Wo werden die olympischen Winterspiele in Zukunft stattfinden können? Laut den Ergebnissen einer neuen Studie, an der auch die Universität Innsbruck beteiligt war, könnte sich zumindest zeigen, wo nicht. Werden die Treibhausgasemissionen nicht drastisch verringert, „werden die meisten Austragungsorte in Europa bereits in den 2050er Jahren als unbedeutend oder unzuverlässig eingestuft, selbst in einer emissionsarmen Zukunft“, so der Innsbrucker Tourismusforscher Robert Steiger.

Klimadaten damals, heute und morgen
Die Wissenschafter und Wissenschafterinnen haben für ihre Studie die Klimadaten der Austragungsorte von den 1920er Jahren bis heute untersucht. Zusätzlich wurden Zukunftsszenarien für die Jahre 2050 und 2080 erstellt. In einem Szenario können die Emissionen verringert werden und die Pariser Klimaziele eingehalten werden, im anderen Szenario nicht. Mit einem ähnlichen Modell wurden auch schon im Jahr 2014 Prognosen erstellt. Damals kamen zumindest noch sechs von 19 ehemaligen Orten für eine nochmalige Ausrichtung von olympischen Winterspielen im Jahr 2050 in Frage.
Die Forscherinnen und Forscher haben in den letzten hundert Jahren zwei Entwicklungen beobachten können. Zum einen seien die Winterspiele in immer wärmere Gegenden vergeben worden, wie zum Beispiel an Vancouver oder Sotschi, sagt Robert Steiger. Zum anderen treibe der Klimawandel die Temperaturen in die Höhe. Durchschnittlich sei es in den letzten hundert Jahren in den Olympia-Städten rund 1,5 Grad wärmer geworden. Im schlechtesten Fall steige die Temperatur bis Ende des Jahrhunderts sogar um weitere vier Grad.
Was braucht es für Winterspiele?
Es wurde auch untersucht, welche Faktoren für olympische Winterspiele wichtig sind. Dafür wurden mehr als 300 internationale Athletinnen und Athleten befragt. Fast alle von ihnen befürchteten, dass sich der Klimawandel auf die Zukunft des Sports auswirken wird. Die historischen Austragungsorte wurden auf Neuschneemenge, Regentage, Nassschneetage und Temperaturen untersucht. In nur fünf ehemaligen Olympia-Städten werden die Voraussetzungen für Winterspiele auch noch im Jahr 2050 gegeben sein, allerdings bei niedrigen Emissionen.
Innsbruck, als zweifacher Austragungsort der Olympischen Winterspiele, komme klimatechnisch gesehen 2050 nicht mehr in Frage. Werden die Emissionen nicht drastisch reduziert, könne man am Ende des Jahrhunderts sogar nur noch mit einem sicheren Austragungsort rechnen, dem japanischen Sapporo, prognostiziert der Innsbrucker Forscher Robert Steiger.
„Grenzen in Sotschi und Vancouver überschritten“
Orte in den Alpen schnitten in den Berechnungen global gesehen schlechter ab. Es fehle am Naturschnee, erklärt der Tourismusforscher. Ein ausgeklügeltes Wetterrisikomanagement gehört zwar längst zu olympischen Winterspielen, der Aufwand würde in den kommenden Jahren aber enorm steigen. Schneemengen und -bedingungen habe man mit Beschneiung und Pistenpräparation gut im Griff, auch Skisprungschanzen könne man gut managen, sagt Steiger, problematisch werde es aber bei den Temperaturen.
Das habe man zum Beispiel in Sotschi und Vancouver gemerkt. Auch die befragten Athletinnen und Athleten haben angegeben, dass die klimatischen Verhältnisse dort für unfairere und unsichere Bedingungen gesorgt hätten. Es habe mehr Verletzungen gegeben, außerdem waren Sportlerinnen und Sportler größeren Belastungen durch Temperaturunterschiede ausgesetzt, fasst Steiger zusammen.

Klimawandel & Zukunft des Wintersports
Bisher haben die Wissenschafterinnen und Wissenschafter nur ehemalige Austragungsorte untersucht, das Modell lasse sich aber auch für zukünftige Bewerbungen nutzen. Das internationale Olympische Komitee habe schon Interesse bekundet. Aber auch einzelne Skigebiete könnten damit einen Blick in die Zukunft wagen.