Christoph Walser
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Wirtschaft

Walser strikt gegen weiteren Lockdown

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser will sich derzeit nicht mit einem möglichen fünften Lockdown beschäftigen. „Für mich ist klar, dass keiner kommt“, sagte er am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Die Wirtschaftskammer präsentierte dort Vorschläge, um Arbeitskräftemangel, Dekarbonisierung und Digitalisierung in der Zukunft stemmen zu können.

Um einen neuerlichen Lockdown aus dem Weg zu gehen, „werden wir langfristig einen Plan brauchen, wie wir mit unterschiedlichen Varianten, die immer wieder auftauchen, umgehen“, forderte Walser. „Ich warne davor, bei jeder neuen Variante die ganze Welt verrückt zu machen“, so der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident. Stattdessen gelte es, „einen kühlen Kopf zu bewahren und mit klaren Ansagen und Zielen vorzugehen, um die Betriebe so gut es geht offenzuhalten“.

Diskussion über neuerlichen Lockdown „befremdend“

Dass nun aufgrund der Omikron-Variante bereits über einen neuerlichen Lockdown diskutiert werde, empfand Walser als „befremdend“. Immerhin habe man erst wieder aufgesperrt. Er ging davon aus, dass Politik und Wirtschaft „alle Vorkehrungen treffen“, damit man nicht wieder zusperren müsse.

Fachkräftemangel, Dekarbonisierung und Digitalisierung

Walser konzentrierte sich bei der Pressekonferenz aber vorwiegend auf die Zukunft und machte den Arbeits- und Fachkräftemangel, die Dekarbonisierung sowie die Digitalisierung als wichtigste Zukunftsthemen für die Tiroler Wirtschaft. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung würden im Jahr 2040 um rund 30.000 Menschen weniger im erwerbsfähigen Alter sein als heute, verdeutlichte er die Problematik.

Kritik an Rot-Weiß-Rot-Karte

Daher gelte es, vermehrt Frauen in die Arbeitswelt zu bringen – etwa durch den Ausbau der Kinderbetreuung. Außerdem müssen Migrantinnen und Migranten verstärkt in den Arbeitsmarkt integriert und die Hürden für die Rot-Weiß-Rot-Karte gesenkt werden. Arbeitswilligen Pensionistinnen und Pensionisten müsse eine Rückkehr in die Arbeitswelt ohne steuerliche Nachteile ermöglicht werden. Die Zuverdienstgrenze für Arbeitslose solle dagegen „gestoppt“ werden, forderte er. Ansonsten sei der Anreiz wieder arbeiten zu gehen zu gering. Jugendlichen sollte der Weg ins Arbeitsleben über die Ausweitung des berufspraktischen Bildungssystems erleichtert werden, sagte Walser.

Land soll Firmen bei Dekarbonisierung unterstützen

Tirols WK-Vizepräsident Manfred Pletzer hielt fest, dass der Klimawandel künftig entscheidend sein werde, da dieser „gekommen ist, um zu bleiben“. Der Ausstieg aus Öl und Gas sei der einzig langfristige Weg. Daher habe man der Tiroler Landesregierung vorgeschlagen, dass Unternehmen eine „Dekarbonisierungsförderung“ in Höhe von bis zu 150.000 Euro erhalten sollten, wenn sie in CO2-sparende Maßnahmen investieren. Beim Ausbau erneuerbarer Energien ortete Pletzer in Tirol indes noch starken Nachholbedarf, hier sei das Bundesland „säumig“. Besonders beim Ausbau der Photovoltaik gebe es noch viel Luft nach oben, die Windkraft werde es aufgrund Tirols Topographie „eher nicht werden“.

Digitale Grundbildung als Pflichtfach gefordert

Für den Digitalisierungsbeauftragten Mario Eckmaier ist die „Digitalisierung“ der Schlüssel zur Zukunft. „Digitalisierte Unternehmen sind nachweislich erfolgreicher“, berichtete er. Zwar würden traditionelle Geschäftsmodelle dadurch unter Druck geraten, es würden aber neue Arbeitsplätze geschaffen und neue Chancen eröffnet werden. Er pochte darauf, dass in Schulen und während der Lehre eine digitale Grundausbildung gelehrt werde.