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Wirtschaft

Kosten bremsen gemeinnützigen Wohnbau

Nach einem Rekord bei den fertiggestellten Wohnungen im Vorjahr werden die gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften in Tirol heuer um fast 200 Wohnungen weniger bauen können. Gestiegene Kosten fürs Bauen und für Grundstücke zeigen Wirkung.

Obwohl das Budget für Wohnbauten mit 330 Millionen Euro heuer sogar um zehn Millionen höher ausfällt, können die gemeinnützigen Bauträger in Tirol damit nicht mehr so viele Wohnungen fertigstellen wie 2021. Damals wurden 1.355 Wohnungen realisiert, heuer werden 1.170 fertiggestellte Wohnungen angepeilt.

Bei der Entwicklung der Baukosten gebe es große Unsicherheiten, so Franz Mariacher, Obmann der gemeinnützigen Bauträger in Tirol. Eine Materialknappzeit wie derzeit bei Gas, Dämmstoffen oder Stahl sei jedenfalls so noch nie da gewesen. Dazu komme, dass es in Tirol immer schwieriger werde, erschwingliche Grundstücke für den gemeinnützigen Wohnbau zu finden.

Drei Männer auf dem Dach einer Baustelle
ORF
Neben den Grundstückskosten treibt der Baustoffmangel die Kosten für den Wohnbau in die Höhe

Grundstückspreise jenseits des

„Bei den derzeitigen Preisen, die für bereits gewidmete Baugrundstücke gezahlt werden, können wir keinen leistbaren Wohnraum anbieten“, so Mariacher. Man befinde sich hinsichtlich Baukosten und Grundstückssuche letztes Endes auch im Korsett der Wohnbauförderung, die die erlaubten Baukosten ganz genau regle. Viel Bauland befinde sich nämlich in privater Hand und Private wollten verständlicherweise den Höchstpreis erzielen.

Als einen möglichen Ausweg aus dieser Problematik nannte der Obmann die Möglichkeit der Gemeinden, Grundstücke für gemeinnützen Wohnbau zu reservieren. Als Herausforderung sah der Zusammenschluss der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften in Tirol auch die Beibehaltung von Baustandards. Das sei auch im Hinblick auf Energieeinsparungen und damit auf das Erreichen von Klimazielen wichtig. Hier gehe es auch um die Qualität und Modernisierung bestehender Wohnanlagen. Die gemeinnützigen Gesellschaften in Tirol verwalten insgesamt rund 68.000 Wohneinheiten.

Grüne verlangen mehr Vorbehaltsflächen

Angesichts der Probleme durch die steigenden Grundstückskosten verlangten die Tiroler Grünen, dass die Gemeinden verstärkt Vorbehaltsflächen ausweisen, die für den gemeinnützigen Wohnbau reserviert sind. Das habe zur Folge, dass die Grundeigentümer diese binnen zehn Jahren für den gemeinnützigen Wohnbau zur Verfügung stellen müssen, andernfalls erfolgt eine automatische Rückwidmung. In Gemeinden mit hohem Druck auf dem Wohnungsmarkt sei die Ausweisung dieser Flächen seit kurzem sogar verpflichtend.

Die Gemeinden hätten grundsätzlich alle nötigen Instrumente in der Hand, meinte am Mittwoch der Wohnsprecher der Tiroler Grünen, Labg. Michael Mingler. Bei den bevorstehenden Gemeinderatswahlen in Tirol habe es die Bevölkerung auch selbst in der Hand, die Parteien und Listen zu stärken, die sich um leistbares Wohnen bemühen.