Müsli wird in verschiedenen Behältern abgepackt
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Wirtschaft

Frühstück für die Welt: Müsli aus Nauders

Im Jahr 2017 hat die Südtiroler Unternehmerfamilie Fuchs den Sprung nach Tirol gewagt. In Nauders (Bezirk Landeck) bauten sie ein Werk für Frühstückscerealien. Mittlerweile läuft die Produktion bei Cerealps rund um die Uhr, die Produkte der Tiroler werden weltweit exportiert.

Die Familie Fuchs hat jahrelange Erfahrung mit verschiedenen Formen von Getreide. 1922 gründete der Urgroßvater von David und Simon eine Getreidemühle in Latsch. Über viele Jahre beschäftigten sich die Brüder und ihr Vater mit der Produktion von Müsli und Cerealien. 2014 stieg die Familie aus dem alten Werk in Kastelbell aus und suchte einen Standort für ein neues Werk. Dabei fiel die Wahl auf den Standort in Nauders, nahe der Südtiroler Grenze.

Der Bürgermeister habe sie damals mit offenen Armen empfangen, sagt David Fuchs. Mittlerweile beschäftigen die Südtiroler in Nauders, einer stark vom Tourismus abhängigen Gemeinde, 23 Personen.

Standort in Nauders kein Nachteil für Cerealps

Dass Nauders aus dem Inntal nur über eine kurvenreiche Bergstraße erreichbar sei, ist kein Nachteil, sagt Fuchs. Zwar wäre es für einige Lieferanten einfacher, wenn der Standort von Cerealps irgendwo im Unterland liege, aber die Nähe zu Italien und zur Schweiz sei auch ein Vorteil, denn teilweise werden Rohstoffe aus diesen Ländern geliefert.

David Fuchs
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David Fuchs ist Geschäftsführer von Cerealps und arbeitet selbst in der Produktion mit

Große Produktpalette unter fremden Namen

Produziert werden von Montag bis Freitag rund um die Uhr Cornflakes, Dinkel Flakes, Mais Crisp, Hafer Crumpies, Knusper-Müsli oder auch das klassische Müsli. Dabei produziert Cerealps nicht unter seinem eigenen Namen sondern für andere Marken. Der Aufbau einer eigenen Frühstücksmarke sei teuer und angesichts der großen Konkurrenz nicht zielführend.

Bis zu 5.000 Tonnen kann Cerealps jährlich am Standort in Nauders produzieren. Noch laufe das Werk aber nicht mit allen Maschinen auf Hochtouren, sagt Fuchs.

Der Großteil der produzierten Ware bleibt in Österreich. Deutschland sei der zweitwichtigste Markt, informiert David Fuchs. Auch Italien, Niederlande, Rumänien oder Polen sind demnach wichtige Cerealps-Kunden. Doch das Unternehmen beliefert auch Kunden, die deutlich weiter entfernt sind – beispielsweise in Taiwan oder Ecuador.

Geschmackliche Unterschiede in verschiedenen Ländern

Die Rezepturen für die verschiedenen Länder unterscheiden sich zum Teil deutlich, sagt David Fuchs. „Wir haben bemerkt, dass zum Beispiel in Italien die Zartbitter Schokolade sehr gut funktioniert und Zimt eigentlich überhaupt nicht. Der Italiener mag Zimt nicht. In Deutschland, im nordischen Markt ist es genau umgekehrt. Die haben viel Milchschokolade und überall Zimt, wo es nur geht.“

Ein anderes Beispiel ist Ecuador, so Fuchs. „Die Menschen dort mögen ganz gerne schokoladige Sachen und auch generell ziemlich süße Sachen. Bei uns in Europa ist eher der Trend weg vom Zucker, also so wenig wie möglich Zucker, so gesund wie möglich.“

Gelbe Körner werden in Alubecher gesiebt
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Vorschriften in jeweiligen Ländern als Herausforderung

Neben geschmacklichen Vorgaben der Kunden muss Cerealps bei der Produktion auch die jeweils geltenden Vorschriften in den jeweiligen Ländern einhalten. Das gelte beispielsweise für die neu entwickelte Bio-Linie für Babys, die nach Russland verkauft wird. Die Vorschriften in Russland seien teilweise strenger, teilweise komplett anders als in der EU, so Fuchs.

Umgekehrt gebe es in der EU Regelungen, die es in Russland nicht gibt. „Wir haben schauen müssen, dass wir die goldene Mitte finden, damit wir den Markt überhaupt beliefern dürfen, aber das ist uns gelungen.“

Lockdowns ließen Bestellungen steigen

Auch an Cerealps ging die Pandemie nicht spurlos vorüber. Es habe zwar keine Probleme bei Rohstofflieferungen gegeben, sagt Fuchs, allerdings bei den Verpackungsmaterialien. Einige Lieferungen seien komplett ausgefallen oder wurden teilweise storniert.

Umgekehrt habe Cerealps erlebt, dass bei Lockdowns die Lebensmittelketten mehr bestellt hätten. Der Handel habe seine Lager füllen wollen und das habe sich in erhöhtem Auftragsvolumen niedergeschlagen.

Vergrößerung der Lagerfläche als Zukunftsthema

Im Vorjahr erwirtschaftete Cerealps mit seinen 23 Mitarbeitern in Nauders 6,6 Millionen Euro an Umsatz. Man sei mittlerweile bereits fast am Anschlag, sagt Fuchs. „Wir haben ein bisschen Lager-Kapazitätsprobleme. Wir müssten einfach schon wieder anbauen.“