Screenshot JADE
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Wirtschaft

Tool für mehr Vielfalt an Bewerberinnen

Ein neues digitales Werkzeug soll Stellenanzeigen für mehr Menschen attraktiv machen. Oft sind Stellenanzeigen für gut bezahlte Stellen oder leitende Positionen so formuliert, dass sie etwa auf Frauen oder ältere Personen abschreckend wirken können.

„Durchsetzungsfähig“ und „dynamisch“: Viele Stelleninserate arbeiten mit solchen Formulierungen. Wer nicht jung und männlich ist, könnte dadurch abgeschreckt werden und von einer Bewerbung Abstand nehmen. Damit sinkt auch die Anzahl an Bewerbungen und die Verschiedenheit der Bewerberinnen und Bewerber, was sich langfristig auch in Betrieben nachteilig auswirken kann. „Es gibt bereits viele Studien, die belegen, dass eine höhere Vielfalt in der Belegschaft und eine diversitätsfreundliche Unternehmenskultur Betrieben langfristig einen Vorteil bringen“, sagt Julia Brandl, Professorin für Personalpolitik.

Inseratentexte werden überprüft

Wissenschafterinnen am Arbeitsbereich Human Resource Management and Employment Relations der Universität Innsbruck haben gemeinsam mit der Arbeiterkammer Wien den Job Ad Decoder JADE entwickelt, mit dessen Hilfe Stelleninserate so formuliert werden, dass auch auch Ältere, Berufseinsteiger oder Frauen motiviert werden, sich zu bewerben. Das Tool prüft unter anderem Inseratentexte auf kritische Wörter und bietet Alternativen an.

Drei Frauen vor Stiege
Universität Innsbruck
Das Team um JADE besteht aus vier Wissenschafterinnen: Julia Brandl (links), Petra Eggenhofer-Rehart (Mitte), Martina Kohlberger (rechts) und Katharina Pernkopf (nicht im Bild)

Die Beschreibung „Global Player“ spreche beispielsweise vor allem junge Männer an. Ersetze man sie durch „weltweit tätig“, adressiere man eine breitere Gruppe an Bewerberinnen und Bewerbern, beschreibt Petra Eggenhofer-Rehart, Projektmitarbeiterin und Forschungspartnerin am Arbeitsbereich, die Funktionsweise von JADE.

Grundlage ist Befragung von 700 Personen

Die Grundlage für die Bewertung der Sprachcodes bietet eine repräsentative Befragung von über 700 in Österreich lebenden Personen im erwerbsfähigen Alter. Sie wurden zur Attraktivität der am häufigsten in Stelleninseraten verwendeten Begriffe befragt. Auf dieser Basis haben die Wissenschafterinnen ein Wörterbuch für JADE erstellt.

War bereits im Probebetrieb

„In einer Pilotphase von April bis Oktober 2021 hatten der AMS Tirol, die ÖBB, Plansee, die Innsbrucker Verkehrsbetriebe und STIHL Österreich JADE bereits in Verwendung und haben das Tool sowie die Begleitung durch die Universität Innsbruck sehr positiv bewertet“, sagt Julia Brandl. Ab sofort biete man JADE allen Interessierten an. Damit wolle man langfristig zu mehr Chancengleichheit und Diversität in der Arbeitswelt beitragen.