Bischof Glettler vor dem Hintergrund von Innsbruck
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Religion

Glettler: Runter vom Gaspedal der Empörung

Der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler hat am Neujahrstag zur Versöhnung aufgefordert. Im „Tirol heute“-Interview sagte er, Sachthemen wie etwa auch die Impfpflicht hätten nicht das Recht, menschliche Beziehungen nachhaltig zu beschädigen.

Stattdessen solle man sich Zeit zum Nachdenken und zur Klärung der wirklichen Fragen nehmen. Damit gebe es den nötigen Freiraum für eine gute, sachliche Entscheidung. Derzeit gebe es eine große Gereiztheit und eine Empörung, die alle erfasse, so Glettler. In einem Zustand der Empörung und der Missgunst werde es keine ordentlichen Lösungen geben können. Persönlich schlage er vor, täglich eine Zeit der Stille zu nehmen, „das ist wirklich entscheidend“.

Neujahrsgespräch mit Bischof Hermann Glettler

Es sind viele Themen, die die Gesellschaft und auch die Katholische Kirche im abgelaufenen Jahr beschäftigt haben. Von der Neuregelung der Sterbehilfe über die aufgeheizte Stimmung während der Pandemie bis hin zur Flüchtlingsaufnahme.

Versöhnung braucht Bereitschaft zur Selbstkorrektur

Sein Wunsch sei, möglichst versöhnt in dieses Jahr hineinzugehen, so der Bischof. Versöhnung sei ein „Riesengeschenk“, das menschliche Kräfte für die anstehenden Probleme frei lege. Versöhnung brauche die Entscheidung für das Du, die Bereitschaft, Dinge anzusprechen und zur Selbstkorrektur.

Für gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik

Angesprochen auf die Flüchtlingspolitik sagte Glettler, das Thema Integration werde von der Kirche sehr stark mitgetragen. Die von ihm geforderte Aufnahme von 100 Familien sei eigentlich nur ein symbolischer Akt, der aber wichtig wäre um auf europäischer Ebene gemeinsam an einen Strang zu ziehen. An den Rändern Europas gebe es viel Elend in den Lagern und das wäre zumindest ein kleiner Beitrag um in Europa zu einer guten Asylpolitik zu kommen.