Ein Jugendlicher lehnt mit leeren Alkoholflaschen und einem Schnapsglas an einem Tisch
APA/dpa/Tobias Hase
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Soziales

Mehr Suchtmittelkonsum am Jahresende

Die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel sind für viele Tirolerinnen und Tiroler mit Stress, Ängsten, Stimmungstiefs und Einsamkeit verbunden. Verstärkt durch die Krise greifen viele Menschen zu Alkohol, Medikamenten oder Drogen, warnte die Suchthilfe Tirol und bietet Hilfe.

Auch heuer sorge die Corona-Krise im ganzen Land für noch größere emotionale Belastungen, Verunsicherung und Vereinsamung, berichtete Wolfgang Sparber, Geschäftsführer der Suchthilfe Tirol. Deswegen würden viele Tirolerinnen und Tiroler in den kommenden Tagen und Wochen vermehrt zu Alkohol, Medikamenten und Drogen greifen, um diese Gefühle nicht aushalten zu müssen und um sich kurzfristig Linderung zu verschaffen.

Suchthilfe Tirol

Die Beraterinnen und Berater der Suchthilfe sind erreichbar per Email oder über die Telefonnummer 0512/580080.

„Personen, die zuvor schon einen bedenklichen Alkohol- oder Drogenkonsum aufgezeigt haben, konsumieren über die Feiertage mehr. Menschen, die abstinent und zuvor in ambulanter oder stationärer Behandlung waren, werden aufgrund der emotionalen Überforderung mit dieser Zeit rückfällig“, berichtete Tina Steiner von der Suchthilfe-Beratungsstelle Schwaz.

Oft Unverständnis und Kritik

Viele Menschen würden aber noch nicht den Mut aufbringen, sich dem Thema „Sucht“ zu stellen. „Sie treffen häufig in der Familie und ihrem Umfeld auf Unverständnis. Viele Angehörige und Freunde verstehen nicht die Dimension eines Alkohol- oder Drogenproblems. Menschen, die aufgrund von persönlichen Krisen, Ängsten, Sorgen und Einsamkeitsgefühlen trinken oder Drogen konsumieren, verschlimmern so das eigentliche Problem. Unser dringender Ratschlag ist, sich Hilfe in einer Beratungsstelle zu suchen, oder den Hausarzt oder Facharzt zu kontaktieren“, riet Tina Steiner.

Frau geht alleine auf der STraße
ORF.at/Dominique Hammer
Für alleinstehende ältere Menschen fühlen sich die Feiertage besonders einsam an

Das böse Erwachen komme für viele Menschen nach den Feiertagen zu Weihnachten und zum Jahreswechsel. "Dann werden erfahrungsgemäß auch unsere Beratungseinrichtungen und Beratungsangebote verstärkt in Anspruch genommen, so Wolfgang Sparber. Derzeit sind in Tirol rund 30.000 Menschen alkoholkrank, mindestens 60.000 Menschen sind alkoholsuchtgefährdet.

Suchthilfe auch während der Feiertage da

Zwischen und nach den Feiertagen können sich Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige telefonisch an die Suchthilfe Tirol unter der Telefonnummer 0512/580080 wenden. Die Beratung in den neun Beratungsstellen im ganzen Land ist kostenlos und anonym.