Die ans Siedlungsgebiet angrenzenden Waldstücke sollen in Weer in Bauland umgewidmet werden
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Politik

Weer: Widmungsdeal sorgt für Kontroversen

Für Widerstand sorgt in Weer sorgt ein geplanter Grundstücksdeal der Gemeinde mit Mitgliedern der Agrargemeinschaft. Für sie sollen Flächen in Bauland umgewidmet werden, im Gegenzug will die Agrargemeinschaft Land für leistbares Wohnen abgeben. Kritiker sehen einen „Kuhhandel“.

Die Opposition und eine Bürgerinitiative sprechen von einem Widmungsgeschäft zugunsten der Bauern. Der Weerer Bürgermeister Markus Zijerveld verteidigt den Abtausch. Die Gemeinde würde dabei von der Agrargemeinschaft 1,2 Hektar Grund für geförderten Wohnbau bekommen.

56 Wohneinheiten sollen nach Vorstellung des Bürgermeisters auf dem angekauften Grundstück verwirklicht werden. Pro Quadratmeter Baugrund werden allerdings 300 Euro an die Agrargemeinschaft fällig.

Kritiker sprechen von „Bombengeschäft für wenige“

Im Gegenzug bekommt jedes der 36 Agrargemeinschaftsmitglieder für eine eigene Parzelle eine Umwidmung in Bauland. Vor vier Jahren hatten sie diese Grundstücke anteilsmäßig per Kaufvertrag von ihrer Agrargemeinschaft erworben. Damals lag der Preis bei 1,05 Euro pro Quadratmeter für die Bauern.

Der Sprecher der Weerer Bürgerinitiative „Archenwald“, Ludwig Plangger
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Der Sprecher der Bürgerinitiative, Ludwig Plangger, sieht in dem Deal ein Millionen-Geschäft für die Bauern

Für die Bürgerinitiative „Archenwald“ in Weer ergibt sich aus dieser Konstellation und dem Preisgefälle eine schiefe Optik. Der Sprecher der „Archenwald“-Initiative, Ludwig Plangger, spricht von einem „Bombengeschäft für einige wenige“. Es gehe um Millionen, die beim Verkauf der Grundstücke lukriert werden können.

Gegner sehen Naherholungsgebiet in Gefahr

Gegen das geplante Grundstücksgeschäft macht auch die oppositionelle Gemeinderatsliste „Wir für Weer – sozial, unabhängig, anders“ mobil. Listenführerin Marie-Luise Reichholf lehnt die Umwidmung für die Parzellen der Bauern ab. Das leistbare Wohnen sei ein Vorwand, um den Deal durchzudrücken.

Die Kritiker argumentieren, dass es für 36 zusätzliche Bauplätze in der Gemeinde keinen Bedarf gebe. Vielmehr werde bei Umsetzung der Pläne besonders schützenswerter Wald gerodet und verbaut. Dadurch werde auch ein Naherholungsgebiet zerstört, so ein weiterer Einwand der Gegner.

Eine Bürgerinitiative macht sich für den Erhalt des Archenwalds in Weer stark
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Die Bürgerinitiative macht sich für den Erhalt des Archenwalds als Erholungsgebiet stark

Bürgermeister weist Vorwürfe zurück

Der Bürgermeister spricht dagegen von einem Verhandlungsergebnis, bei dem beide Seiten etwas davon haben. Einen Kuhhandel kann Gemeindechef Markus Zijerveld jedenfalls nicht erkennen. Er räumt allerdings ein, dass es auch für die Agrargemeinschafts-Mitglieder eine gute Lösung sei. Das eine Grundstücksgeschäft sei ohne das andere aber nicht möglich.

Immerhin würden die Bauern mit dem Verkaufserlös die Erschließung beider Grundstücke finanzieren, sowohl der eigenen Parzellen als auch der Flächen für den leistbaren Wohnbau. Für die Gemeinde würden so keine zusätzlichen Kosten für die Erschließung entstehen, argumentiert der Bürgermeister. Das Naturschutzargument der Gegner lässt er nicht gelten. Es gehe nur um einen kleinen Teil des Archenwalds.

Der Weerer Bürgermeister Markus Zijerveld
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Der Weerer Bürgermeister Markus Zijerveld verteidigt das Verhandlungsergebnis, von dem auch die Allgemeinheit durch Flächen für geförderten Wohnbau etwas habe

Geschäft soll noch vor Wahlen fixiert werden

Der Gemeinderatsbeschluss für die notwendige Änderung des örtlichen Raumordnungskonzepts ist bereits gefallen. Bevor der Abtausch inklusive Baulandwidmung für die Grundstücke über die Bühne geht, soll noch in einer öffentlichen Gemeindeversammlung über die Pläne informiert werden. Nach Vorstellungen des Bürgermeisters soll das Ganze aber noch vor den Tiroler Gemeinderatswahlen im Februar unter Dach und Fach sein.