Industriegebäude Haiming, daneben grüne Wiese, dahinter Wald
ORF
ORF
Politik

Weiter Streit um historisch belastete Gründe

Um Grundstücke, die während der NS-Zeit Haiminger Bauern abgepresst wurden, tobt seit Jahren ein Streit. Die Nachkommen der Bauern fordern Flächen zurück, der heutige Eigentümer – der Landesenergieerzeuger TIWAG – will sie am freien Markt verkaufen. Auch Speck Handl ist involviert.

Speckerzeuger Christian Handl wollte nie in diesen Streit hineingezogen werden, wie er immer wieder betonte. Handl kaufte in Haiming vom Landesenergieerzeuger TIWAG 80.000 Quadratmeter Grund für 46 Euro pro Quadratmeter. Doch die Grundstücke bergen eine braune Geschichte. Die TIWAG übernahm sie von der Vorgängergesellschaft Westtiroler Kraftwerke AG. Es handelte sich um Flächen, die Bauern während der NS-Zeit für ein geplantes gigantische Ötztaler Wasserkraftwerk verkaufen mussten. Vielen wurde allerdings vertraglich ein Rückkaufsrecht eingeräumt.

Industriegebäude Haiming, daneben grüne Wiese, dahinter Wald
ORF
Um die unbebauten Flächen rund um den Betrieb gibt es ein zähes Ringen.

Enttäuschte Erben kündigen Klage an

Erben dieser Bauern versuchen seit Jahren eine Kauf-Rückabwicklung. Natürlich nicht zum Preis von 46 Euro, sondern wesentlich günstiger. Doch eine Einigung sei mit TIWAG und Land bislang nicht zustande gekommen, sagt Erben-Sprecher Anton Raffl. „Wir müssen jetzt klagen, wir haben Gespräche geführt, wo auch die Tiwag dabei gewesen ist. Da spricht jetzt auf einmal der Dr. Entstrasser von der TIWAG, dass er sämtliche noch zur Verfügung stehenden Flächen auf einmal öffentlich zur Ausschreibung bringen möchte, statt uns Flächen anzubieten, statt der Gemeinde Flächen anzubieten.“ Die Tiwag hält in Haiming noch circa 180.000 Quadratmeter Freiland.

TIWAG braucht die Gründe nicht mehr

Natürlich können Erben Flächen zurückkaufen, so Energielandesrat Josef Geisler (ÖVP). Im ORF-Gespräch weist Geisler die Existenz eines Rückkaufsrechts zurück, dieses war an die damaligen Verkäufer gebunden, diese seien mittlerweile gestorben.

Die TIWAG als Aktiengesellschaft könne nichts verschenken. „Die TIWAG hat es ja kundgetan, sie will die Flächen veräußern, weil sie keinen Bedarf mehr hat, und jetzt kann sich jeder um diese Flächen bewerben. Die Firma Handl will diesen Betrieb auch noch erweitern“, so Geisler. Handl hat nämlich von der TIWAG noch ein östlich angrenzendes Grundstück über 37.000 Quadratmetern erworben, den ehemaligen Campingplatz. Dafür bräuchte das Unternehmen allerdings eine Umwidmung von der Gemeinde.

Bürgerbewegung fordert Grund für Betriebe

Genug ist genug, wettert jetzt eine junge Haiminger Bürgerbewegung. Sie fordert Gerechtigkeit für die Erben: Die Gemeinde soll die Flächen erwerben, so einer der Sprecher, Thomas Praxmarer. „Wir brauchen sie dringend für Kleinunternehmer, die Nachfrage gibt es. Kleinunternehmer warten teils Jahre auf Gewerbegründe. Die Preise kennt man, der Handl hat das Geschäft mit der TIWAG abgeschlossen, 46 Euro pro Quadratmeter, während Jungunternehmer teils 100 Euro pro Quadratmeter in der gleichen Lage hier rund um die Bundesstraße zahlen.“

Damit sind die umstrittenen Grundstücke in Haiming auch zum Wahlkampfthema geworden. Speckunternehmer Handl wollte nie in den Streit hineingezogen werden, im Vorfeld der Gemeinderatswahl im Februar ist er jetzt aber wieder in den Fokus gerückt.