Auf insgesamt 32 Hektar werden „Padeilemähder“ besonders geschützt.
Kathrin Herzer
Kathrin Herzer
Umwelt

Natura-2000-Gebiete gesichert und erweitert

Die selten gewordenen Bergmähwiesen in Obernberg am Brenner und in Trins im Gschnitztal sind nun auch langfristig geschützt. Das legte die Tiroler Landesregierung per Verordnung fest. Außerdem wurde der Naturpark Karwendel um die Arnspitze erweitert.

Die Erhaltungsziele für die beiden Natura-2000-Gebiete „Bergmähwiesen in Obernberg am Brenner“ (132 Hektar) und „Padeilemähder“ im Gemeindegebiet von Trins (32 Hektar) im Gschnitztal wurden nun von der Landesregierung mit einer Verordnung beschlossen.

Artenreichtum soll bewahrt werden

Mit den nun beschlossenen Landesverordnungen werden die Erhaltungsziele für diese besonderen Lebensräume festgelegt.

„Diese artenreichen Bergmähwiesen mit einer Vielfalt an Orchideen, großflächigen Edelweißbeständen oder auch Lärchenwiesen sind insbesondere für die alpine Artenvielfalt sehr wertvoll und damit besonders schützenswert. Mit den verordneten Erhaltungszielen stellen wir sicher, dass auf den insgesamt 164 Hektar der Erhaltungszustand der dort wildlebenden Pflanzenarten bewahrt oder wenn notwendig, auch wiederhergestellt wird“, erklärte Naturschutzlandesrätin LHStvin Ingrid Felipe (Grüne) über den Abschluss des rechtlichen Rahmens für das Management dieser Natura 2000-Gebiete.

Die Türkenbundlilie ist eine von insgesamt 64 verschiedenen Gefäßpflanzen im Natura 2000-Gebiet „Padeilemähder“.
© Klaus Auffinger
Die Türkenbundlilie ist eine von insgesamt 64 verschiedenen Gefäßpflanzen im Natura 2000-Gebiet „Padeilemähder“.

Landwirtschaft wie früher

Die fachliche Erarbeitung der Erhaltungsziele erfolgte durch einen naturkundefachlichen Amtssachverständigen, die betroffenen Grundeigentümer wurden darüber informiert und erhoben gegen die ab sofort geltenden Verordnungen keine Einwände. In diesen Verordnungen wird der Zielzustand der Natura 2000-Gebiete formuliert, wobei neben der Erhaltung der Bergmähwiesen an sich auch der essentiellen Bedeutung der traditionellen, extensiven landwirtschaftlichen Bergmahd Ausdruck verliehen wird.

Insgesamt 132 Hektar Bergmähwiesen stehen in Obernberg am Brenner unter Natura 2000-Schutz.
Anna Radtke
Insgesamt 132 Hektar Bergmähwiesen stehen in Obernberg am Brenner unter Natura 2000-Schutz.

So wird auf den Flächen weiterhin die Jahrhunderte alte Bewirtschaftungsweise der sogenannten „zweigrasigen“ Mahd praktiziert. Dabei wird die eine Hälfte einer Wiese im ersten Jahr und die zweite Hälfte im darauffolgenden Jahr gemäht. Dadurch kann sich die jeweils andere Fläche in Ruhe wiederaufbauen und entsprechend große Mengen und Vielfalt an Samen produzieren. Damit soll die überdurchschnittlich hohe Artenzahl der nachgewiesenen Gefäßpflanzen und damit der derzeitige Erhaltungszustand der Bergmähwiesen gewährleistet bleiben.

In Tirol gibt es aktuell 18 Gebiete des Natura 2000-Netzwerks mit einer Gesamtfläche von 184,17 km². Dies entspricht etwa einem Anteil von 14,5 Prozent der Landesfläche.

Naturpark Karwendel wurde erweitert

Ebenso durch eine Verordnung der Tiroler Landesregierung wurde diese Woche der größte Naturpark Österreichs, der Naturpark Karwendel, um das bereits bestehende Naturschutzgebiet Arnspitze im Gemeindegebiet von Leutasch erweitert, wie LHStvin Felipe bekannt gab. „Mit dieser Erweiterung vergrößert sich die Gesamtfläche des Naturparks um 11,5 km² auf insgesamt 739 km² und es kommt mit der Gemeinde Leutasch eine zusätzliche Naturpark-Gemeinde dazu.

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Gemeinde Leutasch
Die Unterleutasch, rechts der Arnkopf, Arnplattenspitze und die Große Arnspitze sind ab sofort Teil des Naturparks Karwendel.

„Dass mittlerweile Gemeinden aus Eigeninitiative den Naturparken beitreten wollen, beweist, dass die wichtige Naturschutzarbeit in den Schutzgebieten geschätzt und längst nicht mehr nur mit Einschränkungen verbunden wird.“

Die Erweiterung der Naturparkfläche wurde nicht zuletzt aufgrund des im Sommer 2020 gestarteten Nachhaltigkeitsprozesses am Seefelder Plateau thematisiert, sondern auch in den Gemeindegremien befürwortet, wie der Leutascher Bürgermeister, Georgios Chrysochoidis berichtete: „Mit dem Naturschutzgebiet Arnspitze erweitern wir den Naturpark um ein sehr naturbelassenes Gebiet. Von Anfang an waren die Gemeindegremien von der Idee begeistert, wodurch alle Beschlüsse einstimmig gefasst werden konnten. Der Anschluss an den Naturpark Karwendel und die damit einhergehende Ernennung zur Naturpark-Gemeinde sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“

Besondere Bereicherung des Naturparks

Für den 2009 gegründeten und damit ältesten Naturpark Tirols bedeutet die Erweiterung nicht nur eine Flächenvergrößerung, wie Geschäftsführer Hermann Sonntag erläuterte: „Selbstverständlich profitiert der gesamte Naturpark von diesem Zugewinn, unterscheidet sich doch das Schutzgebiet Arnspitze als sehr ursprüngliches Gebiet und mit wunderbaren Wiesen schon topografisch zum Teil wesentlich von den bestehenden Naturparkflächen.“