Stromleitungen auf Mast
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Chronik

Stromabschaltungen ein notwendiges Übel

Immer wieder kommt es in Tirol vor allem in ländlichen Gebieten zu geplanten Stromabschaltungen. Die bis zu vier Stunden langen Abschaltungen stoßen gerade in Zeiten von Homeoffice auf begrenztes Verständnis. Laut dem Netzbetreiber Tinetz sind sie unvermeidbar, auf lange Sicht könnten sie aber doch weniger werden.

Für die meisten Bewohner von Innsbruck ist es kaum vorstellbar, dass der Strom vorsätzlich und geplant für mehrere Stunden abgedreht wird. Bewohner in ländlicheren Gebieten sind hingegen immer wieder mit stundenlangen Stromabschaltungen konfrontiert. Der Grund dafür ist in der Architektur des Stromnetzes zu finden.

Schreiben wegen Stromabschaltung
Hermann Hammer
Verständigungsschreiben der Tinetz über eine geplante Stromabschaltung

Versorgungsstationen brauchen regelmäßige Wartung

Während es in Städten wie Innsbruck oder auch Lienz zumindest in den Kernbereichen die Möglichkeit von redundanten Ringschaltungen gibt, ist in ländlicheren Gegenden das Netz eher sternförmig von Umspannwerken weg errichtet worden. Von den Werken wird der Strom zu den Versorgungsstationen in den einzelnen Ortschaften geleitet und dann wiederum weiter zu Verteilerkästen und in die Haushalte.

Strom Versorgungsstation
Hermann Hammer
Spätestens alle zehn Jahre muss eine Versorgungsstation einer gründlichen Revision unterzogen werden

Eine Versorgungsstation muss aber immer wieder gewartet und einer Revision unterzogen werden, zumindest alle zehn Jahre, erklärt der Leiter des Netzbetriebs bei der Tinetz, Michael Öttl. Eine solche Revision nehme zwei bis vier Stunden in Anspruch. Da die Station „komplett frei“ sein müsse, sei auch keine Versorgung durch Notstromaggregate möglich.

Durchgehende Redundanz wäre sehr teuer

Abschaltungen wegen Revisionen oder anderer Arbeiten versuche man so weit es geht zu bündeln, so Öttl. Der Regulator akzeptiere Abschaltungen bis zu vier Stunden pro Jahr. Natürlich wäre theoretisch auch am Land eine redundante Versorgung möglich, was aber die Netzkosten stark in die Höhe treiben würde.

Photovoltaik treibt Netzausbau voran

Dennoch dürfte auf lange Sicht bei den Abschaltungen Besserung in Sicht sein. Ein Grund dafür ist der zunehmende Netzausbau. Ein Treiber für diesen Ausbau ist die Photovoltaik. Öttl sieht im Photovoltaikstrom eine große Herausforderung für das Stromnetz. Das über Jahrzehnte gewachsene Netz werde plötzlich in „verkehrter Richtung“ belastet. Als ein Beispiel dafür nennt der Tinetz-Experte das Photovoltaik-Kraftwerk am Pitztaler Gletscher.

Photovoltaik-Anlage
ORF
Strom aus Sonnenenergie gilt als umweltfreundlich, für das Netz ist er ein Belastungstest

Der Strom aus Sonnenenergie mache entweder den Einbau von elektronischen Regeleinheiten notwendig oder auch eine Verstärkung der Leitungskapazitäten, erklärt Öttl. Auf lange Sicht könnte der durch die Photovoltaik-Herausforderung angespornte Netzausbau aber auch zu mehr Redundanz im Netz und weniger Abschaltungen führen.