Lawinenwarntafel
APA/EXPA/Johann Groder
APA/EXPA/Johann Groder
Chronik

Lawinensituation bleibt weiter kritisch

Nach Neuschnee und stürmischem Wind bleibt die Lawinensituation in weiten Teilen Tirols äußerst angespannt. Auch am Dienstag gilt Warnstufe Vier für das westliche Nordtirol, den Alpenhauptkamm und den Osttiroler Tauernkamm. Der Lawinenwarndienst appelliert einmal mehr an Wintersportler, auf den gesicherten Pisten zu bleiben.

Rudi Mair vom Lawinenwarndienst beim Interview auf der Seegrube
ORF
Rudi Mair, Leiter Lawinenwarndienst Tirol

Im Rest Tirol herrscht jedoch vorerst Lawinengefahrenstufe Drei (=erheblich) und nur im südlichen Osttirol Lawinengefahrenstufe Zwei (=mäßig), so die Prognose des Lawinenwarndienstes. Die Hauptgefahr gehe derzeit von „den durch Neuschnee mit stürmischem Nordwestwind entstandenen, umfangreichen Triebschneeansammlungen“ aus, erläuterte Rudi Mair vom Lawinenwarndienst. Dabei können Lawinen leicht ausgelöst werden oder sogar spontan abgehen. Sie können zudem „stellenweise den schwachen Altschnee mitreißen und groß werden, auch Fernauslösungen sind möglich“, warnte der Experte.

Situation erfordert viel Erfahrung und Zurückhaltung

Gefahrenstellen seien außerdem häufig schlecht zu erkennen: „Sie liegen an allen Expositionen oberhalb der Waldgrenze, auch an steilen Schattenhängen im Bereich der Waldgrenze sowie an Triebschneehängen in hohen Lagen und im Hochgebirge“. In schneereichen Gebieten seien Gleitschneelawinen und Rutsche zu erwarten. Die aktuelle Lawinensituation erfordere deshalb „viel Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr und große Zurückhaltung“, unterstrich Mair.

Sperren im Bereich der Nordkette

Zur Vorsicht rief ebenso der Innsbrucker Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP) in einer Aussendung am Montag auf. Aufgrund „erheblicher Gefahr“ sah sich die Lawinenkommission der Tiroler Landeshauptstadt abermals gezwungen, „zum Schutze der Bevölkerung“ Sperren im Bereich der Nordkette zu veranlassen. So bleibt der Kollnerweg (Höttinger Bild bis Gramartborden) sowie die Zufahrt zur Arzler Alm bis auf weiteres unpassierbar, informierte Anzengruber.

100 Lawinen in den letzten Tagen

In den vergangenen Tagen war es allein in Tirol zu rund 100 Lawinenereignissen gekommen. 490 Bergrettungsleute und 30 Alpinpolizistinnen und -polizisten mussten ausrücken. Es gab so viele Einsätze wie nie zuvor. Viele Unfälle mit Wintersportlern gingen glimpflich aus, dennoch starben neun Menschen am Wochenende in Österreich bei Lawinenabgängen. Ein besonders tragisches Ereignis passierte in Spiss an der tirolerisch-schweizerischen Grenze, wo fünf Menschen ihr Leben in den Schneemassen verloren – mehr dazu in Fünf Tote bei Lawinenabgang in Spiss.