Spritzen und Ärztin der Aktion „Südtirol impft“
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Coronavirus

Südtirol ringt um höhere Impfraten

Seit Donnerstag sind in Südtirol die Covid-Auffrischungsimpfungen für alle Altersklassen freigegeben. Im Vergleich zum Rest von Italien ist die Impfrate in Südtirol dennoch weiter eher niedrig. Das soll sich ändern, forderte der Südtiroler Landeshauptmann.

Angesichts der zunehmenden Ansteckungszahlen in Südtirol beklagt Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) die niedrigere Impfrate in der autonomen Provinz im Vergleich zum Rest Italiens, wo 86 Prozent der Bevölkerung zumindest eine Impfdosis erhalten hat. „Wir sind es nicht gewohnt, Schlusslicht zu sein, das tut mir sehr leid“, betonte Kompatscher im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Freitagausgabe). In Südtirol sind bisher erst 69 Prozent aller Menschen geimpft.

„Leider bestand schon vor der Covid-Epidemie ein Widerstand. Im Allgemeinen ist die deutschsprachige Welt skeptischer gegenüber Impfungen. Man sagt, dass die Tiroler stur sind und sich nichts vorschreiben lassen. Auch Andreas Hofer wehrte sich gegen die von den Franzosen eingeführten Vakzine“, so der Landeshauptmann.

Steigende Anmeldungen für Impf-Booster

In Südtirol wurden bisher über 28.000 Auffrischungen verimpft, weitere 10.000 Menschen haben sich bereits für den dritten Stich vorgemerkt. In den vergangenen zwei Tagen stiegen die Anmeldungen um mehr als das Doppelte. In Südtirol werden – wie in Tirol – als Booster die Vakzine von Moderna und Pfizer verimpft.

Eine lebenslange Immunität verspreche aber auch die Auffrischung wohl nicht, so der Immunologe Bernd Gänsbacher: „Ganz allgemein sind Coronaviren nicht sehr immunogen. Es gibt ja auch vier Erkältungscoronaviren, die etwa jedes Jahr wieder kommen.“

Maske im Freien in Südtirol
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In Südtirol könnte bald wieder eine Maskenpflicht im Freien verhängt werden

Gegen Einschränkungen für Geimpfte

Südtirol tue jedenfalls das Mögliche, um Menschen von der Impfung zu überzeugen und einen einfachen Zugang über Apotheken und Hausärztinnen und -ärzten zu garantieren, sagte Kompatscher. Er habe die Regierung in Rom gebeten, angesichts zunehmender Infektionszahlen in Südtirol restriktive Maßnahmen auf lokaler Ebene zu ergreifen. So will er die Maskenpflicht im Freien einführen. Kompatscher forderte darüber hinaus, dass eventuelle neue Restriktionen, die die Regierung ergreifen sollte, nicht geimpfte Personen belasten.

„Wir müssen dafür sorgen, dass, wer die Regeln respektiert hat und geimpft ist, nicht den eigenen Betrieb schließen muss und weiter arbeiten kann. Weitere Restriktionen wären vom sozialen Standpunkt unerträglich. Es geht um die psychische Gesundheit der Menschen. Auch wirtschaftlich können wir uns weitere Schließungen nicht erlauben. Wir hätten kein Geld für weitere Stützungsmaßnahmen“, so Kompatscher. Er möchte die dritte Impfdosis für alle Altersgruppen in Südtirol garantieren.