Der Mann hatte am Mittwoch offenbar gegen 13.30 Uhr seine Wohnung in Fließ verlassen. Dabei war er laut Polizei nur unzureichend bekleidet und zudem krankheitsbedingt orientierungslos unterwegs. Als der 78-Jährige auch nach mehreren Stunden nicht auffindbar war, wurde eine große Suchaktion gestartet.
Hundeführer Christian Scherl und sein Hund „Kai vom Zauberschlösschen“ waren sofort vor Ort und begannen mit der Spurensuche. Wegen des schönen Wetters waren viele Spaziergänger und andere Hunde unterwegs, was die Ortung für den Diensthund durchaus erschwerte, wie Scherl gegenüber dem ORF Tirol schilderte. Zudem gab es weder Hinweise auf den Verbleib des Vermissten im Ortsgebiet, noch etwaige Zeugen.
Abgerutscht: Hund nahm Spur auf
Dennoch nahm der Hund gegen 15.30 Uhr nach einer halben Stunde intensiver Suche eine Fährte im weiten, freien Gelände auf. Er sprang rechts von der Barbarakirche über einen Zaun und lief in Richtung eines Bächleins den Hügel hinab. Der Hundeführer folgte ihm und konnte schließlich einen am gefrorenen Boden liegenden Menschen ausmachen, wie Scherl schilderte. Als der Hund bellte, hob der Verletzte den Kopf. Der Mann lag an einer besonders unübersichtlichen Stelle. „Ohne Hund hätte man ihn vermutlich nie so schnell gefunden“, betonte der Hundeführer.
Vermutlich Leben gerettet
Der 78-Jährige war nur leicht bekleidet und gänzlich ohne Schuhe unterwegs. Er hatte seine Kleidung offenbar nach und nach verloren und war bei dem Versuch, über den Zaun zu steigen, abgerutscht und in das steile Gelände geraten. Von dort aus hatte er erfolglos versucht, weiter zu robben, was ihm aber nicht gelang. Als der Diensthund den Verletzten fand, ging bereits die Sonne unter und die Temperatur fiel. Er hätte die Nacht vermutlich nicht überlebt und wäre erfroren. Der Mann erlitt bei seinem Absturz Schürfwunden. Er wurde von Polizisten zur Barbarakirche getragen und dort von der Rettung weiterversorgt.
„Unbeschreibliches Gefühl“
„Kai vom Zauberschlösschen“ ist ein fünf Jahre alter Schäfer-Rüde und seit über drei Jahren sehr erfolgreich als Schutz-, Fährten- und Stöberhund im Einsatz. Er und sein Hundeführer Christian Scherl haben 2018 gemeinsam die Ausbildung abgeschlossen und leben das ganze Jahr über zusammen. Scherl, der seit über 20 Jahren Hundeführer ist und auch als Landesausbildner arbeitet, übernahm Kai als Welpe im Alter von acht Wochen. Es ist sein vierter Diensthund.
Beeindruckender Spürsinn
Der Deutsche Schäferhund ist auch in der Vergangenheit bereits mehrfach durch seine Leistungen aufgefallen: Er fand und rettete immer wieder vermisste Menschen, nahm die Fährte von Kriminellen auf oder half mit seinem exzellenten Geruchssinn, Suchtmittel sicher zu stellen. „Auch nach dem Einsatz in Fließ habe ich ihn natürlich fest gelobt und er hat ein Gutzele bekommen. Der Hund spürt auch ganz genau das Adrenalin und die Aufregung, wenn ein Vermisster durch seine Hilfe erfolgreich gefunden wird“, erklärte Scherl. „Das kann man hundert Mal üben, aber jeder Ernstfall ist noch einmal ganz anders. Der Erfolg ist die Entlohnung für all die Mühe, ein unbeschreibliches Gefühl!“
Großeinsatz konnte verhindert werden
An der Rettung waren neben dem Hundeführer und seinem Diensthund auch die Bergrettung Landeck sowie Alpinpolizisten beteiligt. Durch den schnellen Sucherfolg des Spürhundes war ein noch größerer Einsatz nicht mehr nötig. So konnten etwa die Hundestaffel der Rettung Landeck, eine Polizei-Drohne und ein bereits angeforderter Hubschrauber wieder umkehren.