Dass es irgendwo im Maukenwald früher einen Richtplatz gab, war bekannt. Die genaue Position war aber nicht überliefert. Die Ortschronisten in Radfeld wollten in dieser Frage aber nicht aufgeben, wie Helmut Innerbichler schildert. Man sei immer wieder durch den Wald gestreift, sein Sohn habe dort einen auffälligen Hügel entdeckt: „Der war acht mal acht Meter quadratisch angelegt, 60 bis 70 Zentimeter höher als der übrige Waldboden. Und das ist sehr verdächtig, weil an dieser Stelle könnte der Galgen gestanden sein“, so die damalige Vermutung des Ortschronisten.
Er verständigte Denkmalamt und Archäologen der Universität Innsbruck. Sie begannen zu graben und fanden tatsächlich die lang verschollene Richtstätte. „Wir haben eine Mauer rundherum, oben war eine ebene Fläche. Da wird vermutlich der Galgen gestanden sein“, erklärt die Archäologin Stefanie Heim die Entdeckungen.
Bei den Grabungen stießen die Forscher auch auf zwei Skelette in unterschiedlicher Tiefe. Laut Grabungsleiter Bert Ilsinger handelt es sich dabei höchstwahrscheinlich um die Überreste von zwei Männern mittleren Alters. Bei einem der Skelette war der Schädel im Bauchbereich zu finden. Entweder sei der Schädel in diesem Fall später verschoben worden oder es deute eben auf eine Enthauptung hin, so Ilsinger.
16 Hinrichtungsstätten in Nordtirol
16 Richtplätze gab es einst in Nordtirol. Jener im Maukenwald gehörte zum Hochgericht Rattenberg und wurde 1683 errichtet. Die Grabungen in Radfeld, die von Gemeinde und Land unterstützt wurden, stehen vor dem Abschluss. Die Skelette an der Universität Innsbruck weiter untersucht.
„Wir können von den Skeletten den Alterszustand bestimmen, wir können DNA-Analysen machen. Wir haben gut erhaltene Zähne noch dabei bei dem Skelett. Und damit kriegen wir einen Aufschluss über Ernährung, über Lebensgewohnheiten und wer diese Menschen eigentlich gewesen sind“, erklärt der Grabungsleiter.
Radfeld als „geschichtsträchtiger Ort“
Die erhöhte Stelle des Hinrichtungsplatzes mit dem Galgen sollte wohl auch abschreckende Wirkung haben, mutmaßt der zweite Radfelder Ortschronist Horst Duftner: „Die Leute, die da vorgegangen sind, die haben sich umgedreht und haben sich etwas gedacht dabei.“ Für die Ortschronisten bleibt spannend, wer die zwei Männer waren, deren Überreste im Maukenwald entdeckt wurden. Die Hobbyhistoriker hoffen, dass die weiteren Untersuchungen der Skelette hier noch Aufschlüsse und das Schicksal der beiden erhellen können.
Der Radfelder Bürgermeister Josef Auer sieht in dem Fund jedenfalls eine Bestätigung, dass seine Gemeinde ein geschichtsträchtiger Ort sei. Die Ausgrabungen im Maukenwald erlauben dabei einen einzigartigen Blick in die Vergangenheit der Region, sind sich Ortschronisten und Gemeindechef einig.