Schild „Open“ und „Click and Collect“ in Auslage
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Wirtschaft

„Click & Collect“ als Notlösung für Handel

Viele Handelsunternehmen setzen im Lockdown auf „Click and Collect“: Sie versuchen, ihre Kundinnen und Kunden telefonisch oder online zu beraten. Von einem Umsatz wie vor der Schließung kann aber besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit nicht die Rede sein.

Hinter verschlossenen Türen sieht man derzeit viele Verkäuferinnen und Verkäufer am Computer oder am Telefon – das Kundengespräch hat sich verlagert. Die Angestellten beschreiben Bücher, Spielzeug, Pullover oder Stiefel, besprechen die Größen und Farben mit den Anruferinnen und Anrufern. Wird die Ware anschließend bestellt, kann sie vor der Türe des Geschäftes abgeholt werden – „Click and Collect“ nennt sich diese Lösung, die auch im Lockdown erlaubt ist.

Nicht alles verkauft sich „digital“ gleich gut

Nicht für alle Geschäfte ist diese Art des Verkaufs jedoch sinnvoll. Manche Branchen würden sich damit deutlich schwerer tun, erklärte der Spartenobmann Handel in der Tiroler Wirtschaftskammer, Wolfgang Feucht: „Dazu gehören etwa alle Produkte, die Menschen eng am Körper tragen. Wir kennen das aus dem normalen Onlinegeschäft, dass es hier immer die meisten Retouren gibt.“

Bücher funktionieren im Onlineverkauf dagegen sehr gut: „Hier ist die Logistik über Jahre perfekt vorbereitet worden“, so Feucht. Waren, die viel Beratung benötigen, seien im persönlichen Verkauf hingegen deutlich leichter an den Mann und an die Frau zu bringen, als über Modelle wie das „Click & Collect“-Einkaufen.

Click and Collect Dekogeschäft
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„Click & Collect“: Die online ausgesuchte Ware wird im Geschäft abgeholt

Während der verschiedenen Lockdowns mussten sich viele Tiroler Händlerinnen und Händler gezwungenermaßen kreative Lösungen einfallen lassen und technisch aufrüsten, um die Kundenbindung auszubauen: „Da gibt es Click und Collect, wo über das Internet bestellt wird, aber auch Call und Collect über das Telefon oder Window-Shopping über das Schaufenster. Viel läuft auch über die sozialen Medien, etwa Live-Shopping mit Video-Streams. Manche Modeberater rufen ihre Kunden auch an, um sie gezielt nach Wünschen zu fragen“, zählte der Handelssprecher auf.

Handel verliert an Onlineriesen

Vielen Tiroler Händlerinnen und Händlern sei hinter verschlossenen Türen inzwischen jedoch zum Weinen zumute, wie der Spartenobmann betonte. Besonders abseits der Städte, in den Dörfern und Tälern, sei die Lage inzwischen fatal: „Das betrifft besonders Familienbetriebe, etwa Sportartikelgeschäfte, die seit gut 18 Monaten so gut wie kein Einkommen haben. Da ist die Pandemie derzeit so schlimm wie noch nie“, warnte er.

Der heimische Handel fühle sich ungerecht behandelt, fasste Wolfgang Feucht die Stimmung zusammen. Die statistischen Zahlen zum Infektionsgeschehen in den Geschäften würden das Schließen nicht rechtfertigen, kritisierte er. Jeder Lockdown verlocke Konsumentinnen und Konsumenten, eben nicht regional zu kaufen: „Der lokale Handel verliert sicher 95 Prozent des Umsatzes. Der Großteil des Onlinegeschäfts wandert an große internationale Firmen ab“, so Feucht. Die Sparte hofft, am 13. Dezember wieder für Geimpfte und Genesene öffnen zu dürfen.