Rudi Federspiel, Andrea Haselwanter-Schneider, Dominik Oberhofer
ORF/Viktoria Waldegger
ORF/Viktoria Waldegger
Politik

Opposition fordert Sofortmaßnahmen

Die Oppositionsparteien FPÖ, NEOS und Liste Fritz haben am Montag wegen des Corona-Managements zu einem Frontalangriff auf die Landesregierung angesetzt. Sie orten blankes Chaos und fordern in einem Landtags-Dringlichkeitsantrag „Sofortmaßnahmen“.

„Versäumnisse und Überforderung noch und nöcher“ lautete der Befund der Oppositionsparteien, der in dem Dringlichkeitsantrag gipfelt, der diese Woche bei den beiden Landtagssitzungen eingebracht wird. Die Regierung von ÖVP und Grünen habe angesichts der derzeitigen Corona-Lage quasi kapituliert, kritisierte Liste Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider bei einer Pressekonferenz mit ihren Oppositionskollegen.

„Es kann nicht sein, dass alles aufgegeben wird“, zeigte sie sich empört. Die Oppositionspolitikerin spielte unter anderem darauf an, dass vergangene Woche bekanntgegeben worden war, dass das Contact-Tracing in Tirol nicht mehr im bisherigen Ausmaß aufrechtzuerhalten ist und nur mehr positiv getestete Menschen behördlich abgesondert werden – mehr dazu in Nur positiv Getestete müssen sich absondern.

Oberhofer: „Mir ist das Gesicht eingeschlafen“

„Mir ist das Gesicht eingeschlafen, als ich hörte, dass es nicht einmal mehr Absonderungsbescheide gibt“, zeigte sich NEO-Klubchef Dominik Oberhofer nicht weniger empört. Auch sei es unglaublich, dass mittlerweile nicht einmal mehr ein Testmanagement in Alten- und Pflegeheimen existiere, ergänzte Haselwanter-Schneider.

Letzteres aufzustellen, sei eine der acht selbstverständlichen Forderungen, die in dem Dringlichkeitsantrag formuliert sind. Es müsse überdies dringend das Contact-Tracing personell aufgestockt und die Bezirkshauptmannschaften wieder miteingebunden werden.

Rudi Federspiel, Andrea Haselwanter-Schneider, Dominik Oberhofer
ORF/Viktoria Waldegger
Rudi Federspiel, Andrea Haselwanter-Schneider und Dominik Oberhofer fordern Sofortmaßnahmen der Regierung

Laute Kritik an LH Platter und Gesundheitslandesrätin Leja

Auch Booster-Impfungen für das Lehrpersonal im Pflichtschulbereich, beschleunigte und unkomplizierte „Dritter Stich“-Impfungen wie in Wien und die Übernahme des Wiener-Konzepts „Alles gurgelt“ listeten Oberhofer und Haselwanter-Schneider als oppositionelle Forderungen auf. Zudem sei es das mindeste, allen abgesonderten Personen, auch K1-Personen, weiterhin Bescheide der Behörde auszustellen.

„Es führt uns niemand“, ging auch der NEOS-Frontmann mit Schwarz-Grün im Allgemeinen und mit LH Günther Platter sowie Gesundheitslandesrätin Annette Leja (beide ÖVP) im Speziellen scharf ins Gericht. Darüber hinaus laboriere Elmar Rizzoli, Vorstand des Tiroler Zentrums für Krisen und Katastrophenmanagements, offenbar an „Überarbeitungssymptomen“. „Es ist keine Politik, der FPÖ in Sachen Corona alles in die Schuhe zu schieben“, richtete Oberhofer den schwarz-grün Verantwortlichen aus. Dass es etwa in der zweitgrößten Stadt Tirols, Kufstein, keine eigene Impfstraße gebe, sei unfassbar.

Federspiel warb offen für Impfen

Der Innsbrucker FPÖ-Stadtparteiobmann Rudi Federspiel, der den mit Corona infizierten Landesparteichef Markus Abwerzger vertrat, attestierte der Landesregierung ein kommunikatives Chaos. Sie gehöre in die Wüste geschickt, sollte sie nicht fähig sein, endlich zu handeln.

Federspiel bemängelte beispielsweise, dass es teilweise ewig dauere, bis Menschen einen PCR-Testtermin bekommen würden. Offen warb Federspiel für das Impfen, es bleibe aber die Entscheidung jedes Einzelnen, sich impfen zu lassen. Als Gegenposition zu FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl wollte Federspiel dies nicht dargestellt wissen, schließlich habe dieser noch nie zum Nicht-Impfen aufgerufen.

SPÖ will Antrag im Landtag unterstützen

Sollte Schwarz-Grün im Landtag dem Dringlichkeitsantrag nicht zustimmen, will sich Federspiel nicht mit einem Misstrauensantrag gegen die Regierung begnügen. Dann werde die FPÖ eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft wegen Unterlassung einbringen, kündigte er an. Oberhofer trat in diesem Fall vehement für einen Misstrauensantrag ein, Haselwanter-Schneider will sich dem „nicht verschließen“.

Mit der SPÖ war die größte Oppositionspartei bei der Pressekonferenz nicht dabei. Man habe zuvor die Showpolitik in dieser ernsten Phase abgelehnt, werde aber den Antrag am Mittwoch im Landtag mittragen, hieß es von der SPÖ.