CoV Impfung in Asylwerberheim
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Politik

„Ja, bitte!“ Zuwanderer schätzen Impfung

Die CoV-Impfquote bei Menschen auf der Flucht liegt bei 85 bis 90 Prozent, schätzen die Tiroler Sozialen Dienste (TSD). Viele Männer und Frauen, die wegen Verfolgung oder Krieg nach Tirol kamen, sind dankbar für das kostenlose Angebot. Viele sind bereits geimpft, auch das schafft immer wieder Probleme.

In den Einrichtungen Kleinvolderberg und Fulpmes sind alle Bewohner und Bewohnerinnen – bis auf zwei Schwangere und ein kleines Kind – geimpft, in Bad Häring 41 von 42 Bewohnern. Den Anteil an Bewohnern, die sich aktuell nicht impfen lassen möchten, schätzt man bei den TSD auf rund fünf Prozent.

Asylwerber würden das Impfangebot dankbar annehmen, so Florian Stolz, Prokurist bei den TSD. Die Männer und Frauen schätzen vor allem den leichten Zugang zur Impfung und dass sie gratis ist. Die TSD organisieren für die im ganzen Land verteilten Betreuungsstätten Impfbusse des Landes, Fahrten zu Impfzentren oder praktische Ärzte, die zum Impfen ins Haus kommen.

CoV Impfung in Asylwerberheim
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Der praktische Arzt kommt zum Impfen in die Betreuungseinrichtung

Anerkennungsprobleme und unklarer Schutzstatus

Probleme gibt es mit Menschen, die bereits geimpft nach Tirol kommen. Manche von ihnen haben gar kein Impfzertifikat, weil die Impfung z.B. in einem Lager in einem Drittland stattfand und das Zertifikat zurückblieb oder auf der Flucht verloren ging. Andere, so Stolz, hätten ein Dokument mit, das nicht verständlich oder nicht aussagefähig sei, oder einen Impfstoff benenne, der in Europa nicht anerkannt sei. Man wisse dann nicht, welcher Impfstoff als Zweit- oder Drittimpfung verabreicht werden kann oder welchen Immunstatus die Menschen haben.

Impfzertifikate aus Türkei, Jordanien, Arabische Emirate
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Fremde Schriften und Bezeichnungen geben den Gesundheitsbehörden in Tirol Rätsel auf

Auch Auffrischung problematisch

Aufwendig sei es dann, die Dokumente übersetzen und beglaubigen zu lassen oder einen Antikörpertest zu machen, der von den Flüchtlingen selbst zu bezahlen sei. Für die Betroffenen ist das eine unbefriedigende Situation, sie sind geimpft, so Stolz, können sich aber ohne Nachweis (2-G) nicht bewegen. Auch ihr eigener Schutz durch eine gewünschte Auffrischung bleibt auf der Strecke.

Ein Problem für impfbereite Menschen auf der Flucht sei, dass sie oft über keinen Computer verfügen, um sich online anzumelden, oder dass sie wegen schlechter Deutschkenntnisse das Impf-Formular nicht ausfüllen könnten. Die TSD unterstützen sie in diesen Fällen.

Chat und Online-Info auf Arabisch und Farsi

Auch der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) informiert seine Klientinnen und Klienten über Impfmöglichkeiten. Im online-Format „Coronasprechstunde“ berichten Ärztinnen und Ärzte über das Virus und die Impfung, eine Dolmetscherin übersetzt z.B. in Arabisch oder Farsi.

Online „Coronasprechstunde“ des ÖIF
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In der „Coronasprechstunde“ des Österreichischen Integrationsfonds ist die Frage der Unfruchtbarkeit oft Thema.

Außerdem werden die Klienten, die beim ÖIF Deutsch- oder Wertekurse besuchen, via SMS auf die Impfmöglichkeit hingewiesen. Wenn Klienten zu Impfstraßen begleitet werden, sind ebenfalls Dolmetscher dabei. „Information in der Muttersprache schafft eine große Akzeptanz“, berichtet Sonja Ziganek vom ÖIF. In Tirol, wo der Integrationsfonds nach eigenen Angaben rund 9.000 Kontakte zu unterschiedlichen Kursteilnehmern hat, findet Anfang Dezember ein Impftag für Klientinnen und Klienten statt.