Hausarzt mit Patient in Ordination
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Gesundheit

CoV-Impfung: Wie sag ich’s dem Patienten?

Die Tiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin hat einen Leitfaden erarbeitet, der bei der Aufklärung zur Covid-19-Impfung zum Einsatz kommen soll. Dadurch soll vermieden werden, dass Ärztinnen und Ärzte zur Angriffsfläche von impfkritischen Juristen werden.

Seit Anfang Februar gilt in Österreich die Impfpflicht, das lässt vor allem bei Impfunwilligen die Wogen hochgehen. Ordinationsschilder werden zerstört, Ärztinnen und Ärzte bedrängt. Auch bei der Patientenaufklärung vor der Impfung komme es immer wieder zu Diskussionen.

Rechtskonforme Aufklärung für Skeptiker

Der Leitfaden soll das ändern, so der Präsident der Tiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Herbert Bachler. „Wir haben es vorwiegend nicht mit Menschen zu tun wie vor einem Jahr, die sagen, hoffentlich krieg ich bald eine Impfung und ich bin froh, eine Impfung zu haben, sondern durchaus skeptische Menschen.“

Leitfaden:

Aber in Hausarztpraxen ist die Zeit oft knapp. „Einer der heikelsten Rechtspunkte für uns als Ärzte und Ärztinnen ist, dass die Aufklärung kritisiert werden könnte. Es gibt zahlreiche Expertenkommentare, die davon sprechen, dass es circa 40 Minuten Aufklärung bräuchte, um den Menschen allumfassend ihre Fragen zu beantworten. Das ist natürlich im Rahmen von Routineimpfungen in der Hausarztpraxis nicht möglich“, sagt Bachler.

Angst vor selbsterfüllender Prophezeiung

Mit dem Leitfaden will man impfkritischen Rechtsanwälten keine Angriffsfläche bieten. Auch weil der Mediziner davon ausgeht, dass es bei den Neu-Geimpften vermehrt zum sogenannten Nocebo-Effekt kommen wird und Beschwerden nicht ausbleiben werden. „Das ist so etwas wie eine selbst bewahrheitete Prophezeiung, wenn ich mich fürchte vor etwas, dann ist das Risiko, dass ich entsprechende Nebenwirkungen kriege, deutlich höher.“

Diesem Risiko wollen viele ganz aus dem Weg gehen und bedrängen ihre Hausärztinnen und Ärzte, Bestätigungen auszustellen, so Bachler. Diese Menschen würden sagen „sie kennen mich ja, sie wissen ja, dass ich gegen vieles nicht geimpft bin. Und da muss ich natürlich immer wieder darauf hinweisen, was ist die Gesetzeslage. Jedes Attest, das der Arzt ausstellt, ob das eine Krankmeldung ist oder ein Impfattest, ist ein Gutachten, ein Dokument und ich hafte als Arzt dafür“, so Herbert Bachler. Er fordert Respekt auf beiden Seiten. Es sei nicht Aufgabe der Hausärztinnen und Hausärzte, Menschen zur Impfung zu überreden, eine umfassende medizinische Aufklärung aber sehr wohl.