Schüler mit Maske in der Klasse
ORF Vorarlberg
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Coronavirus

Plädoyer für offene Schulen

Politik und Medizin sprechen sich für offene Schulen aus. Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) argumentierte, dass man durch regelmäßiges Testen an den Schulen ein Kontrollinstrument habe. Psychiaterin Kathrin Sevecke warnte, dass erneute Schulschließungen die psychische Gesundheit der Kinder „mit Sicherheit“ gefährden.

Kathrin Sevecke
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Kathrin Sevecke

Sevecke, die auch Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (ÖGKJP) ist, betonte, dass Kinder nicht beschränkt werden dürften, „um eine Dynamik abzufangen, die durch die solidarische Maßnahme der Impfung vermeidbar wäre“. Studien hätten „eindeutig belegt, dass die Pandemie die psychische Gesundheit junger Menschen deutlich beeinträchtigt“, unterstrich die ÖGKJP in einer Aussendung. Man sollte „aus den bisherigen Fehlern gelernt haben“. Eine erneute Schulschließung würde aus Expertensicht „mit Sicherheit die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen weiter gefährden“. Zudem bestehe die Gefahr, dass emotional belastete junge Menschen, die noch nicht klinisch gefährdet sind, nun ebenfalls Symptome einer psychischen Erkrankung entwickeln.

Jedes vierte Kind zeigt Belastungssymptome

Denn mittlerweile sei klar, dass es durch die Schließung der Schulen „nicht nur zu Einschränkungen im Lernergebnis“, sondern auch „zu gravierenden sozial-emotionalen Beeinträchtigungen“ komme. So haben sich laut der Tiroler COVID-19 Kinderstudie Angst- und Traumasymptome seit März 2020 verdrei- bis vervierfacht. Wiesen im März 2020 noch sechs Prozent der Kinder Symptome im klinischen Bereich auf, waren es bei der letzten Erhebung im Sommer 2021 bereits 23 Prozent – mehr dazu in Jedes vierte Kind zeigt Belastungssymptome.

Testen als Kontrollinstrument

Landesrätin Palfrader argumentierte – wie auch schon Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) –, dass man durch das regelmäßige Testen an den Schulen ein Kontrollinstrument habe, was das Infektionsgeschehen betreffe. Sie hoffe zudem, dass die neu eingeführte Regelung, wonach ab dem zweiten Infektionsfall die ganze Klasse für fünf Tage ins Distance Learning müsse, greifen werde. Ob man den Winter ohne Schulschließungen überstehen werde, könne sie aber nicht vorhersagen.

Sechs Prozent der Osttiroler Schüler infiziert

Derzeit würden sich die Infektionszahlen in Tirols Bildungseinrichtungen noch nach oben bewegen, berichtete Palfrader. Mit Stand Donnerstagmittag mussten 119 Tiroler Klassen in den Heimunterricht wechseln, über 20 davon betrafen Osttirol. In ganz Tirol seien 2.964 Kinder positiv getestet, das entspricht einem Anteil von rund drei Prozent. Unter der Osttiroler Schülerschaft betrage der Anteil der Infizierten aber etwa sechs Prozent, verdeutlichte sie die Problematik im Bezirk Lienz.

Sonderbetreuungszeit für arbeitende Eltern

Palfrader, die auch Arbeitslandesrätin ist, appellierte indes an die Eltern, im Falle von Heimunterricht die Sonderbetreuungszeit in Anspruch zu nehmen. „Wenn irgendwie möglich, nehmen Sie bitte die Sonderbetreuungszeit in Anspruch. So helfen Sie mit, die vierte Welle der Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen“. Ihr sei jedoch bewusst, dass dies nicht bei allen Berufsgruppen möglich sei.