Betrug im Internet
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Medien

Hinterfragen & reflektieren im Internet

In den letzten beiden Jahren ist die Internet-Nutzungsdauer durch Homeoffice und Homeschooling stark gestiegen. Dadurch erhöhte sich zwar die digitale Kompetenz, aber es gibt auch mehr Schlupflöcher für Cyberkriminalität und -mobbing. Am Safer Internet Day soll auf Gefahren und Chancen des Internets hingewiesen werden.

Bewusstseinsbildung und ein verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen Daten seien am Wichtigsten, so der Safer Internet Experte Sebastian Holzknecht. Er gibt regelmäßig Workshops in Schulklassen, für Eltern, Lehrende und andere Interessierte.

Das ständige Homeoffice und Homeschooling habe die Onlinezeiten extrem erhöht, so Holzknecht. Das sieht der Experte prinzipiell positiv, denn die digitale Kompetenz sei bei vielen gestiegen. Aber auch Schlupflöcher für Cyber-Kriminalität, Cyber-Mobbing und gesundheitliche Beschwerden seien die Folgen der letzten beiden Jahre. Vor allem Jugendliche würden beispielsweise über Kopf- oder Rückenschmerzen klagen. Zusätzlich werde das echte Leben immer mehr vernachlässigt.

Whatsapp vor Youtube und Instagram

Am häufigsten nutzen Jugendliche die Messenger-App Whatsapp. Telefonieren, Bilder schicken, Standorte teilen oder sich mit Freundinnen und Freunden in Gruppenchats unterhalten: 98 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher zwischen 11 und 17 Jahren tun das über Whatsapp. Am zweithäufigsten wird die Videoplattform Youtube genutzt, danach kommt das soziale Netzwerk Instagram. Man müsse sich im Klaren darüber sein, dass diese Firmen kommerziell tätig seien und im Hintergrund sehr persönliche Daten weitergegeben, verarbeiten und verkaufen, so Holzknecht.

Social Media Logos Facebook, Whatsapp Instagram
APA/ROLAND SCHLAGER
Whatsapp gehört wie Facebook und Instagram zum Konzern Meta.

„Das Internet vergisst nicht“, mahnt er. Viele Surferinnen und Surfer seien sich darüber nicht im Klaren. Deshalb erklärt er in seinen Workshops zunächst wie das Internet funktioniert. „Dass Daten auf Servern überall auf der Welt abgespeichert werden, schockiert viele oft. Mich überrascht es immer wieder, dass das Basiswissen fehlt“, so der Safer Internet Experte.

Er rät dazu, nichts im Internet zu posten, was man nicht auch im realen Leben auch machen würde. „Wenn ich sage, dass mir jemand immer und zu jeder Zeit sagen soll, wo er sich gerade befindet, da sagen viele ‚Nein, das tue ich nicht‘, im Internet machen sie das aber wenn sie gewisse Apps nutzen“, erzählt Holzknecht.

Emojis sind keine Konfliktlöser

Erschreckend sei auch, dass die Zahlen von Cyber-Mobbing gestiegen sind. Die Kommunikation habe sich vermehrt in den digitalen Raum verlagert und „da ist sie sehr verkürzt“, so der Experte, „die Kommunikation wird anders wahrgenommen, Mimik und Gestik fehlen, einfache Dinge werden komplizierter“. Dynamiken entwickeln sich außerdem schneller. Die digitale Grundbildung in Schulen sieht er als wichtigen Schritt, um Kindern einen reflektierten Umgang mit dem Internet beizubringen.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Auch Tiroler Unternehmen haben mit der Digitalisierung zu kämpfen. Sicherheitslücken seien in den letzten Monaten vielen Unternehmen zum Verhängnis geworden, so Holzknecht. „Ich rate jedem Arbeitgeber seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schulen und auf die Gefahren aufmerksam zu machen.“ Besonders wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Firmennetzwerke einsteigen müssen, sei das Risiko groß.

Auf keinen Fall dürfen dubiose Mails angeklickt werden, die eventuell Schadsoftware auf die Firmen-PCs bringen könnten. Unternehmen müssten klare Regeln aufstellen und Fortbildungen anbieten, fordert der Experte. Mehr als 100 Länder beteiligen sich am 19. Safer Internet Day, der von der europäischen Kommission ins Leben gerufen wurde.