshauptstadt Imst: Stefan Weirather, der seit zwölf Jahren im Amt ist, wurde als Bürgermeister von Imst bestätigt. Er holte fast zwei Drittel der Stimmen, seine Herausforderin Andrea Jäger erreichte rund 34 Prozent. Weirather, der seit dem Jahr 2010 als Stadtchef fungiert, galt schon zuvor als Favorit für den zweiten Wahlgang. Es sei schwierig gewesen, die Wählerinnen und Wähler für die Stichwahl zu motivieren, erklärte Weirather, er freue sich aber über das Vertrauen in seiner Gemeinde.

Krumschnabel bleibt in Kufstein
Keine Änderung gab es auch in Kufstein, der zweitgrößten Tiroler Gemeinde: Der parteifreie Martin Krumschnabel, der seit zwölf Jahren Bürgermeister ist, konnte sich in der Stichwahl deutlich durchsetzen und über 69 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. Er will künftig viele Maßnahmen gegen den Klimawandel setzen, kündigte er kurz nach der Wahl an. Gemeinsam mit den Grünen habe er eine Mehrheit im Gemeinderat, das sei eine gute Gelegenheit, so Krumschnabel.
Seine Herausforderin Birgit Obermüller unterlag mit gut 31 Prozent. Damit ging NEOS leer aus und stellt keinen Bürgermeister, nachdem der einzige pinke Bürgermeister in Mils bei Imst den Sessel im ersten Wahlgang räumen musste.
19 Bürgermeisterinnen
Frauen im Bürgermeisterinnenamt bleiben in Tirol dagegen weiter in der absoluten Minderheit: Zukünftig wird es 19 Ortschefinnen in Tirol geben – gerade einmal eine mehr als vor den Gemeinderatswahlen.
Für die neue Haiminger Bürgermeisterin Michaela Ofner (Neue Bürgerliste) bricht dennoch eine Zeitenwende an: „Es ist für alle vielleicht etwas ungewohnt, dass etwas Neues kommt, nachdem wir 30 Jahre lang den gleichen Bürgermeister hatten. Ich hoffe stark, dass neue Zeiten anbrechen. Ich bin parteilos und möchte mich von niemandem beeinflussen lassen und allein für die Gemeinde Haiming arbeiten“, kündigte Ofner an. Mit 1.512 gegen 1.087 Stimmen konnte sie in der Oberländer Gemeinde einen deutlichen Vorsprung erzielen.

Kramsach ging an die FPÖ
Die FPÖ startete mit einem einzigen Kandidaten in die Stichwahl und konnte die Gemeinde Kramsach für sich gewinnen. FPÖ-Bezirksparteiobmann Andreas Gang wurde mit über 51 Prozent der Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt. Er zeigte sich in einer ersten Reaktion überrascht und erfreut, dass er nach einer Periode im Gemeinderat die Geschicke in Kramsach lenken darf. Er übernimmt das Amt von seinem ÖVP-nahen Herausforderer Bernhard Zisterer, der sechs Jahre lang im Amt war.
Ex-aequo in Wenns
Das kurioseste Ergebnis kam am Sonntag aus Wenns im Pitztal. Dort erhielten die beiden Bürgermeisterkandidaten exakt gleich viele Stimmen, nämlich jeweils 631. Schließlich wurde dem erst 29-jährigen Patrick Holzknecht der Wahlsieg zugesprochen, weil seine Liste im Gemeinderat stärker ist. Er wurde damit auch zum jüngsten Bürgermeister Tirols.
105.850 Tirolerinnen und Tiroler gingen am Sonntag zu den Wahlurnen. Die Wahlbeteiligung war damit relativ niedrig und lag bei 56,86 Prozent. Prozentual am meisten Wählerinnen und Wähler gaben ihre Stimme in der Gemeinde Ainet in Osttirol ab (75,51 Prozent Wahlbeteiligung). Neben dem traditionellen Urnengang wurde auch bei den Stichwahlen das Angebot der Wahl mittels Wahlkarte von vielen genutzt. Insgesamt 12.762 Wahlkarten wurden im Vorfeld der Stichwahlen beantragt.