Das „absolute Worst-Case-Szenario“ sei eingetroffen – so formulierte es der Obmann des Fachverbandes Hotellerie in der Tiroler Wirtschaftskammer, Mario Gerber. Überrascht sei man über den jetzt kommenden Lockdown aber nicht. Die Maßnahme bringe aber jedenfalls Umsatzausfälle und die Sorge, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in andere Branchen abwandern könnten, so die Touristiker. Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser sprach von einer „totalen Katastrophe“. Man habe noch versucht, den Lockdown mit allen Mitteln zu verhindern, sei aber letztlich gescheitert.
Sorge um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
„Viele von uns standen gerade am Beginn der umsatzstärksten und wichtigsten Saison des Jahres. Unsere MitarbeiterInnen brauchen endlich wieder Sicherheit. Sie wollen arbeiten und bezahlt werden“, fassten Gerber und Geschäftsführer Thomas Geiger die Stimmung im Tourismus zusammen. Sie forderten finanzielle Zuschüsse von der Bundesregierung. Finanz- und Arbeitsminister haben am Donnerstag Unterstützungen zugesichert – mehr dazu in Regierung verlängert CoV-Hilfen.
Viele Betriebe hätten eigentlich am Montag wieder aufsperren wollen, erklärte Christoph Walser: „Die Mitarbeiter sind alle da. Die Betriebe können sie aber nicht in Kurzarbeit schicken, weil sie sie ja erst am Wochenende anmelden würden. Hier braucht es eine schnelle Lösung, sonst müssen alle wieder nach Hause geschickt werden. Es braucht Kurzarbeit ab dem ersten Tag“, forderte er. Am 13. Dezember, wenn der Lockdown für Geimpfte und Genesene enden soll, würden die Arbeitskräfte dann aller Voraussicht nach aber wieder benötigt. „Der Unmut und die Angst in der Unternehmerschaft sind riesig“, konstatierte er.
Ärger über Versäumnisse
Die niedere Impfquote und die derzeit exorbitant hohen Infektionszahlen ließen den Schluss zu, dass eine Reihe von Entscheidungen „falsch beziehungsweise zu spät“ getroffen worden seien, so Walser in Richtung Politik. „Wir stehen jetzt wieder am Nullpunkt und die Zahlen sind höher als vor einem Jahr. Da sind offensichtlich Fehler gemacht worden.“
Es sei jedenfalls nicht nachvollziehbar, dass es über die Monate nicht gelungen sei, einen größeren Fortschritt beim Impfen zu erzielen, kritisierten auch die Tourismusvertreter in der Wirtschaftskammer. Man hinke, wie schon im vergangenen Jahr, der rasanten Entwicklung bei Inzidenzen und Spitalsbelegungen hinterher und werde jetzt wieder in einen Lockdown geschickt. Und das obwohl die Branche seit der Wiederöffnung im Frühjahr sämtliche Maßnahmen mitgetragen und umgesetzt habe, zeigte man sich verärgert.
Auch Seilbahnen dürften stillstehen
Die genaue Lockdown-Verordnung fehlt derzeit noch und soll am Samstag vorliegen. Die Ankündigung der Bundesregierung dürfte aber bedeuten, dass auch die Seilbahnen im Land schließen müssen, davon gehe man jedenfalls aus, sagte Seilbahn-Sprecher Franz Hörl. „Wir nehmen das zähneknirschend zur Kenntnis. Wir hätten das nicht gebraucht, weil wir der Meinung sind, dass unsere Sicherheitskonzepte und unsere Winterverordnung ausreichen“, so Hörl. So seien laut AGES in der letzten Wintersaison keine Cluster in den Skigebieten entstanden.
Hoffnung auf Wintersaison nach Lockdown
Wichtig sei jedenfalls, dass der Lockdown, wie zugesichert, am 12. Dezember für Geimpfte und Genesene vorbei sei, betonte der Seilbahn-Sprecher. Nur dann könne man eine „einigermaßen normale Wintersaison haben“. Die Branche gehe davon aus, dass bei einer Wiederöffnung Mitte Dezember dann wieder dieselben Bedingungen wie jetzt gelten würden – also 2G und Maskenpflicht, so Hörl.
Auch die Vertreter der Tiroler Hotellerie in der Wirtschaftskammer schließen sich dieser Hoffnung an: „Unmittelbar braucht es jetzt für unsere Betriebe eine klare Strategie ab dem 12. Dezember. Wenn Weihnachten wieder ausfällt, haben wir ein richtiges Problem“, erklärte Tourismusvertreter Mario Gerber. Man müsse jedenfalls auch die Lage in den Nachbarstaaten beobachten, warnte Kammerpräsident Walser: „Wir sind auf den stärksten Markt Deutschland angewiesen – und da ist noch vieles unklar. Wenn dort auch ähnliche Maßnahmen getroffen werden, sehe ich schwarz für den Winter“, zeigte er sich pessimistisch.