Lkw-Transit auf der Inntalautobahn in Tirol
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Verkehr

Ratlosigkeit und Unmut über Eurovignette

Die Hoffnungen auf eine Verkehrsentlastung durch Maßnahmen der EU waren in Tirol groß. Der Beschluss der neuen Wegekostenrichtlinie am Donnerstag hat diese Hoffnungen zerstört. Die Zukunft des Transits in Tirol scheint düster, Blockaden stehen im Raum.

Lkw müssen auf die Schiene verlagert werden, das ist seit Jahren der Wunsch in Tirol. Mit der am Donnerstag im EU-Parlament beschlossenen Eurovignette – mehr dazu in Eurovignette „wie befürchtet“ beschlossen – scheint dieser Wunsch in weite Ferne gerückt zu sein. Robert Renzler, der Transitsprecher von Gries am Brenner, befürchtet Schlimmes. „Wir sind dabei, die Rekorde von 2019 zu brechen“, erklärte er im Interview mit ORF Tirol.

Bis 2035 sollen die Lkw Zahlen von 2,5 Millionen auf 3,5 Millionen Lkw pro Jahr ansteigen, für Renzler eine enorme Steigerung. Die Belastung für die Bevölkerung entlang der Transitstrecke sei jetzt schn untragbar, die gesundheitliche und auch die wirtschaftliche Belastung durch die vielen Staus seien unerträglich.

Transit auf der Inntalautobahn
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Vertreter der verkehrsgeplagten Anrainerinnen und Anrainer und das Transitforum stellen mögliche Blockaden in den Raum

„Gute Ideen schlecht umgesetzt“

Das neue Mautsystem wird anhand der tatsächlich zurückgelegten Kilometer berechnet. Eine grundlegend gute Idee, allerdings gebe es hier einige Haken, meint der Europarechtsexperte der Uni Innsbruck Walter Obwexer. Er berät das Land Tirol in Transitfragen. Die Eurovignette sieht vor, dass Schwerkraftwagen, die keine Emissionen verursachen, also Lkw die elektronisch oder mit Wasserstoff betrieben werden, billiger fahren können. Das könnte zu einer Zunahme des Verkehrs führen. Zudem sieht die EU einheitliche Mautregelungen vor, Mautbefreiungen müssen damit fallen, das würde die Wipptaler und die Stubaier Bevölkerung treffen

Alle Tiroler Parteien sprachen sich in den letzten Monaten gegen die Eurovignette aus. Der Obmann des Transitforums Tirol, Fritz Gurgiser, nahm die Eurovignette dagegen gelassen. Einverstanden ist er damit dennoch nicht, im Grunde genommen werde damit der Schwerverkehr verbilligt, das sei ein „Killerinstrument“ für die Rollende Landstraße, erklärte Gurgiser. Da werde sich niemand mehr überlegen, den Transit auf die Schiene zu verlegen. Die Eurovignette ziele rein auf den Auspuff der Lkw ab, Lärm, Stau und Infrastrukturkosten würden dabei vergessen, das mache keinen Sinn, so Gurgiser.

Transit: Lkw-Blockabfertigung durch die Tiroler Polizei
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Immer wieder werden die Lkw-Kolonnen mit Blockabfertigungen dosiert

Blockaden als Handhabe?

Die einzigen Maßnahmen, die Tirol gegen die befürchtete Verkehrslawine setzen kann, sind die Fahrverbote und Blockabfertigungen. Die Dosierungen könnten weiter verstärkt werden, am besten in Zusammenarbeit mit Bayern, glaubt Europarechtsexperte Walter Obwexer.

Und eine weitere Möglichkeit gebe es: Blockaden auf der Straße. Das werde künftig die einzige Chance sein, ein Innehalten auf der Transitstrecke zu bekommen, meint Transitsprecher Robert Renzler. Das Transitforum blockierte seit 1988 mehrmals die Inntalautobahn in Tirol. „Wenn die Straße steht, kommt Bewegung in die Politik“, erklärte auch Gurgiser.