Tristesse
MUI/Bullock
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Gesundheit

Lange Warteliste bei Adoleszenz-Tagesklinik

Die Innsbrucker Adoleszenz-Tagesklinik, in der zwölf Therapieplätze für Personen im Alter von 16 bis 25 Jahren zur Verfügung stehen, hat wegen Corona einen Anstieg von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Ess- oder Angststörungen verzeichnet.

„Derzeit stehen 15 Personen auf der Warteliste und wir können erst im April wieder Patienten aufnehmen“, sagte Kathrin Sevecke, Direktorin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Innsbruck und Hall.

Erschwerte Ablösung von Zuhause

Das liege auch beispielsweise daran, dass das für das Erwachsenwerden so wichtige „Ablösen aus familiären Strukturen“ derzeit deutlich erschwert sei, betonte sie am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Außerdem gehe es in dieser Zeit des Heranwachsens etwa für Studierende auch darum, „reale Erfahrungen zu machen“ und nicht lediglich in Online-Vorlesungen zu sitzen. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, die vor der Pandemie schon wenig Stabilität und innere Stärke aufgewiesen hätten, würden deshalb zunehmend „kippen“ und verstärkt mit „emotionalen Schwierigkeiten“ auffällig werden, so Sevecke.

Viele Ängste, zum Teil auch rund um Impfung

Dieses Bild bestätigte auch Barbara Sperner-Unterweger, Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Psychiatrie II. „Wenn es schon vorher psychische Belastungen gab, dann werden diese Personen aktuell zunehmend mit klaren Symptomen auffällig“, hielt sie fest. Ängste aller Art würden sich darüber hinaus gegenwärtig jedenfalls mehren, bei jungen Erwachsenen auch zum Teil Ängste was die „Impfsituation“ betreffe.

Kathrin Sevecke und Barbara Sperner-Unterweger
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Barbara Sperner-Unterweger (li.) und Kathrin Sevecke (re.)

Mehrere Ursachen für psychische Probleme

Allein die CoV-Pandemie wollten aber weder Sevecke noch Sperner-Unterweger für die derzeitige psychische Befindlichkeit von jungen Menschen verantwortlich machen. Es seien auch Parameter wie gesellschaftliche Strukturen, Medien- und Smartphone-Konsum oder Phänomene wie Cybermobbing, die dazu beitragen würden, strich Sevecke heraus. „Unabhängig von Corona fördern etwa Plattformen wie Instagram Essstörungen“, konstatierte sie.

Generell sei jedenfalls wünschenswert, dass die „Wartezeiten für Therapieplätze“ für Jugendliche und junge Erwachsene durch deren Aufstockung reduziert würden, betonte Sevecke. Vieles sei aber auch künftig verstärkt „zuhause vor Ort“ möglich.

Online-Kongress zu Kinder- und Jugendpsychiatrie

Der Versorgung junger Menschen im Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter widmet sich der „8. Kinder- und Jugendpsychiatrie Kongress Innsbruck“ am 28. und 29. Jänner. An der Online-Tagung nehmen rund 300 Expertinnen und Experten teil.