Er habe einen Scherbenhaufen, eine fragwürdige Gebarung und praktisch keine Organisation vorgefunden, sagt der 33-jährige Kevin Radi. Er wird demnächst neuer Präsident bei den Schwarz-Grünen. Fast der gesamte Vorstand wird ausgewechselt, abgesegnet wird das alles im März im Zuge der Generalversammlung bei den Schwarz-Grünen.
Viele Fragezeichen beim Traditionsklub
Nach den jüngsten Neustarts mit Investoren aus Deutschland und Russland folgt jetzt also neuerlich ein Neustart. Der neue Geldgeber kommt wieder aus Deutschland, der neue Trainer möglicherweise auch von dort. Noch sei nicht alles unter Dach und Fach, sagt FC Wacker Neo-Präsident Kevin Radi. Aber das Budget sei mit dem neuen Investor auf Jahre gesichert. Der Geldgeber soll in den nächsten Wochen präsentiert werden, eine Geheimniskrämerei wie zuletzt werde es nicht mehr geben.

Der 33-jährige Innsbrucker ist dieser Tage im Dauereinsatz. Die Organisation im Verein müsse auf völlig neue Beine gestellt werden. Es mangele an allen Ecken und Enden – von den Rahmenbedingungen fürs Training bis zur wirtschaftlichen Gebarung. Auch die Kontakte zu Partnern und Sponsoren müssten in vielen Bereichen verbessert, Gespräche wieder gesucht werden, sagt Radi.
Der Gastronom Selcuk Coskun als Bereichsleiter für Sport und Finanzen, der 23-jährige Unternehmer Bernhard Dornauer und der 33jährige Kevin Radi. Diese drei jungen Tiroler stehen für einen Generationenwechsel beim FC Wacker Innsbruck. Es sind weitestgehend unbekannte Jungunternehmer für Sportlandesrat Josef Geisler (ÖVP). Er wolle dem neuen Team eine Chance geben und hoffe auf eine bessere Zukunft für den Tiroler Traditionsklub, betont Geisler gegenüber dem ORF Tirol.
Land unterstützt Wattens und Wacker
Tirols Sportpolitik will eine gesicherte Zukunft für den Traditionsverein. Die WSG Wattens in der Bundes- und der FC Wacker Innsbruck in der zweiten Liga erhalten pro Jahr 320.000 Euro Fördergeld. Dieses Geld ist für den Amateurbereich reserviert – also für die zweite bzw. dritte Mannschaft, für den Nachwuchs und für die Damenmannschaft.
Noch wesentlicher für das jeweilige Budget sind die Gelder der zahlreichen Partner und Sponsoren. Und gerade bei den landesnahen Großsponsoren wie der TIWAG, der Hypo Tirol Bank oder auch den IKB gab es zuletzt viel Unmut über den FC Wacker Innsbruck. Kritisiert wurden etwa die interne und externe Kommunikation, die Kontaktpflege, der ausbleibende sportliche Erfolg und die wirtschaftliche Ausrichtung.

Unklare wirtschaftliche Situation
Unklar sind momentan zahlreiche wirtschaftliche Eckdaten. Nach Auskunft des Kreditschutzverbandes 1870 liegt keine aktuelle Bilanz vor. Die letzte stammt aus dem Juni 2020 und weist Verbindlichkeiten von knapp 700.000 Euro aus. Allerdings handle es sich um eine Bilanz, die so schwierig zu lesen sei, weil sie ja mögliche Transferrechte und andere Dinge so nicht ausweise, heißt es vom Kreditschutzverband auf ORF-Tirol-Anfrage.
Im letzten Frühjahr gab es von der Bundesliga für den Tiroler Traditionsklub problemlos die Lizenz – eben auch durch finanzielle Hilfe des russischen Geldgebers Mikhail Ponomarev. Auch mit diesem letzten Retter solle es noch Gespräche geben, versicherte Neo-Präsident Kevin Radi. Immerhin habe der Russe den Tirolern mit seiner Finanzspritze immens geholfen.
Langzeitgröße Alfred Hörtnagl, zuletzt als Sportvorstand bei Wacker tätig, wird den Verein jedenfalls verlassen. Als General Manager gekommen, hat Hörtnagl vor nunmehr sieben Jahren die „Vision 2020“ für den FC Wacker Innsbruck präsentiert – unter anderem mit dem Ziel, sich langfristig in der Bundesliga zu etablieren und auch international wieder mitzumischen. Viele Trainer und Vorstände später ist von diesen einst hehren Zielen momentan nichts mehr übrig. Einmal mehr kämpft der Traditionsklub ums Überleben und ist von einem Großinvestor abhängig.