Schriftzug auf Mauer bei MPreis
MPREIS / ProMedia
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Wirtschaft

MPreis startet Wasserstoffproduktion

Der Tiroler Lebensmittelhändler MPreis beginnt demnächst mit der Produktion von Wasserstoff. Damit sollen die Backöfen der eigenen Bäckerei in Völs (Bezirk Innsbruck-Land) beheizt werden, später soll damit die Lkw-Flotte des Unternehmens betrieben werden.

Das Völser Unternehmen beschäftigt sich seit dem Jahr 2016 mit dem Projekt Wasserstoff. 2020 begannen die Bauarbeiten an der Anlage zur Produktion von Wasserstoff. Wie das Unternehmen am Sonntag mitteilte, befinde sich der Bau der 13 Millionen Euro teuren Anlage nun im Endspurt. Noch im ersten Quartal soll sie in Betrieb gehen.

Zunächst soll die Elektrolyseanlage im Rahmen des EU-Projekts „Demo4Grid“ zur Erbringung von Regelenergiedienstleistungen im österreichischen Stromnetz zum Einsatz kommen. Sie soll also Stromschwankungen ausgleichen. Später soll der erzeugte Wasserstoff die Backöfen der eigenen Bäckerei Therese Mölk beheizen. In einem dritten Schritt werden die Lkws des Unternehmens damit angetrieben.

Lkw-Flotte soll langfristig umgestellt werden

Dabei werden Dieselfahrzeuge, die aufgrund ihres Alters ausgeschieden werden müssen, durch Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb ersetzt. Die ersten drei neuen Brennstoffzellen-Lkws werden demnächst geliefert, informierte Projektleiter Ewald Perwög. Es seien die ersten ihrer Art, die in Österreich im Regelbetrieb unterwegs sein werden.

Langfristig beabsichtige MPreis als erstes mittelständisches Unternehmen Österreichs, seinen Fuhrpark auf Brennstoffzellenfahrzeuge umzustellen. Die dafür nötige Wasserstofftankstelle wird im zweiten Quartal fertiggestellt.

Wasserstoff entsteht durch Elektrolyse

„Im Herzstück unserer Anlage – dem sogenannten ‚Elektrolyseur‘ – wird Wasser mittels elektrischer Energie in seine Bestandteile zerlegt – in Sauerstoff und Wasserstoff. Während der Sauerstoff zurück an die Atmosphäre abgegeben wird, wird der Wasserstoff unter Druck gelagert und kann in weiterer Folge als Brennstoff oder Treibstoff verwendet werden“, erläuterte Perwög die Funktionsweise.

Projektleiter Ewald Perwög steht vor der Wasserstoff-Anlage bei MPreis
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Projektleiter Ewald Perwög

Für die Elektrolyse verwende MPreis ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien, damit erfolge die Produktion zu 100 Prozent CO2-frei.

Anlage mit über 90 Prozent Effizienz

Bei der Anlage würden 70 Prozent der eingesetzten elektrischen Energie in Wasserstoff umgewandelt. Von den restlichen 30 Prozent würden wiederum mehr als zwei Drittel mittels Abwärmerückgewinnung in den Produktionsbetrieben als Wärmeenergie wiederverwendet. Dadurch könnten beispielsweise Gebäude beheizt oder Warmwasser aufbereitet werden, sagte Perwög. Damit liege die Effizienz der Anlage bei über 90 Prozent, weniger als zehn Prozent der eingesetzten Energie gingen verloren.

„Dem steht der große Vorteil gegenüber, dass die Wasserstoffproduktion am Regelenergiemarkt Stromüberschüsse abfedern bzw. abarbeiten kann. Man kann also Öko-Strom, der mithilfe von Wind-, Solar- oder Wasserkraft zu Unzeiten produziert wird, ‚lagerfähig‘ machen, indem man ihn in Wasserstoff umwandelt“, erläuterte der Projektleiter.

Finanziell wird der Bau der Anlage von der österreichischen und der Schweizer Regierung unterstützt. Auch das Land Tirol beteiligt sich daran.