Näss Tanzgruppe
Näss/Charlotte Audureau
Näss/Charlotte Audureau
Kultur

Veranstalter wegen Lockerung verunsichert

Interessensvertreter der Tiroler Kulturinitiativen (TKI) haben hinsichtlich der weitgehenden Lockerungen der CoV-Maßnahmen gemischte Gefühle. „Bei aller Freude darüber geht es aktuell fast zu schnell“, sagten TKI-Obmannstellvertreterin Hannah Crepaz und TKI-Geschäftsführerin Helene Schnitzer.

Denn obwohl in schwierigen Lockdown-Zeiten und danach das „Bekenntnis von Land und Bund zur Kultur und auch finanzielle Unterstützung da gewesen ist“, blieben bei den Kulturschaffenden aktuell auch „viele Fragezeichen übrig“, sagte Crepaz, die auch künstlerische Leiterin des Osterfestivals Tirol ist. „Was passiert beispielsweise, wenn die Hälfte des Festival-Teams ausfällt“, gab sie unter anderem zu bedenken.

Frage der Finanzierbarkeit von Veranstaltungen

Dazu käme natürlich eine grundsätzliche „Müdigkeit“ nach so langen Pandemie-Zeiten, die sich mit Unsicherheit verbinde, so Crepaz. „Was nach den jetzigen Öffnungen beispielsweise im Herbst passiert, weiß ja niemand“, strich sie heraus. Unklare Verordnungen – so sei die ursprüngliche Verordnung für die Coronavirus-Schutzmaßnahmen mehr als „siebzigmal umgeschrieben worden“ – erhöhten diese Unsicherheiten noch weiter, hielt die TKI-Vertreterin fest.

Außerdem seien die Themen Finanzen und Publikumszuspruch große Unsicherheitsfaktoren, betonte Schnitzer. „Es gibt eine Studie aus England die zeigt, dass rund ein Drittel des Publikums erst wiederkommen will, wenn es wirklich sicher ist“, führte sie aus. Das teilweise Ausbleiben des Publikums führe schließlich auch zur Frage, ob sich alle Veranstaltungen „finanziell tragen“, so Schnitzer.

Rechtliche Fragen bei Ausfällen von Künstlern

Zudem gelte es noch einige „rechtliche Fragen zu klären“, sagte die Geschäftsführerin. „Wie ist es zum Beispiel, wenn ein Konzert eines großen Ensembles abgesagt werden muss, weil es in diesem Coronavirus-Fälle gibt“, nannte sie ein Beispiel. Man bewege sich künftig nämlich „abseits der Coronavirus-Maßnahmen“ und müsse in diesem Fall unter Umständen die Kosten nach der Absage selbst tragen.

Kommunikation zur Politik verbessert

Doch auch Positives haben Crepaz und Schnitzer zu berichten. „Der direkte Austausch zwischen Kulturschaffenden und den kulturpolitischen Entscheidungsträgern ist zunehmend deutlich besser geworden“, sagte Crepaz. Es habe einige „Online-Treffen gegeben, in denen unsere Wünsche und Interessen auch gehört wurden“.

Darüber hinaus hätten sich auch „Gesprächsintensität und Kontakt zwischen den Kulturschaffenden, Kultur-Organisationen und Interessensvertretungen erhöht“, so Schnitzer. Auch ins Leben gerufene und vergebene „Arbeitsstipendien von Stadt, Land und Bund“ seien positiv zu bewerten, weil man damit „verstärkt auch künstlerische Prozesse gefördert hat und künftig fördern wird“. Auch geschaffene Fördertöpfe für Digitalisierung seien gute und wohl auch bleibende politische Schritte gewesen, so Schnitzer.

150 Kulturinitiativen

Die TKI-Tiroler Kulturinitiativen ist eine Interessensvertretung der freien Kulturinitiativen in Tirol. Über 150 Kulturinitiativen aus dem gesamten Bundesland sind Mitglieder. Die TKI will laut ihrer Selbstbeschreibung auch kulturpolitisch mitgestalten und sich vor allem für Verbesserungen der Rahmenbedingungen für autonome Kulturarbeit einsetzen.