PCR Test in einem Labor
APA/EXPA/Johann Groder
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Cornavirus

Ministerium bestätigt Tiroler Omikron-Fall

Die Coronavirus-Variante Omikron ist offiziell in Österreich angekommen: „Im Gesundheitsministerium liegen jetzt sämtliche Ergebnisse vor, die es für eine Bestätigung braucht“, hieß es aus dem Ressort. Bei einem Fall aus Tirol handelt es sich „mit Sicherheit“ um die Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529.

Der Tiroler Omikron-Verdachtsfall wurde schon am Sonntagabend von der Innsbrucker Virologin Dorothee von Laer bestätigt. Dies berichtete sie in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ am Sonntagabend. Die neue Variante schätzt sie als weniger gefährlich ein, als vielfach vermutet.

„Dass Omikron besser als Delta das Immunsystem umgehen kann, diese Wahrscheinlichkeit halte ich für relativ hoch. Dass es ansteckender als Delta ist, halte ich für mäßig. Und für extrem unwahrscheinlich halte ich die Annahme, dass das Virus stärker krank macht“, so die Leiterin der Virologie an der MedUni Innsbruck am Montag im Ö1-Frühjournal.

Virologin Dorothee von Laer am Mikroskop im Labor
ORF
Die Leiterin der Virologie an der MedUni Innsbruck Dorothee von Laer hat eine optimistischere Einschätzung der neuen Virusvariante.

Omikron zirkuliert derzeit noch nicht

30 weitere Reiserückkehrer aus dem südlichen Afrika wurden bereits PCR-getestet. 20 von ihnen seien negativ, die restlichen zehn PCR-Proben würden noch untersucht, hieß es am Montag seitens des Landes Tirol. Neben der mit der Omikron-Mutante infizierten Person würden sich zwei weitere Personen aus dem familiären Kreis in Quarantäne befinden.

Nach Einschätzung von Laers, deren Labor schon tausende PCR-Proben auch auf die neue Omikron-Variante untersucht hat, zirkuliere Omikron derzeit noch nicht. Ob die Impfung für die neue Variante ausreicht, dafür werde die Wissenschaft werde noch ein bis zwei Wochen brauchen, so Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne).

Weiterer Aufruf für Reiserückkehrer

Reiserückkehrer, die in den vergangenen 14 Tagen aus den Ländern Südafrika, Lesotho, Botsuana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini zurückgekehrt sind, werden am Montag abermals vom Land Tirol aufgerufen, umgehend einen PCR-Test machen. Insgesamt sind den Behörden in Tirol derzeit 31 Personen bekannt, die sich in den vergangenen 14 Tagen in einem südafrikanischen Land aufgehalten haben.

WHO: Ungewissheit über Gefährlichkeit von Omikron

Die Tiroler Behörden hatten den Verdachtsfall am Samstagabend bekanntgegeben. Für den Bezirk Schwaz sind derzeit keine Ausreisetestpflichten oder ähnliches geplant, ließ das Land wissen. Man setze weiter auf die Impfung – mehr dazu in Omikron: Keine Verschärfungen in Schwaz.

Die Analyse der neuen Variante auf ihre Gefährlichkeit hin könnte Tage bis etliche Wochen in Anspruch nehmen, teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO am Sonntagabend in Genf mit. Zuvor hatten immer mehr europäische Länder Omikron-Fälle bestätigt. Am Wiener Flughafen wurden eigene Kontrollen veranlasst.

Neue Variante in vielen Ländern angekommen

Die WHO arbeitet nach eigenen Angaben mit technischen Partnern zusammen, um die Auswirkungen dieser Variante auf die bestehenden Gegenmaßnahmen wie Impfstoffe zu bewerten. Es sei noch unklar, ob die Omikron genannte Mutation leichter übertragbar verglichen mit anderen Covid-19-Varianten sei oder einen schwereren Krankheitsverlauf nach sich ziehe.

Nach ersten Fällen in Belgien und Israel wurde die neue Variante am Wochenende aus Deutschland, Italien und Tschechien gemeldet. Die Niederlande berichteten am Sonntag 13 Fälle bei Südafrika-Rückkehrern.

Besonderes Augenmerk auf Reiserückkehrer

Österreichische Reiserückkehrer aus südafrikanischen Ländern müssen einen negativen PCR-Test vorweisen und eine bis zu zehntägige Quarantäne antreten. Das Bundesheer kontrolliert und hat dabei Umsteige-Flughäfen im Blick. Es sei wichtig, „jetzt vorsichtig zu sein und die Schutzmaßnahmen einzuhalten“, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne).

Die AGES hat für Reiserückkehrer aus dem südlichen Afrika die Hotline 01/2675032 eingerichtet. Kontaktdaten und Informationen zur Reisetätigkeit können auch per E-Mail an anfragen@ages.at geschickt werden. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der AGES melden sich daraufhin mit Informationen zur behördlichen PCR-Testung. Seit Freitag bis Sonntagmittag sind laut Ministerium rund 400 Anrufe von Reiserückkehrern oder deren Angehörigen eingegangen. Die Hotline ist von 9.00 bis 18.00 Uhr besetzt.

Omikron-Verdachtsfälle in Bayern

Großbritannien verschärfte unterdessen seine Einreiseregeln für alle, Israel schließt ab Sonntagabend seine Grenzen für Ausländer ganz. Bei den in Deutschland gemeldeten Fällen handelt es sich um drei in Bayern und einen weiteren in Hessen bei Reiserückkehrern aus Südafrika. Am Sonntag wurden zudem Verdachtsfälle in Essen und Düsseldorf gemeldet.

Die zwei am Mittwoch über den Flughafen München eingereisten Passagiere befinden sich nach einem positiven PCR-Test in häuslicher Isolation. Eine Vollgenomsequenzierung soll nun Gewissheit bringen, ob es sich um die Omikron-Variante handelt. Bei einem weiteren Reiserückkehrer am Freitag wurde ebenfalls die Omikron-Variante festgestellt. In Hessen wurde Omikron im Fall des vollständig geimpften Reiserückkehrers, der über den Flughafen Frankfurt eingereist war, am Sonntag nachgewiesen. Auch Dänemark meldete zwei Omikron-Fälle.

Flugverkehr mit Südafrika eingestellt

In einer ganzen Reihe weiterer Länder wurde die neue Variante inzwischen ebenfalls nachgewiesen. In Australien wurden zwei vollständig geimpfte Passagiere eines Flugs aus Südafrika positiv auf die Omikron-Variante getestet, wie die Gesundheitsbehörde des Bundesstaats New South Wales am Sonntag mitteilte. In Tschechien bestätigte ein Krankenhaus die Infektion einer aus Namibia eingereisten Patientin mit der neuen Variante. In Großbritannien wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums zwei miteinander in Verbindung stehende Omikron-Fälle entdeckt.

Zahlreiche Länder, darunter auch Österreich, Deutschland und weitere Mitgliedstaaten der EU, haben den Flugverkehr mit Südafrika und weiteren Ländern der Region beschränkt. Großbritannien und Israel gingen noch einen Schritt weiter und verschärften ihre generellen Einreiseregelungen. Wie der britische Premierminister Boris Johnson ankündigte, müssen künftig alle Einreisenden zwei Tage nach ihrer Ankunft in Großbritannien einen PCR-Test machen und sich bis zur Vorlage des Ergebnisses isolieren.

Erster Verdachtsfall am Donnerstag

Am Donnerstag war in Südafrika die Entdeckung der neuen Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 bekannt gegeben worden. Nach Angaben südafrikanischer Wissenschafter könnte die Variante wegen ungewöhnlich vieler Mutationen noch ansteckender als die derzeit grassierende Delta-Variante sein und die Impfstoffe weniger wirksam machen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Omikron als „besorgniserregend“ ein – mehr dazu in Omikron-Verdacht: Ergebnis in ein paar Tagen.

Moderna hat mit Impfstoff-Anpassung begonnen

Der Impfstoffhersteller Moderna hat indes bereits am gerade vergangenen Thanksgiving-Feiertag am Donnerstag mit der Arbeit an einem Impfstoff gegen die Omikron-Variante begonnen. Hunderte seiner Mitarbeiter hätten nach ersten Veröffentlichungen zur Mutante direkt an dem in den USA üblicherweise groß gefeierten Festtag angefangen, an einer entsprechenden Anpassung des Corona-Impfstoffs zu arbeiten, sagte der Chef des Pharmakonzerns, Paul Burton, am Sonntag in einem BBC-Interview.