Dieses gemeinsame Gedenken am internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zeige, dass die Opfer des Nationalsozialismus sowohl im Arbeiter-, wie auch im christlich-sozialen Milieu zu verorten waren. Es sei auch ein Signal der Geschlossenheit gegen wieder aufkeimenden Antisemitismus, rassistische Hetze und jeglichen Radikalismus in der Gegenwart hieß es vom ÖVP-Stadtparteiobmann Christoph Appler und dem Innsbrucker SPÖ-Vorsitzenden Benjamin Plach.
Kritik an dem Denkmal
Kritik am Denkmal übte der Absamer Museumsleiter Matthias Breit. Es gehe sorglos mit der Vergangenheit des Gestapo-Lagers Innsbruck-Reichenau um: „Es war Haftlager der Gestapo für Widerstandskämpfer, Auffanglager für italienische Arbeiter, die aus dem Dritten Reich zurück nach Italien flüchten wollten. Es war ab 1942 ein so genanntes ‚Arbeitserziehungslager‘ zur physischen und psychischen Disziplinierung von Zwangsarbeitern, und es war ab Herbst 1943 eine Station bei der Deportation der kleinen jüdischen Gemeinde Südtirols vor allem nach Auschwitz-Birkenau.“
Auf dem verwitterten Gedenkstein aber würden die in der Reichenau Malträtierten, Geschundenen, Disziplinierten, Erniedrigten und Ermordeten generös und kollektiv zu „Patrioten“ erklärt“, kritisierte Breit.
Mahnung zur Wachsamkeit
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, Günter Lieder, sagte in seiner Ansprache, für viele sei hier das Zwischenlager auf dem Weg an noch entsetzlichere Orte oder in den Tod gewesen. „Lassen Sie uns neben dem ehrenden Gedenken an die Häftlinge des KZ Reichenau wachsam sein – auf das sich die Geschichte nicht wiederholt und Unvorstellbares nicht wieder vorstellbar wird“, so Lieder.
Projekt macht NS-Täterorte in Innsbruck sichtbar
Einen konkreten Bezug zu Orten des NS-Gräuels in Innsbruck stellt auch das Projekt „Pausenzeichen“ des 1982 in Innsbruck geborenen Künstlers Lucas Norer her. Sein Projekt wird von der Stadt Innsbruck gefördert, nachdem sich eine Fachjury unter den sechs eingereichten Projekten einstimmig für „Pausenzeichen“ entschieden hatte.
Klanginstallationen und Bodenmarkierungen werden vier Täterorte der NS-Repression in Innsbruck markieren und in Bezug zueinander stellen. Dabei handelt es sich um die Gestapo-Stelle in der Herrengasse 1, das Polizeigefängnis „Sonne“ gegenüber vom Hauptbahnhof, das Landesgeschichtliche Gefangenenhaus in der Schmerlingstraße und eben das Gestapolager in der Reichenau.