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Soziales

Schwierige Suche nach Tiroler Zivildienern

In immer mehr Zivildienst-Einrichtungen bleiben Stellen offen. Während der Bedarf stetig wächst, wird es vor allem im Frühjahr immer schwieriger, ausreichend geeignete, junge Männer zu finden. Besonders im Rettungsdienst ist diese Lücke schwer zu füllen.

Im Frühjahr müssen die anerkannten Zivildienst-Einrichtungen beim Bund ihren Bedarf für das Folgejahr bekannt geben. 2.200 Zivildiener wurden in den letzte Jahren in Tirol zugewiesen, damit konnten laut der Zivildienstserviceagentur im Bundesministerium 85,4 Prozent des Bedarfs gedeckt werden. Von 2000 bis 2018 lag diese Zahl noch zwischen 90 und 96 Prozent.

Grafik Zivildiener Aufteilung Einrichtungen
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Der Großteil der Zivildiener entfällt auf das Rettungswesen, gefolgt von der Behindertenhilfe und der Altenbetreuung.

Rettungsdienst funktioniert ohne Zivildiener nicht

Beim Samariterbund Tirol werden die Zivildienst-Stellen jeweils im Frühling und Herbst neu besetzt. Während man im Oktober den gesamten Bedarf mit Wunschkandidaten und vielen Maturanten decken könne, sei die aktuelle Situation „prekär“, sagt Geschäftsführer Gerhard Czappek.

Beim Samariterbund und im Rettungswesen im Allgemeinen würden Zivildiener einen Teil der Mannschaft ersetzen. Ohne sie könnte das aktuelle System nicht aufrecht erhalten werden. Die fehlenden jungen Männer müssten mit den bestehenden Kräften in Form von Überstunden und mehr Freiwilligen abgedeckt werden.

Samariterbund Rettung Sanitäter Zivi
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Die Suche nach Sanitätern am Arbeitsmarkt gestalte sich vor allem in der Pandemie schwierig. Das Rettungswesen ist bei weitem jener Bereich mit dem größten Bedarf. 40,7 Prozent aller Zivildiener entfallen darauf. Gefolgt von der Behindertenhilfe, der Altenbetreuung, Sozialhilfe und den Krankenanstalten.

Demographische Entwicklung, Corona und mehr Bedarf

In Tirols Altenheimen sind bis Mai aktuell 25 Zivildienst-Stellen frei. Man sei zuversichtlich noch geeignete Kandidaten zu finden, sagt Robert Kaufmann, Obmann der ARGE Tiroler Altenheime. Generell würden sich aber auch in seinem Bereich die Geburtenschwachen Jahrgänge bemerkbar machen.

Dazu komme, dass pandemiebedingt die „Stellungen“ ausgesetzt wurden bzw. nur reduziert stattgefunden haben und immer mehr Einrichtungen, etwa auch in der Kinderbetreuung auf Zivildiener zurückgreifen, der Bedarf somit steigt, heißt es seitens der Zivildienstserviceagentur.

Politik müsse mehr Geld in die Hand nehmen

Bei den jungen Männern hätten sich in den letzten Jahren die Interessen verändert, viele hätten keine Lust mehr auf den Rettungsdienst. Es brauche mehr Geld von der Politik, um die fehlenden Zivildiener mit anderen Arbeitskräften ersetzen zu können, fordert Gerhard Czappek. Von allen tauglichen jungen Männern entscheiden sich österreichweit derzeit durchschnittlich rund 40 bis 44 Prozent für den Zivildienst. Mehr als die Hälfte für das Bundesheer.