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WWF: Protest gegen Kraftwerks-Ausbau

Mit einem stillen Protest haben am Mittwoch in Innsbruck der WWF sowie die Vereine „Lebenswertes Kaunertal“ und „Wildwasser Erhalten Tirol“ den Stopp des Kraftwerksausbaus Kaunertal und ein Bekenntnis zu einer naturverträglichen Energiewende gefordert.

Im Rahmen einer Protestaktion haben der WWF Österreich und die Vereine „Lebenswertes Kaunertal“ und „Wildwasser Erhalten Tirol“ vor der Zentrale des für den Ausbau zuständigen TIWAG-Konzerns in Innsbruck ein Banner entrollt, das die Dimensionen des geplanten Staudamms zeigt. Mit seinen 120 Metern wäre der Staudamm fast so hoch wie der Stephansdom in Wien und sieben Mal so hoch wie das Goldene Dachl.

Gurgler Ache
Das Wasser der Gurgler Ache im Ötztal müsste für den Kraftwerksbau ausgeleitet werden.

Gemeinsam fordern die Umweltverbände, dass die naturverträgliche Energiewende auch für Speicherkraftwerke gelten muss. „Die TIWAG muss sich zur konsequent naturverträglichen Umsetzung der Energiewende bekennen. Mit den Projektgeldern könnte sie sowohl den Sonnenstrom rascher ausbauen, als auch die ökologischen Belastungen durch ihre Kraftwerke sanieren. Die Klima- und Biodiversitätskrise muss gemeinsam gelöst werden“, sagt Bettina Urbanek, Gewässerschutzexpertin des WWF.

WWF spricht von Monsterprojekt

Dieses Monsterprojekt stünde wie kein anderes für die gestrige, nicht naturverträgliche Ausbaupolitik der TIWAG. Die Zeiten, in denen man ohne Rücksicht auf die Natur die Alpen zupflastern könne, müssten vorbei sein, sagt die WWF-Expertin.

WWF Protest
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Naturschutzverbände protestieren gegen den Ausbau des Kraftwerks

Die Kaunertal-Verbauung wäre ein massiver Eingriff in den Wasserhaushalt der Ötztaler Alpen. Aus der Venter und der Gurgler Ache sowie aus Verwall- und Königsbach sollen bis zu 80 Prozent des Wassers ab- und zwei Täler weit in künstliche Stauseen umgeleitet werden. „Die Ableitung der Gletscherflüsse hat fatale ökologische Folgen für die Flüsse und bringt einen dauerhaften Wasserentzug für das gesamte Ötztal. Das ist gerade in Zeiten der Klimakrise völlig kontraproduktiv“, sagt Bettina Urbanek.

Plan Kaunertal Kraftwerk
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Insgesamt würden im Projektgebiet laut dem TIWAG-Plan 88 Flusskilometer zu Restwasserstrecken werden.

Insgesamt würden im Projektgebiet laut dem TIWAG-Plan 88 Flusskilometer zu Restwasserstrecken werden, während durch die Schwalleinleitung der Kraftwerke ein über vier Kilometer langer Abschnitt des Inns ökologisch völlig zerstört würde, so der WWF. „Dabei ist die TIWAG dazu verpflichtet, die Schwallbelastung des Inns bis 2027 zu sanieren und nicht, ihn zusätzlich zu belasten. Es geht also in die völlig verkehrte Richtung“, sagt Urbanek.

Angst vor Großbaustelle

„Seit Jahren leben wir mit der Sorge vor einer Hangrutschung beim bereits bestehenden Gepatschstausee im Kaunertal. Der Ausbau des Kraftwerks mit Pumpspeicherbetrieb würde dieses Risiko noch weiter erhöhen, da die Gefahr besteht, dass die umliegenden Hänge durch das ständige Fluten und Leeren stärker in Bewegung kommen“, sagt Anita Hofmann. Sie ist die Obfrau des Vereines „Lebenswertes Kaunertal“.

„Wir leben dort mit unseren Familien, und wollen keine acht- bis zehnjährigen Großbaustellen in unserer Heimat“, so Hofmann. Insgesamt betrifft das Projekt 20 Gemeinden.

Geisler: Gegner fördern Atomstrom

Der zuständige Landesrat und Energiereferent, Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP), spricht sich gegenüber der Austria Presse Agentur klar für die ökologisch verträgliche Nutzung der Wasserkraft aus.

„Wer gegen Wasserkraft ist, fördert Atomstrom und befeuert den Klimawandel. Das Burgenland hat die Windkraft, wir in Tirol haben die Wasserkraft. Und diese erneuerbare Ressource werden wir verantwortungsvoll und bestmöglich im Sinne der kommenden Generationen nutzen“, so Geisler gegenüber der APA.

Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk Kaunertal wurden erstmals 2009 eingereicht, derzeit liegen sie zur Umweltverträglichkeitsprüfung vor.