Südost-Flanke des Unteren Malfragkopfs in der Samnaungruppe (Gemeindegebiet Spiss), wo fünf Tourengeher bei einem Lawinenabgang getötet wurden
APA/Polizei Tirol
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Chronik

Erhebliche Lawinengefahr auch am Sonntag

Am Sonntag gibt der Lawinenwarndienst Tirol erneut die Gefahrenstufe drei der fünfteiligen Skala aus. Die Stufe drei ist die Gefahrenstufe, bei der sich die meisten tödlichen Lawinenunfälle ereignen. Seit Freitag sind in Tirols Bergen acht Menschen ums Leben gekommen.

Das Wetter lädt am Sonntag vermutlich nicht mehr so viele Wintersportler ein wie noch die letzten zwei Tage. Am Vormittag überziehen hohe, dichte Wolkenfelder den Himmel, das Licht wird diffus, dazu kommt laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) stürmischer Westwind auf. Der Wolkenschirm wird im Laufe des Tages immer dichter.

Stabilitätstests zeigen labile Situation

Die Lawinensituation bleibt im Großteil Tirols weiter angespannt. Die Lawinenwarner des Landes, die sich jeden Lawinenkegel samt Abbruchstelle genau ansehen – vor allem wenn Menschen zu Schaden gekommen sind –, bleiben in ihrer Einschätzung bei „erheblicher Lawinengefahr“. Auch Stabilitätstests zum Schneedeckenaufbau würden zeigen, wie heikel die Lawinensituation im Land derzeit ist, so Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes. Wer abseits der gesicherten Pisten unterwegs ist, brauche derzeit großes lawinenkundliches Beurteilungsvermögen, so Mair.

Schlechte Tourenplanung

Seit Freitag sind in Tirol acht Menschen unter Lawinen ums Leben gekommen. Im „Tirol heute“-Studiogespräch sprach der Leiter der Leitstelle Tirol von „schlechter Tourenplanung“. Vier Schweden und ein Bergführer starben, als sie vom Malfragenkopf im Gemeindegebiet von Spiss abfuhren und nacheinander in einen Hang einfuhren. Das Schneebrett, das die Gruppe ausgelöst hatte, war bis zu 400 Meter breit – mehr dazu in Fünf Tote bei Lawinenabgang in Spiss.

Acht Lawinentote in Tirol

Acht Menschen sind seit Freitagmittag in Tirol bei mehreren Lawinenabgängen getötet worden. Darunter befindet sich auch ein Ehepaar im Unterland, das erst Stunden nach dem Unglück als vermisst gemeldet worden ist. Auch am Samstag mussten Helfer immer wieder zu Such- und Bergungseinsätzen aufbrechen. Bernd Noggler, Geschäftsführer der Leitstelle Tirol, spricht im Studiogespräch über die Einsätze.

Weitere Tote in der Wildschönau und in Schmirn

Noch am selben Tag kamen in der Wildschönau zwei Menschen ums Leben. Ein Ehepaar war unterwegs auf die Breiteggspitze. Nachdem sie nicht nach Hause kamen, begannen die Einsatzkräfte, nach dem Mann und der Frau zu suchen. Erst gegen Mitternacht konnten die Leichname der beiden geborgen werden – mehr dazu in Zwei weitere Lawinentote in Tirol.

Am Samstag starb in Schmirn auf der Gammerspitze ein Mann unter einer Lawine. Seine vier Kollegen mussten schwer verletzt in die Krankenhäuser gebracht werden. Sie hatten die Lawine in der Jenneweinrinne fernausgelöst. Die Bewegung der Tourengeher brachte das Schneebrett oberhalb der Gruppe in Bewegung – mehr dazu in Weiterer Lawinentoter und Verschüttete. Dazu kamen auch am Samstag wieder Lawinenabgänge, bei denen Menschen verschüttet wurden, so etwa in Schwendau im Zillertal und in Längenfeld. Die Lawinenwarner zählten die letzten Tage mehr als 100 Lawinen in Tirol. Am Montag könnte noch etwas Schnee nachkommen.