Das Projekt „Medcare“ bietet unversicherten Menschen in Tirol eine soziale und medizinische Basisversorgung an. Mehr als 2.000 Behandlungen sind alleine in diesem Jahr an mehr als 900 Klientinnen und Klienten durchgeführt worden, so die Bilanz. Die Pandemie hat diese Arbeit der freiwilligen Helferinnen und Helfer in der Ordination für Obdachlose und Nichtversicherte besonders geprägt.
Von der Saisonkraft in die Obdachlosigkeit
Immer wieder seien etwa Beschäftigte aus der Tourismusbranche quasi in Tirol gestrandet, berichtete Organisationsleiterin Veronika Schneider: „Manche sind dann in der Obdachlosigkeit gelandet. Das war wirklich auffallend, dass wir heuer mehr solcher Klienten betreut haben“, schilderte die Expertin.
Das Angebot von „Medcare“ sei auch in einem Land, wo die Gesundheitsversorgung sehr gut ist, notwendig, betonte die Rot-Kreuzhelferin: „Leider braucht es dieses Angebot, weil es sehr, sehr viele Patienten gibt, die keine Pflichtversicherung haben.“
Nicht alle werden erreicht
Zweimal pro Woche versuchen die Helferinnen und Helfer in der Ordination und auch mobil in den verschiedenen Obdachloseneinrichtungen möglichst viele zu versorgen, sagte Herbert Bachler, praktischer Arzt und einer der ärztlichen Leiter von „Medcare“. Leider erreiche man aber nie alle, die medizinische Hilfe bräuchten: "Es gibt immer einen Teil, der trotzdem unversorgt bleibt oder uns erst bei schwerwiegenderen Erkrankungen aufsucht. Außerdem haben wir die „Durchreisenden", wie wir es nennen, also Menschen aus 60 verschiedenen Nationen.“
Armut ist „spürbar“
Die Not in Tirol werde jedenfalls größer, bestätigte Bachler: „Zum Teil docken auch Leute bei uns an, die versichert sind, sich aber die Rezeptgebühren nicht leisten können. Sowohl hier bei ‚Medcare‘ als auch in meiner Praxis ist diese Armut spürbar“, schilderte der Arzt.
Die Ordination für Obdachlose und Nichtversicherte ist derzeit in ihrem neunten Bestandsjahr und wird von Rotem Kreuz und der Caritas gemeinsam betrieben.