Pflegeheim Innerbraz
Mathis Fotografie
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Coronavirus

CoV: Kein Freitesten für Heimbewohner?

In Tirol sorgt ein Schreiben des Landes an Heime für Empörung. Es legt nahe, dass Bewohner sich nicht durch mobile Testteams freitesten lassen sollen. Der Verein Bewohnervertretung sieht eine Diskriminierung, das Land spricht von einem Missverständnis.

Das Schreiben erging Ende Jänner an Tirols Wohnheime, diese werden darin ersucht, vom Freitesten der Bewohnerinnen und Bewohner Abstand zu nehmen, da die Kapazitäten der mobilen Testteams sehr beschränkt seien. Die Quarantäne ende automatisch mit Ablauf des Bescheides, so das Schreiben weiter, „eine Freitestung ist nicht notwendig“.

„Bestgeimpfte Gruppe soll volle Quarantäne aussitzen“

Für den Verein Bewohnervertretung bei Vertretungsnetz, einer Einrichtung im Auftrag des Justizministeriums, ein klarer Fall von Diskriminierung. Der Verein vertritt Menschen, deren Freiheit grundlos beschnitten wird. Bereichsleiter Erich Wahl kritisiert, dass das Schreiben suggeriere, dass abgesonderte Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen ihre Quarantäne aussitzen sollen, damit genügend Testkapazität vorhanden ist „für Cluster, die im Rahmen der neuen Einkaufs- Gastro-, Kultur- und Sportfreiheit entstehen.“

In dem Schreiben schwinge mit, dass es für Menschen in Heimen ohnehin egal sei, ob und wann sie am Leben außerhalb der Mauern noch teilnehmen könnten. „Dies kann durchaus als strukturelle Gewalt bezeichnet werden“, so Wahl. Es hätten sich bereits empörte Angehörige und Heimleiter an den Verein gewandt.

Land: Mobile Testteams nicht für Einzelfälle

Zwei Wochen nach dem Versand des Schreibens relativierte das Land. In einer Reaktion auf die Vorwürfe hieß es am Mittwoch, man habe die Ressourcen der mobilen Testteams bündeln wollen. Diese wurden eingesetzt, um vermehrt aufgetretene Cluster in Heimen zu erfassen, dabei seien auch Freitestungen von Bewohnerinnen durchgeführt worden.

Wenn sich Heimbewohner aus der Quarantäne freitesten möchten, ohne dass es in der Einrichtung zu einem Cluster gekommen sei, stünden ihnen Screeningstraßen und „Tirol gurgelt“ zur Verfügung, wodurch es zu keiner Benachteiligung gekommen sei.