Pflege eines Covid-Patienten auf der Intensiv Station des Krankenhaus Hall in Tirol
LIEBL Daniel/zeitungsfoto.at
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Coronavirus

Land zahlt Zulage für Pflegepersonal

Arbeitende in Pflegeberufen sollen künftig mehr Geld erhalten. Das Personal erhält eine Covid-19-Zulage für die schwierige Zeit der Pandemie, zudem soll es während der Ausbildung ein Stipendium in Höhe von monatlich 470 Euro geben.

Die Tirolerinnen und Tiroler werden immer älter. Sie brauchen damit mehr Pflege, allerdings ist das Pflegepersonal rar. Die Tiroler Landesregierung will deshalb die Ausbildung für Pflegepersonal attraktiver machen. Statt des bisherigen „Taschengeldes“ soll es künftig ein Stipendium für Pflegekräfte in Ausbildung geben, erklärt Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP).

Pflegekräfte fordern Gehalt während Ausbildung

In Tirol sind derzeit 300 Stellen im Pflegebereich nicht besetzt, Schätzungen zufolge werden bis 2030 rund 7.000 zusätzliche Pflegekräfte in Tirol benötigt. Derzeit befinden sich 1.740 Personen in Tirol in einer Pflegeausbildung. Künftig werde zudem der Zyklus eines Ausbildungsstartes für die Fachhochschulen von zwei auf drei Starttermine pro Jahr erhöht.

Während der Ausbildung sollen die Pflegekräfte monatlich 470 Euro erhalten. Das sei ein guter Anreiz, um in diesen Beruf einzusteigen, so Platter. Vertreter der Pflegekräfte fordern schon lange eine bezahlte Ausbildung mit Gehalt – wie zum Beispiel bei Polizeischülern. Sie erhalten 1.300 Euro pro Monat. Diese Forderung wird aber nicht umgesetzt.

Blick in das Simulationszentrum
ORF
Pflegekräfte erhalten während ihrer Ausbildung künftig ein Stipendium

250 bzw. 400 Euro pro Monat als Covid-19-Zulage

Ein Besuch auf einer Intensivstation am Montag habe auch deutlich gemacht, dass es eine Entschädigung für die besonders herausfordernde Zeit der Pandemie geben müsse, sagte Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP). Nachträglich ab Oktober soll es bis Ende April für Pflegekräfte auf Intensivstationen 400 Euro pro Monat, für Normalstationen und Pflegeheime 250 Euro pro Monat geben, so Leja.

Respekt alleine reiche als Anerkennung für die geleistete Arbeit nicht mehr aus, daher gebe es nun die Tiroler Covid-19—Zulage für alle Pflegepersonen sowie alle Ärzte.

Intensivstation
Gerhard Berger
Das Personal in Intensivstationen erhält 400 Euro als Covid-19-Zulage

Land rechnet mit 500.000 Euro pro Monat für Zulage

Insgesamt wird das neue Stipendienmodell das Land Tirol 12,2 Mio. Euro kosten, die Zulage wurde mit einer halben Mio. Euro pro Monat berechnet, berichtete Platter, der auch Finanzreferent ist. Für den Landeschef ist das Stipendium eine „angemessene Entschädigung“, meinte er.

Laut LHStv. Ingrid Felipe (Grüne) will man damit vermitteln, dass der Pflegeberuf erfüllend sei. Sie betonte, dass all jene, die zur Bekämpfung der Corona-Krise beitragen möchten, impfen gehen sollen bzw. Menschen in ihrem Umfeld von der Impfung überzeugen sollen.

Ob diese Sofortmaßnahmen den stark geforderten Pflegekräfte ausreichen, bleibt abzuwarten. Für Mittwoch haben Vertreter der Pflege eine große Demo in Innsbruck angekündigt.

ÖGB nur teilweise zufrieden mit Landes-Ankündigung

Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth zeigt sich über die Ankündigungen des Landes eher enttäuscht: „Entschädigungen während der Ausbildung, Angebote an UmsteigerInnen und temporäre Zulagen werden selbstverständlich von uns begrüßt, allerdings ist da definitiv noch Luft nach oben. Mir ist bewusst, dass nicht alles sofort umgesetzt werden kann. Trotzdem müssen wichtige Stellschrauben wie die Überarbeitung des Pflegeschlüssels endlich angegangen werden“, forderte der Gewerkschafter.

41 Verbesserungsvorschläge habe der ÖGB vor dem Sommer der Landesregierung übermittelt. Der Personalmangel sei jetzt schon eklatant, die Situation werde sich weiter zuspitzen, warnte der Tiroler ÖGB-Chef. Er vermisse zudem Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige und längerfristige Maßnahmen.

Liste Fritz sieht Basis geschaffen

Für die Liste Fritz seien die „Pflegevorstöße der schwarz-grünen Landesregierung als erste Basis zu sehen, auf der es umgehend aufzubauen gilt“, sagte Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. Es sei erfreulich, dass sich nun endlich etwas bewege. Dennoch würden die Stipendien potenzielle Interessierte „nicht abholen“ können. Die täglichen Kosten für Leben und Wohnen – gepaart mit den Kosten für die Studiengebühren in Höhe von knapp 360 Euro pro Semester – könnten in der Lebensrealität vieler Menschen nicht mit einem „Taschengeld“ aufgewogen werden.

„Für diese Menschen braucht es ein zusätzliches Modell, das optimal auf ihre Situation zugeschnitten ist“, sagte die Klubobfrau.